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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Göttliche Offenbahrung
Uns Seiner Güt' und Huld zu freuen, Sein' unum-
schränkte Macht zu ehren,

Die tiefe Weisheit zu bewundern, und Sein unendlichs
Lob zu mehren.

Jn welchem viehischen Betragen, ich, gegen Gott, die
größte Sünde,

Man sag' auch, was man will, dagegen, von allen
andern Sünden, finde.

Die allermeisten andern Sünden betreffen unsern
Nächsten nur;

Hier sündigen wir gegen Gott. Die Sünde wider die
Natur

Jst dieser Sünde rechter Name. Ein viehisch Laster!
Doch, ein Vieh,

Jndem es die Vernunft nicht hat, und Gott nicht kennt,
begeht es nie.
"Wir haben die Vernunft bekommen, um einen
Schöpfer zu erkennen:

"Jn Seinen Werken zeigt Er Sich; Sein Wesen,
Weisheit, Lieb' und Macht,

"Sein Daseyn zeigt die Creatur. Daher wird man
sie nicht nur können;

"Man wird dieselbe wirklich müssen, die erste Offen-
bahrung nennen.

"Es giebt sie uns der Erden Schmuck; es giebt sie uns
des Himmels Pracht,

"Jn einer hellen Schrift, zu lesen. Ein Gott hat uns
hervorgebracht!
"Ruft uns die Stimme der Natur, aus allen ihren Wer-
ken, zu.

"Die

Goͤttliche Offenbahrung
Uns Seiner Guͤt’ und Huld zu freuen, Sein’ unum-
ſchraͤnkte Macht zu ehren,

Die tiefe Weisheit zu bewundern, und Sein unendlichs
Lob zu mehren.

Jn welchem viehiſchen Betragen, ich, gegen Gott, die
groͤßte Suͤnde,

Man ſag’ auch, was man will, dagegen, von allen
andern Suͤnden, finde.

Die allermeiſten andern Suͤnden betreffen unſern
Naͤchſten nur;

Hier ſuͤndigen wir gegen Gott. Die Suͤnde wider die
Natur

Jſt dieſer Suͤnde rechter Name. Ein viehiſch Laſter!
Doch, ein Vieh,

Jndem es die Vernunft nicht hat, und Gott nicht kennt,
begeht es nie.
“Wir haben die Vernunft bekommen, um einen
Schoͤpfer zu erkennen:

“Jn Seinen Werken zeigt Er Sich; Sein Weſen,
Weisheit, Lieb’ und Macht,

“Sein Daſeyn zeigt die Creatur. Daher wird man
ſie nicht nur koͤnnen;

“Man wird dieſelbe wirklich muͤſſen, die erſte Offen-
bahrung nennen.

“Es giebt ſie uns der Erden Schmuck; es giebt ſie uns
des Himmels Pracht,

“Jn einer hellen Schrift, zu leſen. Ein Gott hat uns
hervorgebracht!
“Ruft uns die Stimme der Natur, aus allen ihren Wer-
ken, zu.

“Die
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[492/0506] Goͤttliche Offenbahrung Uns Seiner Guͤt’ und Huld zu freuen, Sein’ unum- ſchraͤnkte Macht zu ehren, Die tiefe Weisheit zu bewundern, und Sein unendlichs Lob zu mehren. Jn welchem viehiſchen Betragen, ich, gegen Gott, die groͤßte Suͤnde, Man ſag’ auch, was man will, dagegen, von allen andern Suͤnden, finde. Die allermeiſten andern Suͤnden betreffen unſern Naͤchſten nur; Hier ſuͤndigen wir gegen Gott. Die Suͤnde wider die Natur Jſt dieſer Suͤnde rechter Name. Ein viehiſch Laſter! Doch, ein Vieh, Jndem es die Vernunft nicht hat, und Gott nicht kennt, begeht es nie. “Wir haben die Vernunft bekommen, um einen Schoͤpfer zu erkennen: “Jn Seinen Werken zeigt Er Sich; Sein Weſen, Weisheit, Lieb’ und Macht, “Sein Daſeyn zeigt die Creatur. Daher wird man ſie nicht nur koͤnnen; “Man wird dieſelbe wirklich muͤſſen, die erſte Offen- bahrung nennen. “Es giebt ſie uns der Erden Schmuck; es giebt ſie uns des Himmels Pracht, “Jn einer hellen Schrift, zu leſen. Ein Gott hat uns hervorgebracht! “Ruft uns die Stimme der Natur, aus allen ihren Wer- ken, zu. “Die

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/506>, abgerufen am 10.05.2024.