Und dennoch müssen wir ihr Wesen nicht gar zu groß, und höher, schätzen, Als es die Wahrheit uns erlaubt; noch sie in einen Rang versetzen, So keiner Creatur gebührt: wie es von manchem Volk geschehn, Und von verschiednen Philosophen, die sie als Ursprung angesehn, Von allem Licht und allem Feuer. Auch bey der Sonne fernen Pracht, Und mitten in der dicksten Nacht, Jst noch bey uns ein Feur vorhanden. Der Schöpfer macht, daß eine Gluht, Sowohl in unsrer niedern Luft, als oben in der Erde, ruht; Ein Element, das voller Kraft und Schnelligkeit: man würd' es können, Mit Recht, da es für uns allein gemacht, ein irdisch Feuer nennen. Dieß unterhält uns unser Lebe[n], und hat sein Wesen nicht vom Licht, Jmgleichen von der Sonne nicht; Doch wird es von der Kraft derselben und ihrer immer regen Macht, Zu aller Creaturen Nutzen, belebt und in Bewegung bracht. Es ist, ob es gleich nicht zu sehn, doch gegenwärtig in der Nacht, Da es zuweilen unsern Augen sich, in den Funken, sicht- bar macht. Am hellen Tage wird es nur durchs Sonnen-Feur ge- preßt, gerieben, Jn einen starken Drang gesetzt, und heftig nach uns her getrieben:
Daß
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des Lichts und der Waͤrme.
Und dennoch muͤſſen wir ihr Weſen nicht gar zu groß, und hoͤher, ſchaͤtzen, Als es die Wahrheit uns erlaubt; noch ſie in einen Rang verſetzen, So keiner Creatur gebuͤhrt: wie es von manchem Volk geſchehn, Und von verſchiednen Philoſophen, die ſie als Urſprung angeſehn, Von allem Licht und allem Feuer. Auch bey der Sonne fernen Pracht, Und mitten in der dickſten Nacht, Jſt noch bey uns ein Feur vorhanden. Der Schoͤpfer macht, daß eine Gluht, Sowohl in unſrer niedern Luft, als oben in der Erde, ruht; Ein Element, das voller Kraft und Schnelligkeit: man wuͤrd’ es koͤnnen, Mit Recht, da es fuͤr uns allein gemacht, ein irdiſch Feuer nennen. Dieß unterhaͤlt uns unſer Lebe[n], und hat ſein Weſen nicht vom Licht, Jmgleichen von der Sonne nicht; Doch wird es von der Kraft derſelben und ihrer immer regen Macht, Zu aller Creaturen Nutzen, belebt und in Bewegung bracht. Es iſt, ob es gleich nicht zu ſehn, doch gegenwaͤrtig in der Nacht, Da es zuweilen unſern Augen ſich, in den Funken, ſicht- bar macht. Am hellen Tage wird es nur durchs Sonnen-Feur ge- preßt, gerieben, Jn einen ſtarken Drang geſetzt, und heftig nach uns her getrieben:
Daß
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des Lichts und der Waͤrme.
Und dennoch muͤſſen wir ihr Weſen nicht gar zu groß,
und hoͤher, ſchaͤtzen,
Als es die Wahrheit uns erlaubt; noch ſie in einen
Rang verſetzen,
So keiner Creatur gebuͤhrt: wie es von manchem Volk
geſchehn,
Und von verſchiednen Philoſophen, die ſie als Urſprung
angeſehn,
Von allem Licht und allem Feuer. Auch bey der Sonne
fernen Pracht,
Und mitten in der dickſten Nacht,
Jſt noch bey uns ein Feur vorhanden. Der Schoͤpfer
macht, daß eine Gluht,
Sowohl in unſrer niedern Luft, als oben in der Erde, ruht;
Ein Element, das voller Kraft und Schnelligkeit: man
wuͤrd’ es koͤnnen,
Mit Recht, da es fuͤr uns allein gemacht, ein irdiſch
Feuer nennen.
Dieß unterhaͤlt uns unſer Leben, und hat ſein Weſen
nicht vom Licht,
Jmgleichen von der Sonne nicht;
Doch wird es von der Kraft derſelben und ihrer immer
regen Macht,
Zu aller Creaturen Nutzen, belebt und in Bewegung bracht.
Es iſt, ob es gleich nicht zu ſehn, doch gegenwaͤrtig in
der Nacht,
Da es zuweilen unſern Augen ſich, in den Funken, ſicht-
bar macht.
Am hellen Tage wird es nur durchs Sonnen-Feur ge-
preßt, gerieben,
Jn einen ſtarken Drang geſetzt, und heftig nach uns her
getrieben:
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/389>, abgerufen am 16.08.2024.
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