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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Die Einheit des Schöpfers.
"Mit andern Sonnen uns begreiflich: warum kann
jede Sonne nicht,

"Nebst ihren planetarschen Erden, für sie besonders
eingericht,

"Von einem eignen Gott geschaffen, erhalten und
regieret seyn?

"Der Mangel des Zusammenhangs, im großen Ganzen,
bloß allein,

"Giebt meiner Meynung das Gewicht:
"Der Raum von Millionen Meilen, der zwischen jedem
sich befindet,

"Behindert ja, daß keine Sonne sich mit der andern
je verbindet.

Jch stutzt', ob diesem Satz, ein wenig. Allein, so
bald ich mich besann,

Erwiedert' ich, mit ernstem Lächeln: "Wie geht ein
solcher Schluß doch an,

"Der sich auf keine Wahrheit gründet? Die großen
Welt-Gebäude hangen,

"Unleugbar, unter sich zusammen. Jndem wir der
Gestirne Prangen,

"Mit unsern Augen, sehen können, und wir, durch ihren
Wunder-Schein,

"Jhr helles Funkeln, Blitzen, Glänzen, und lichte Herr-
lichkeit, gerühret,

"Durch die Bewundrung ihrer Ordnung und Größen,
zu der Quell geführet,

"Von ihren Größen, ihrer Ordnung, zum wahren Gott
geleitet seyn;

"So sind sie nicht für uns umsonst. Ja, wäre dieß
noch nicht genug;

"So

Die Einheit des Schoͤpfers.
“Mit andern Sonnen uns begreiflich: warum kann
jede Sonne nicht,

“Nebſt ihren planetarſchen Erden, fuͤr ſie beſonders
eingericht,

“Von einem eignen Gott geſchaffen, erhalten und
regieret ſeyn?

“Der Mangel des Zuſammenhangs, im großen Ganzen,
bloß allein,

“Giebt meiner Meynung das Gewicht:
“Der Raum von Millionen Meilen, der zwiſchen jedem
ſich befindet,

“Behindert ja, daß keine Sonne ſich mit der andern
je verbindet.

Jch ſtutzt’, ob dieſem Satz, ein wenig. Allein, ſo
bald ich mich beſann,

Erwiedert’ ich, mit ernſtem Laͤcheln: “Wie geht ein
ſolcher Schluß doch an,

“Der ſich auf keine Wahrheit gruͤndet? Die großen
Welt-Gebaͤude hangen,

“Unleugbar, unter ſich zuſammen. Jndem wir der
Geſtirne Prangen,

“Mit unſern Augen, ſehen koͤnnen, und wir, durch ihren
Wunder-Schein,

“Jhr helles Funkeln, Blitzen, Glaͤnzen, und lichte Herr-
lichkeit, geruͤhret,

“Durch die Bewundrung ihrer Ordnung und Groͤßen,
zu der Quell gefuͤhret,

“Von ihren Groͤßen, ihrer Ordnung, zum wahren Gott
geleitet ſeyn;

“So ſind ſie nicht fuͤr uns umſonſt. Ja, waͤre dieß
noch nicht genug;

“So
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[484/0498] Die Einheit des Schoͤpfers. “Mit andern Sonnen uns begreiflich: warum kann jede Sonne nicht, “Nebſt ihren planetarſchen Erden, fuͤr ſie beſonders eingericht, “Von einem eignen Gott geſchaffen, erhalten und regieret ſeyn? “Der Mangel des Zuſammenhangs, im großen Ganzen, bloß allein, “Giebt meiner Meynung das Gewicht: “Der Raum von Millionen Meilen, der zwiſchen jedem ſich befindet, “Behindert ja, daß keine Sonne ſich mit der andern je verbindet. Jch ſtutzt’, ob dieſem Satz, ein wenig. Allein, ſo bald ich mich beſann, Erwiedert’ ich, mit ernſtem Laͤcheln: “Wie geht ein ſolcher Schluß doch an, “Der ſich auf keine Wahrheit gruͤndet? Die großen Welt-Gebaͤude hangen, “Unleugbar, unter ſich zuſammen. Jndem wir der Geſtirne Prangen, “Mit unſern Augen, ſehen koͤnnen, und wir, durch ihren Wunder-Schein, “Jhr helles Funkeln, Blitzen, Glaͤnzen, und lichte Herr- lichkeit, geruͤhret, “Durch die Bewundrung ihrer Ordnung und Groͤßen, zu der Quell gefuͤhret, “Von ihren Groͤßen, ihrer Ordnung, zum wahren Gott geleitet ſeyn; “So ſind ſie nicht fuͤr uns umſonſt. Ja, waͤre dieß noch nicht genug; “So

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 484. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/498>, abgerufen am 23.11.2024.