Jn den so süß verwirrten Tiefen, wohin der Sonne[n] Strahl nie drung, Herrscht unten eine grüne Nacht; dann eine grü[ne] Dämmerung, Die unser Auge kühlt und stärkt, ergetzt, erquicket u[nd] erfrischet, Wenn, etwas höher, mit der Dämmrung ein zart gemi[l-] dert Licht sich mischet, Und oben, auf den netten Spitzen, Jn einem Schimmer-reichen Glanz, viel kleine grü[ne] Lichter blitzen, Wodurch, in so verschiednem Grünen, da eins das ande[re] erhöht, Ein lieblich angenehm Gemisch, das unsre Blicke lab[et] entsteht.
Wie schmeichelt es nicht dem Gefühl, Da Gras und Kraut so lieblich kühl, Wenn es im Sommer heiß und schwühl, Und man ins frische Gras sich setzet; Da es, selbst dem erhitzten Blut, Von aussen wohl und sanfte thut, Zugleich auch innerlich ergetzet, Da, aus der Kühlung, eine Lust, Die unser Herz vergnügt, entspringet, Und sich von aussen in die Brust, Durch so viel kleine Nerven, dringet. Es seh' ein menschlich Auge dann, Mit Fleiß, mit Lust und Andacht, an, Was für ein Schatz, von Nutz und Lust, Der sich aufs Vieh, und uns, erstrecket, Und, manchem, leider! unbewußt, Nur bloß allein im Grase stecket.
Ei[n]
Nutzen und Schoͤnheit des Graſes.
Jn den ſo ſuͤß verwirrten Tiefen, wohin der Sonne[n] Strahl nie drung, Herrſcht unten eine gruͤne Nacht; dann eine gruͤ[ne] Daͤmmerung, Die unſer Auge kuͤhlt und ſtaͤrkt, ergetzt, erquicket u[nd] erfriſchet, Wenn, etwas hoͤher, mit der Daͤmmrung ein zart gemi[l-] dert Licht ſich miſchet, Und oben, auf den netten Spitzen, Jn einem Schimmer-reichen Glanz, viel kleine gruͤ[ne] Lichter blitzen, Wodurch, in ſo verſchiednem Gruͤnen, da eins das ande[re] erhoͤht, Ein lieblich angenehm Gemiſch, das unſre Blicke lab[et] entſteht.
Wie ſchmeichelt es nicht dem Gefuͤhl, Da Gras und Kraut ſo lieblich kuͤhl, Wenn es im Sommer heiß und ſchwuͤhl, Und man ins friſche Gras ſich ſetzet; Da es, ſelbſt dem erhitzten Blut, Von auſſen wohl und ſanfte thut, Zugleich auch innerlich ergetzet, Da, aus der Kuͤhlung, eine Luſt, Die unſer Herz vergnuͤgt, entſpringet, Und ſich von auſſen in die Bruſt, Durch ſo viel kleine Nerven, dringet. Es ſeh’ ein menſchlich Auge dann, Mit Fleiß, mit Luſt und Andacht, an, Was fuͤr ein Schatz, von Nutz und Luſt, Der ſich aufs Vieh, und uns, erſtrecket, Und, manchem, leider! unbewußt, Nur bloß allein im Graſe ſtecket.
Ei[n]
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Nutzen und Schoͤnheit des Graſes.
Jn den ſo ſuͤß verwirrten Tiefen, wohin der Sonnen
Strahl nie drung,
Herrſcht unten eine gruͤne Nacht; dann eine gruͤne
Daͤmmerung,
Die unſer Auge kuͤhlt und ſtaͤrkt, ergetzt, erquicket und
erfriſchet,
Wenn, etwas hoͤher, mit der Daͤmmrung ein zart gemil-
dert Licht ſich miſchet,
Und oben, auf den netten Spitzen,
Jn einem Schimmer-reichen Glanz, viel kleine gruͤne
Lichter blitzen,
Wodurch, in ſo verſchiednem Gruͤnen, da eins das andere
erhoͤht,
Ein lieblich angenehm Gemiſch, das unſre Blicke labet
entſteht.
Wie ſchmeichelt es nicht dem Gefuͤhl,
Da Gras und Kraut ſo lieblich kuͤhl,
Wenn es im Sommer heiß und ſchwuͤhl,
Und man ins friſche Gras ſich ſetzet;
Da es, ſelbſt dem erhitzten Blut,
Von auſſen wohl und ſanfte thut,
Zugleich auch innerlich ergetzet,
Da, aus der Kuͤhlung, eine Luſt,
Die unſer Herz vergnuͤgt, entſpringet,
Und ſich von auſſen in die Bruſt,
Durch ſo viel kleine Nerven, dringet.
Es ſeh’ ein menſchlich Auge dann,
Mit Fleiß, mit Luſt und Andacht, an,
Was fuͤr ein Schatz, von Nutz und Luſt,
Der ſich aufs Vieh, und uns, erſtrecket,
Und, manchem, leider! unbewußt,
Nur bloß allein im Graſe ſtecket.
Ein
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/46>, abgerufen am 16.07.2024.
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