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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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des Lichts und der Wärme.
Daß, sonder Luft-Kreiß, auch kein Tag auf unsrer Erde
könnt' entstehn:

Weil bloß die Luft, durchs Reflectiren, der Sonnen Schein
so sehr verstärkt,

Daß man, durch das vermehrte Licht, der Sterne Ge-
genwart nicht merkt.

Und also würde zwar die Sonne sich über unserm Haupt
erhöhn;

Doch würden wir, wo unser Luft-Kreiß nicht da wär,
oder sollte schwinden,

Uns, selber bey der Sonnen Glanz, in einer steten Nacht
befinden:

Jn welcher dann, mit unsrer Nacht, sich noch ein solcher
Unterscheid

Eräugen würde, daß, da jetzt, in einem angenehmen
blauen,

Und einem lieblich-holden Grunde, das funkelnde Gestirn
zu schauen;

Der Grund dann würde dunkel seyn, und schwarz, recht
als ein Trauer-Kleid.
Wie? wirfst du mir vielleicht noch weiter, bey diesen
meinen Schlüssen, ein:

Soll denn der schöne blaue Himmel hinfüro nun nichts
anders seyn,

Als wie ein wenig Luft und Wasser? Soll denn nur
bloß, von unsrer Erden,

Als ein' um sie gespannte Decke, der Himmel angesehen
werden?

Jch spreche: Ja. Und dieses ist ein solches Wunder,
welches wir

Besonders zu bewundern haben. Uns zeiget diese Ord-
nung hier
Recht
8 Theil. A a
des Lichts und der Waͤrme.
Daß, ſonder Luft-Kreiß, auch kein Tag auf unſrer Erde
koͤnnt’ entſtehn:

Weil bloß die Luft, durchs Reflectiren, der Sonnen Schein
ſo ſehr verſtaͤrkt,

Daß man, durch das vermehrte Licht, der Sterne Ge-
genwart nicht merkt.

Und alſo wuͤrde zwar die Sonne ſich uͤber unſerm Haupt
erhoͤhn;

Doch wuͤrden wir, wo unſer Luft-Kreiß nicht da waͤr,
oder ſollte ſchwinden,

Uns, ſelber bey der Sonnen Glanz, in einer ſteten Nacht
befinden:

Jn welcher dann, mit unſrer Nacht, ſich noch ein ſolcher
Unterſcheid

Eraͤugen wuͤrde, daß, da jetzt, in einem angenehmen
blauen,

Und einem lieblich-holden Grunde, das funkelnde Geſtirn
zu ſchauen;

Der Grund dann wuͤrde dunkel ſeyn, und ſchwarz, recht
als ein Trauer-Kleid.
Wie? wirfſt du mir vielleicht noch weiter, bey dieſen
meinen Schluͤſſen, ein:

Soll denn der ſchoͤne blaue Himmel hinfuͤro nun nichts
anders ſeyn,

Als wie ein wenig Luft und Waſſer? Soll denn nur
bloß, von unſrer Erden,

Als ein’ um ſie geſpannte Decke, der Himmel angeſehen
werden?

Jch ſpreche: Ja. Und dieſes iſt ein ſolches Wunder,
welches wir

Beſonders zu bewundern haben. Uns zeiget dieſe Ord-
nung hier
Recht
8 Theil. A a
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[369/0383] des Lichts und der Waͤrme. Daß, ſonder Luft-Kreiß, auch kein Tag auf unſrer Erde koͤnnt’ entſtehn: Weil bloß die Luft, durchs Reflectiren, der Sonnen Schein ſo ſehr verſtaͤrkt, Daß man, durch das vermehrte Licht, der Sterne Ge- genwart nicht merkt. Und alſo wuͤrde zwar die Sonne ſich uͤber unſerm Haupt erhoͤhn; Doch wuͤrden wir, wo unſer Luft-Kreiß nicht da waͤr, oder ſollte ſchwinden, Uns, ſelber bey der Sonnen Glanz, in einer ſteten Nacht befinden: Jn welcher dann, mit unſrer Nacht, ſich noch ein ſolcher Unterſcheid Eraͤugen wuͤrde, daß, da jetzt, in einem angenehmen blauen, Und einem lieblich-holden Grunde, das funkelnde Geſtirn zu ſchauen; Der Grund dann wuͤrde dunkel ſeyn, und ſchwarz, recht als ein Trauer-Kleid. Wie? wirfſt du mir vielleicht noch weiter, bey dieſen meinen Schluͤſſen, ein: Soll denn der ſchoͤne blaue Himmel hinfuͤro nun nichts anders ſeyn, Als wie ein wenig Luft und Waſſer? Soll denn nur bloß, von unſrer Erden, Als ein’ um ſie geſpannte Decke, der Himmel angeſehen werden? Jch ſpreche: Ja. Und dieſes iſt ein ſolches Wunder, welches wir Beſonders zu bewundern haben. Uns zeiget dieſe Ord- nung hier Recht 8 Theil. A a

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/383>, abgerufen am 22.11.2024.