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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Der durch den Regen
Gleich aber fing der kurze Regen,
Eh mans gedacht, an, sich zu legen;
Es brach der hellen Sonne Schein,
Von neuem, überall herein.
Da hätte man ein Blitzen, Glimmern,
Ein Funkeln, Spielen, Glänzen, Schimmern,
Jm ganzen Walde, sollen sehn
Jn einem Augenblick entstehn!
Ein jedes Kraut, ein jedes Blatt,
Das, von dem Regen, naß und glatt,
Bedeckt ein heller Silber-Schein.
Ja, wie ein glattes Spiegel-Glas,
Sah man die Stellen, welche naß,
Viel Blätter-Bilderchen formieren,
Von andern Blättern, die man nah,
Und sich in ihnen bilden, sah.
Wohin man seine Blicke schickte,
Sah man, in dem begrünten Dunkeln,
Fast nichts, als Diamanten, funkeln,
Und an verschiedner Blätter Spitzen,
Dem Schein nach, helle Lichter blitzen;
Zumal, wo große Tropfen hingen,
Worinn der Sonne bunte Strahlen,
Die sie mit vielen Farben mahlen,
Sich dringen, und zurücke springen.
Jch stutzt', und liesse diese Pracht,
Die über Wunder Wunder schön,
Mir, durch das Aug', ans Herze gehn.
E[s]
Der durch den Regen
Gleich aber fing der kurze Regen,
Eh mans gedacht, an, ſich zu legen;
Es brach der hellen Sonne Schein,
Von neuem, uͤberall herein.
Da haͤtte man ein Blitzen, Glimmern,
Ein Funkeln, Spielen, Glaͤnzen, Schimmern,
Jm ganzen Walde, ſollen ſehn
Jn einem Augenblick entſtehn!
Ein jedes Kraut, ein jedes Blatt,
Das, von dem Regen, naß und glatt,
Bedeckt ein heller Silber-Schein.
Ja, wie ein glattes Spiegel-Glas,
Sah man die Stellen, welche naß,
Viel Blaͤtter-Bilderchen formieren,
Von andern Blaͤttern, die man nah,
Und ſich in ihnen bilden, ſah.
Wohin man ſeine Blicke ſchickte,
Sah man, in dem begruͤnten Dunkeln,
Faſt nichts, als Diamanten, funkeln,
Und an verſchiedner Blaͤtter Spitzen,
Dem Schein nach, helle Lichter blitzen;
Zumal, wo große Tropfen hingen,
Worinn der Sonne bunte Strahlen,
Die ſie mit vielen Farben mahlen,
Sich dringen, und zuruͤcke ſpringen.
Jch ſtutzt’, und lieſſe dieſe Pracht,
Die uͤber Wunder Wunder ſchoͤn,
Mir, durch das Aug’, ans Herze gehn.
E[s]
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[38/0052] Der durch den Regen Gleich aber fing der kurze Regen, Eh mans gedacht, an, ſich zu legen; Es brach der hellen Sonne Schein, Von neuem, uͤberall herein. Da haͤtte man ein Blitzen, Glimmern, Ein Funkeln, Spielen, Glaͤnzen, Schimmern, Jm ganzen Walde, ſollen ſehn Jn einem Augenblick entſtehn! Ein jedes Kraut, ein jedes Blatt, Das, von dem Regen, naß und glatt, Bedeckt ein heller Silber-Schein. Ja, wie ein glattes Spiegel-Glas, Sah man die Stellen, welche naß, Viel Blaͤtter-Bilderchen formieren, Von andern Blaͤttern, die man nah, Und ſich in ihnen bilden, ſah. Wohin man ſeine Blicke ſchickte, Sah man, in dem begruͤnten Dunkeln, Faſt nichts, als Diamanten, funkeln, Und an verſchiedner Blaͤtter Spitzen, Dem Schein nach, helle Lichter blitzen; Zumal, wo große Tropfen hingen, Worinn der Sonne bunte Strahlen, Die ſie mit vielen Farben mahlen, Sich dringen, und zuruͤcke ſpringen. Jch ſtutzt’, und lieſſe dieſe Pracht, Die uͤber Wunder Wunder ſchoͤn, Mir, durch das Aug’, ans Herze gehn. Es

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/52>, abgerufen am 22.11.2024.