So süß gemildert, und so sanft gemischt, gedämpft, und dennoch schön, Um und im ganzen Busch, zu sehn. Ein' angenehme liebliche durchsichtge bunte Dämmerung Bedeckt', umgab, durchdrung, Die Bluhmen und das Laub; wovon das zarte Grün Den dunklen Boden selbst sanft grün zu färben schien.
Jch stellte mir, bey diesem sanften Flor, Die gleichsam junge Welt, beym frühen Morgen, vor: Die wir, bevor uns, von Auroren, Der volle Morgen wird gebohren, Jn solcher sanften Pracht, früh, täglich sehen können. Nur ist betrübt, daß wir ihr nicht, Zu unsrer Lust, nach unsrer Pflicht, Den Blick und die Betrachtung gönnen: Vielmehr den schönsten Theil des Lebens, der recht zu unsrer Lust erschaffen, Nicht unsrer Achtung würdig schätzen; nein, ihn ver- schnarchen und verschlafen!
Mit welcher Anmuth könnten wir, sich Licht, Figur und Farben mehren, Und, in den frisch bethauten Pflanzen, die Schönheit, nebst dem Tag, gebähren, Sich alles stets verschönern sehn! Wie würden, nebst des Körpers Augen, Auch unsers Geistes Augen nicht, das Licht, die Schat- ten, sanft verdrengen, All' Augenblick, mehr Himmlisches sich mit den irdschen Theilen mengen, Zu sehn und zu bemerken taugen.
Es
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Der Bluhmen-Topf.
So ſuͤß gemildert, und ſo ſanft gemiſcht, gedaͤmpft, und dennoch ſchoͤn, Um und im ganzen Buſch, zu ſehn. Ein’ angenehme liebliche durchſichtge bunte Daͤmmerung Bedeckt’, umgab, durchdrung, Die Bluhmen und das Laub; wovon das zarte Gruͤn Den dunklen Boden ſelbſt ſanft gruͤn zu faͤrben ſchien.
Jch ſtellte mir, bey dieſem ſanften Flor, Die gleichſam junge Welt, beym fruͤhen Morgen, vor: Die wir, bevor uns, von Auroren, Der volle Morgen wird gebohren, Jn ſolcher ſanften Pracht, fruͤh, taͤglich ſehen koͤnnen. Nur iſt betruͤbt, daß wir ihr nicht, Zu unſrer Luſt, nach unſrer Pflicht, Den Blick und die Betrachtung goͤnnen: Vielmehr den ſchoͤnſten Theil des Lebens, der recht zu unſrer Luſt erſchaffen, Nicht unſrer Achtung wuͤrdig ſchaͤtzen; nein, ihn ver- ſchnarchen und verſchlafen!
Mit welcher Anmuth koͤnnten wir, ſich Licht, Figur und Farben mehren, Und, in den friſch bethauten Pflanzen, die Schoͤnheit, nebſt dem Tag, gebaͤhren, Sich alles ſtets verſchoͤnern ſehn! Wie wuͤrden, nebſt des Koͤrpers Augen, Auch unſers Geiſtes Augen nicht, das Licht, die Schat- ten, ſanft verdrengen, All’ Augenblick, mehr Himmliſches ſich mit den irdſchen Theilen mengen, Zu ſehn und zu bemerken taugen.
Es
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Der Bluhmen-Topf.
So ſuͤß gemildert, und ſo ſanft gemiſcht, gedaͤmpft,
und dennoch ſchoͤn,
Um und im ganzen Buſch, zu ſehn.
Ein’ angenehme liebliche durchſichtge bunte Daͤmmerung
Bedeckt’, umgab, durchdrung,
Die Bluhmen und das Laub; wovon das zarte Gruͤn
Den dunklen Boden ſelbſt ſanft gruͤn zu faͤrben ſchien.
Jch ſtellte mir, bey dieſem ſanften Flor,
Die gleichſam junge Welt, beym fruͤhen Morgen, vor:
Die wir, bevor uns, von Auroren,
Der volle Morgen wird gebohren,
Jn ſolcher ſanften Pracht, fruͤh, taͤglich ſehen koͤnnen.
Nur iſt betruͤbt, daß wir ihr nicht,
Zu unſrer Luſt, nach unſrer Pflicht,
Den Blick und die Betrachtung goͤnnen:
Vielmehr den ſchoͤnſten Theil des Lebens, der recht
zu unſrer Luſt erſchaffen,
Nicht unſrer Achtung wuͤrdig ſchaͤtzen; nein, ihn ver-
ſchnarchen und verſchlafen!
Mit welcher Anmuth koͤnnten wir, ſich Licht, Figur
und Farben mehren,
Und, in den friſch bethauten Pflanzen, die Schoͤnheit,
nebſt dem Tag, gebaͤhren,
Sich alles ſtets verſchoͤnern ſehn! Wie wuͤrden, nebſt
des Koͤrpers Augen,
Auch unſers Geiſtes Augen nicht, das Licht, die Schat-
ten, ſanft verdrengen,
All’ Augenblick, mehr Himmliſches ſich mit den irdſchen
Theilen mengen,
Zu ſehn und zu bemerken taugen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/293>, abgerufen am 16.07.2024.
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