Andenken der ausserordentlich grimmigen Kälte des 1740sten Jahres, nebst derselben wahrscheinlichen Ursache. Zum Neu-Jahrs-Gedicht auf 1741.
Gott Lob! es ist auch dieses Jahr, dieß recht besondre Jahr, zum Ende! Es hat schon unsrer Erden Fläche die so genannte Son- nen-Wende, Vor wenig Tagen, überschritten. Wir nähern uns dem Sonnen-Strahl, Der alles in Bewegung bringt, belebt und wärmet, abermal.
Mein Opfer, welches ich gewohnt zu dieser Wechsel- Zeit zu bringen, Und den allgegenwärtgen Herrn der Tag' und Zeiten zu besingen, Soll jetzt in der Erinnerung des, was im vorgen Jahr geschehn, Da es ganz ausserordentlich u. recht entsetzlich fror, bestehn. Jch werde mich zugleich bemühn, so weit sich meine Kräfte strecken, Von den verborgnen Eigenschaften der Kälte so viel zu entdecken, Als bis daher davon bekannt; weil auch der Frost den Schöpfer preist, Und er, wie alles auf der Welt, auch Gottes Macht und Weisheit weist.
"Ach
Andenken der auſſerordentlich grimmigen Kaͤlte des 1740ſten Jahres, nebſt derſelben wahrſcheinlichen Urſache. Zum Neu-Jahrs-Gedicht auf 1741.
Gott Lob! es iſt auch dieſes Jahr, dieß recht beſondre Jahr, zum Ende! Es hat ſchon unſrer Erden Flaͤche die ſo genannte Son- nen-Wende, Vor wenig Tagen, uͤberſchritten. Wir naͤhern uns dem Sonnen-Strahl, Der alles in Bewegung bringt, belebt und waͤrmet, abermal.
Mein Opfer, welches ich gewohnt zu dieſer Wechſel- Zeit zu bringen, Und den allgegenwaͤrtgen Herrn der Tag’ und Zeiten zu beſingen, Soll jetzt in der Erinnerung des, was im vorgen Jahr geſchehn, Da es ganz auſſerordentlich u. recht entſetzlich fror, beſtehn. Jch werde mich zugleich bemuͤhn, ſo weit ſich meine Kraͤfte ſtrecken, Von den verborgnen Eigenſchaften der Kaͤlte ſo viel zu entdecken, Als bis daher davon bekannt; weil auch der Froſt den Schoͤpfer preiſt, Und er, wie alles auf der Welt, auch Gottes Macht und Weisheit weiſt.
“Ach
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Andenken
der auſſerordentlich grimmigen Kaͤlte
des 1740ſten Jahres,
nebſt
derſelben wahrſcheinlichen Urſache.
Zum Neu-Jahrs-Gedicht auf 1741.
Gott Lob! es iſt auch dieſes Jahr, dieß recht beſondre
Jahr, zum Ende!
Es hat ſchon unſrer Erden Flaͤche die ſo genannte Son-
nen-Wende,
Vor wenig Tagen, uͤberſchritten. Wir naͤhern uns
dem Sonnen-Strahl,
Der alles in Bewegung bringt, belebt und waͤrmet, abermal.
Mein Opfer, welches ich gewohnt zu dieſer Wechſel-
Zeit zu bringen,
Und den allgegenwaͤrtgen Herrn der Tag’ und Zeiten
zu beſingen,
Soll jetzt in der Erinnerung des, was im vorgen Jahr
geſchehn,
Da es ganz auſſerordentlich u. recht entſetzlich fror, beſtehn.
Jch werde mich zugleich bemuͤhn, ſo weit ſich meine Kraͤfte
ſtrecken,
Von den verborgnen Eigenſchaften der Kaͤlte ſo viel
zu entdecken,
Als bis daher davon bekannt; weil auch der Froſt den
Schoͤpfer preiſt,
Und er, wie alles auf der Welt, auch Gottes Macht
und Weisheit weiſt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/352>, abgerufen am 22.11.2024.
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