Hat sich, ganz ausserordentlich, von einer kältern Luft ein Guß, Von scharfen Theilen, ausgegossen, in großer Meng' und Ueberfluß, Wodurch die warmen Feuer-Theilchen vielleicht geschwä- chet und gehemmet: Und, da der Sonnen rege Kraft, durch jener Menge, recht verdämmet, Zu ihnen gleichsam nicht gelangen, noch in Bewegung bringen kann; Seh' ich sie für des scharfen Frosts und strengen Winters Ursach an.
So wie der Wolken dichte Körper uns oft das Licht der Sonne rauben, Und unsern Augen sichtbar sind; so scheinet von der Luft zu glauben, Daß sie von kalten Theilen oft ganz angefüllet könne seyn: Durch die, so wie das Licht durch Wolken nicht dringen kann, vom Sonnenschein Der Wärme Kraft nicht könne dringen. Die kalten Theile kommen mir Sodann, in unsrer untern Luft, als unsichtbare Wolken für, Wodurch der Sonnen warme Kraft so wenig, als, am trüben Tag, Das Licht durch Wolken dringen kann, zu wirken und zu gehn vermag. Wann also nun die rege Kraft der Sonnen unser Feur nicht rühret, Das Gott um unsre Welt gelegt, und dieß durch sie nicht angeschühret; So wird, auf unsrer Erden Fläche, auch eine Wärme nicht verspühret.
Nach-
8 Theil. Z
des 1740ſten Jahres.
Hat ſich, ganz auſſerordentlich, von einer kaͤltern Luft ein Guß, Von ſcharfen Theilen, ausgegoſſen, in großer Meng’ und Ueberfluß, Wodurch die warmen Feuer-Theilchen vielleicht geſchwaͤ- chet und gehemmet: Und, da der Sonnen rege Kraft, durch jener Menge, recht verdaͤmmet, Zu ihnen gleichſam nicht gelangen, noch in Bewegung bringen kann; Seh’ ich ſie fuͤr des ſcharfen Froſts und ſtrengen Winters Urſach an.
So wie der Wolken dichte Koͤrper uns oft das Licht der Sonne rauben, Und unſern Augen ſichtbar ſind; ſo ſcheinet von der Luft zu glauben, Daß ſie von kalten Theilen oft ganz angefuͤllet koͤnne ſeyn: Durch die, ſo wie das Licht durch Wolken nicht dringen kann, vom Sonnenſchein Der Waͤrme Kraft nicht koͤnne dringen. Die kalten Theile kommen mir Sodann, in unſrer untern Luft, als unſichtbare Wolken fuͤr, Wodurch der Sonnen warme Kraft ſo wenig, als, am truͤben Tag, Das Licht durch Wolken dringen kann, zu wirken und zu gehn vermag. Wann alſo nun die rege Kraft der Sonnen unſer Feur nicht ruͤhret, Das Gott um unſre Welt gelegt, und dieß durch ſie nicht angeſchuͤhret; So wird, auf unſrer Erden Flaͤche, auch eine Waͤrme nicht verſpuͤhret.
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8 Theil. Z
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des 1740ſten Jahres.
Hat ſich, ganz auſſerordentlich, von einer kaͤltern Luft
ein Guß,
Von ſcharfen Theilen, ausgegoſſen, in großer Meng’
und Ueberfluß,
Wodurch die warmen Feuer-Theilchen vielleicht geſchwaͤ-
chet und gehemmet:
Und, da der Sonnen rege Kraft, durch jener Menge,
recht verdaͤmmet,
Zu ihnen gleichſam nicht gelangen, noch in Bewegung
bringen kann;
Seh’ ich ſie fuͤr des ſcharfen Froſts und ſtrengen Winters
Urſach an.
So wie der Wolken dichte Koͤrper uns oft das Licht
der Sonne rauben,
Und unſern Augen ſichtbar ſind; ſo ſcheinet von der Luft
zu glauben,
Daß ſie von kalten Theilen oft ganz angefuͤllet koͤnne ſeyn:
Durch die, ſo wie das Licht durch Wolken nicht dringen
kann, vom Sonnenſchein
Der Waͤrme Kraft nicht koͤnne dringen. Die kalten
Theile kommen mir
Sodann, in unſrer untern Luft, als unſichtbare Wolken fuͤr,
Wodurch der Sonnen warme Kraft ſo wenig, als, am
truͤben Tag,
Das Licht durch Wolken dringen kann, zu wirken und
zu gehn vermag.
Wann alſo nun die rege Kraft der Sonnen unſer Feur
nicht ruͤhret,
Das Gott um unſre Welt gelegt, und dieß durch ſie
nicht angeſchuͤhret;
So wird, auf unſrer Erden Flaͤche, auch eine Waͤrme
nicht verſpuͤhret.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/367>, abgerufen am 16.02.2025.
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