Jch sprech' hier nicht von der Gewohnheit, die alles leichte macht, einmal. Jch sahe, wenn die Drescher erst die Diele, in gesetzter Zahl, Hinab, und dann herauf, gedroschen, daß sie die Flegel aus den Händen, Auf eine Zeitlang, alle, legten, um das gedroschne Stroh zu wenden; Das, durch die Aenderung der Arbeit, gewiß nicht ohn' Erleichtrung war. Der Wechsel nun geschicht zum öftern. Zuletzt wird, wenn die Aehren leer, Das Stroh mit Gaffeln aufgeworfen; welch' Arbeit ebenfals nicht schwehr. Dann wird was Neues angelegt; Bis etwan eine Glocke schlägt. Da wird das Vieh getränkt, gefüttert: und endlich, wenn das Korn heraus, Dasselbe sanft zu Hauf geschoben, geworfelt; wenn vorher das Haus, Samt dem Getraide, mit dem Besem, gemach gereinigt. Alles dieß, So mir, wie ich es überlegte, recht klar und überzeuglich wies, Daß in der Arbeit, durch den Wechsel allein, die Widrig- keit gelindert, Die Mühe in der That versüßet, und, wenigst, guten Theils vermindert, Das, was beschwehrlich, leichter wird. So wird, wenn wir es recht besehn, Es mit den allermeisten Künsten, fast mit der meisten Arbeit, gehn.
Doch,
Nutzen des Mangels,
Jch ſprech’ hier nicht von der Gewohnheit, die alles leichte macht, einmal. Jch ſahe, wenn die Dreſcher erſt die Diele, in geſetzter Zahl, Hinab, und dann herauf, gedroſchen, daß ſie die Flegel aus den Haͤnden, Auf eine Zeitlang, alle, legten, um das gedroſchne Stroh zu wenden; Das, durch die Aenderung der Arbeit, gewiß nicht ohn’ Erleichtrung war. Der Wechſel nun geſchicht zum oͤftern. Zuletzt wird, wenn die Aehren leer, Das Stroh mit Gaffeln aufgeworfen; welch’ Arbeit ebenfals nicht ſchwehr. Dann wird was Neues angelegt; Bis etwan eine Glocke ſchlaͤgt. Da wird das Vieh getraͤnkt, gefuͤttert: und endlich, wenn das Korn heraus, Daſſelbe ſanft zu Hauf geſchoben, geworfelt; wenn vorher das Haus, Samt dem Getraide, mit dem Beſem, gemach gereinigt. Alles dieß, So mir, wie ich es uͤberlegte, recht klar und uͤberzeuglich wies, Daß in der Arbeit, durch den Wechſel allein, die Widrig- keit gelindert, Die Muͤhe in der That verſuͤßet, und, wenigſt, guten Theils vermindert, Das, was beſchwehrlich, leichter wird. So wird, wenn wir es recht beſehn, Es mit den allermeiſten Kuͤnſten, faſt mit der meiſten Arbeit, gehn.
Doch,
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[308/0322]
Nutzen des Mangels,
Jch ſprech’ hier nicht von der Gewohnheit, die alles
leichte macht, einmal.
Jch ſahe, wenn die Dreſcher erſt die Diele, in geſetzter
Zahl,
Hinab, und dann herauf, gedroſchen, daß ſie die Flegel
aus den Haͤnden,
Auf eine Zeitlang, alle, legten, um das gedroſchne Stroh
zu wenden;
Das, durch die Aenderung der Arbeit, gewiß nicht ohn’
Erleichtrung war.
Der Wechſel nun geſchicht zum oͤftern. Zuletzt wird,
wenn die Aehren leer,
Das Stroh mit Gaffeln aufgeworfen; welch’ Arbeit
ebenfals nicht ſchwehr.
Dann wird was Neues angelegt;
Bis etwan eine Glocke ſchlaͤgt.
Da wird das Vieh getraͤnkt, gefuͤttert: und endlich,
wenn das Korn heraus,
Daſſelbe ſanft zu Hauf geſchoben, geworfelt; wenn
vorher das Haus,
Samt dem Getraide, mit dem Beſem, gemach gereinigt.
Alles dieß,
So mir, wie ich es uͤberlegte, recht klar und uͤberzeuglich
wies,
Daß in der Arbeit, durch den Wechſel allein, die Widrig-
keit gelindert,
Die Muͤhe in der That verſuͤßet, und, wenigſt, guten
Theils vermindert,
Das, was beſchwehrlich, leichter wird. So wird, wenn
wir es recht beſehn,
Es mit den allermeiſten Kuͤnſten, faſt mit der meiſten
Arbeit, gehn.
Doch,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/322>, abgerufen am 16.07.2024.
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