An keinem armen Einerley Verbunden und gebunden sey; Nein, daß sie, an Erfindungs-Kräften, ganz unerschöpflich und geschickt, Daß sie dieselbige Figur auf unterschiedne Weise schmückt Der grüne Fuß, worauf die Bluhm', in ihrer netter Stellung, ruht, Gleicht einem aufgestutzten Hut, Woraus fünf nette spitze Blätter, in ordentlicher Ründe steigen, Und dadurch eine zierliche formierte runde Krone zeigen Die dieser Bluhme Purpur stützt, So lange sie in Knospen sitzt; Woran man aber nachmals siehet, So bald sie völlig aufgeblühet, Wie ein gestreiftes Silber-Weiß sich, Strich-weis, in der Purpur mischt, Wo durch sie die getheilte Röthe so lieblich und so lind macht, Daß sie, mit einer sanften Pracht, Der Schauer Geist, durchs Aug', erfrischt; Zumal des schönen Laubes Grün Die sanfte Lieblichkeit der Bluhmen zu mehren, zu erhö- hen schien.
Da ich dieselbe nun bedachtsam, mit meinen Augen überliefe, Erblickt' ich, wie die innre Tiefe, Wo alles, sonst fast Silber-weiß, ein dunkel-rothes Fünf- eck ziert, Das jedes Blatt darinn formiert,
Durch
Haſen-Pappeln.
An keinem armen Einerley Verbunden und gebunden ſey; Nein, daß ſie, an Erfindungs-Kraͤften, ganz unerſchoͤpflich und geſchickt, Daß ſie dieſelbige Figur auf unterſchiedne Weiſe ſchmuͤckt Der gruͤne Fuß, worauf die Bluhm’, in ihrer netter Stellung, ruht, Gleicht einem aufgeſtutzten Hut, Woraus fuͤnf nette ſpitze Blaͤtter, in ordentlicher Ruͤnde ſteigen, Und dadurch eine zierliche formierte runde Krone zeigen Die dieſer Bluhme Purpur ſtuͤtzt, So lange ſie in Knoſpen ſitzt; Woran man aber nachmals ſiehet, So bald ſie voͤllig aufgebluͤhet, Wie ein geſtreiftes Silber-Weiß ſich, Strich-weis, in der Purpur miſcht, Wo durch ſie die getheilte Roͤthe ſo lieblich und ſo lind macht, Daß ſie, mit einer ſanften Pracht, Der Schauer Geiſt, durchs Aug’, erfriſcht; Zumal des ſchoͤnen Laubes Gruͤn Die ſanfte Lieblichkeit der Bluhmen zu mehren, zu erhoͤ- hen ſchien.
Da ich dieſelbe nun bedachtſam, mit meinen Augen uͤberliefe, Erblickt’ ich, wie die innre Tiefe, Wo alles, ſonſt faſt Silber-weiß, ein dunkel-rothes Fuͤnf- eck ziert, Das jedes Blatt darinn formiert,
Durch
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Haſen-Pappeln.
An keinem armen Einerley
Verbunden und gebunden ſey;
Nein, daß ſie, an Erfindungs-Kraͤften, ganz unerſchoͤpflich
und geſchickt,
Daß ſie dieſelbige Figur auf unterſchiedne Weiſe ſchmuͤckt
Der gruͤne Fuß, worauf die Bluhm’, in ihrer netter
Stellung, ruht,
Gleicht einem aufgeſtutzten Hut,
Woraus fuͤnf nette ſpitze Blaͤtter, in ordentlicher Ruͤnde
ſteigen,
Und dadurch eine zierliche formierte runde Krone zeigen
Die dieſer Bluhme Purpur ſtuͤtzt,
So lange ſie in Knoſpen ſitzt;
Woran man aber nachmals ſiehet,
So bald ſie voͤllig aufgebluͤhet,
Wie ein geſtreiftes Silber-Weiß ſich, Strich-weis, in der
Purpur miſcht,
Wo durch ſie die getheilte Roͤthe ſo lieblich und ſo lind
macht,
Daß ſie, mit einer ſanften Pracht,
Der Schauer Geiſt, durchs Aug’, erfriſcht;
Zumal des ſchoͤnen Laubes Gruͤn
Die ſanfte Lieblichkeit der Bluhmen zu mehren, zu erhoͤ-
hen ſchien.
Da ich dieſelbe nun bedachtſam, mit meinen Augen
uͤberliefe,
Erblickt’ ich, wie die innre Tiefe,
Wo alles, ſonſt faſt Silber-weiß, ein dunkel-rothes Fuͤnf-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/224>, abgerufen am 16.02.2025.
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