Jndem ich hier, vom reinen Thau, Den bunten Glanz und Schimmer schau, Fällt mir, bey seiner Schönheit, ein: Daß fast durch nichts, auf dieser Welt, Die Herrlichkeit vom Sonnenschein Uns herrlicher wird vorgestellt, Als durch den klaren Thau allein.
Nicht nur ein kleines Sonnen-Bild Hat jedes Tröpfchen angefüllt; Die sieben Farben ihrer Strahlen Sieht man darinn sich deutlich mahlen: Man siehet Purpur, gelb und blau, Auch roth, und weiß, und grün, im Thau; So, wie bekannt, vom Sonnenschein, Und ihrem Strahl, die Farben seyn.
Man wird dahero füglich können Die Tröpfchen, Sonnen-Spiegel nennen, Die Kraut und Gras und Land befeuchten, Doch auch zugleich die Welt erleuchten, Daß sie, was in der Sonne schön, Auch kann auf unsrer Erde sehn.
Schöpfer Himmels und der Erden! Sollte dann, durch alle Zier Deiner Wunder, nicht in mir Eine Zuversicht zu dir Billig auch gewirket werden?
Lehren
Der Thau.
Jndem ich hier, vom reinen Thau, Den bunten Glanz und Schimmer ſchau, Faͤllt mir, bey ſeiner Schoͤnheit, ein: Daß faſt durch nichts, auf dieſer Welt, Die Herrlichkeit vom Sonnenſchein Uns herrlicher wird vorgeſtellt, Als durch den klaren Thau allein.
Nicht nur ein kleines Sonnen-Bild Hat jedes Troͤpfchen angefuͤllt; Die ſieben Farben ihrer Strahlen Sieht man darinn ſich deutlich mahlen: Man ſiehet Purpur, gelb und blau, Auch roth, und weiß, und gruͤn, im Thau; So, wie bekannt, vom Sonnenſchein, Und ihrem Strahl, die Farben ſeyn.
Man wird dahero fuͤglich koͤnnen Die Troͤpfchen, Sonnen-Spiegel nennen, Die Kraut und Gras und Land befeuchten, Doch auch zugleich die Welt erleuchten, Daß ſie, was in der Sonne ſchoͤn, Auch kann auf unſrer Erde ſehn.
Schoͤpfer Himmels und der Erden! Sollte dann, durch alle Zier Deiner Wunder, nicht in mir Eine Zuverſicht zu dir Billig auch gewirket werden?
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Der Thau.
Jndem ich hier, vom reinen Thau,
Den bunten Glanz und Schimmer ſchau,
Faͤllt mir, bey ſeiner Schoͤnheit, ein:
Daß faſt durch nichts, auf dieſer Welt,
Die Herrlichkeit vom Sonnenſchein
Uns herrlicher wird vorgeſtellt,
Als durch den klaren Thau allein.
Nicht nur ein kleines Sonnen-Bild
Hat jedes Troͤpfchen angefuͤllt;
Die ſieben Farben ihrer Strahlen
Sieht man darinn ſich deutlich mahlen:
Man ſiehet Purpur, gelb und blau,
Auch roth, und weiß, und gruͤn, im Thau;
So, wie bekannt, vom Sonnenſchein,
Und ihrem Strahl, die Farben ſeyn.
Man wird dahero fuͤglich koͤnnen
Die Troͤpfchen, Sonnen-Spiegel nennen,
Die Kraut und Gras und Land befeuchten,
Doch auch zugleich die Welt erleuchten,
Daß ſie, was in der Sonne ſchoͤn,
Auch kann auf unſrer Erde ſehn.
Schoͤpfer Himmels und der Erden!
Sollte dann, durch alle Zier
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Eine Zuverſicht zu dir
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/48>, abgerufen am 24.11.2024.
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