Jn dieses Schau-Spiel der Natur begleitet mich, mit klugen Blicken, Gar oft, der Kern von meinen Freunden, mein Wilckens, Müller, Hagedorn, Und helfen mir die Form- und Farben, die die belehrn- den Spieler schmücken, Mit größrer Achtung zu bewundern. Jhr' Einsicht dient mir oft zum Sporn, Das, was an ihnen wunderwürdig, was schön, und unnachahmbar schön, Mit schärfern Blicken zu bemerken. Jhr Beyspiel leh- ret mich, die Lehren, Die die Natur, in Bluhmen, predigt, mit größrer Sorg- falt anzuhören, Und ihre Sprache zu verstehn; Jn welcher jede, statt der Ohren, mit unsrer Seele, durchs Gesicht, Auch durchs Gefühl und den Geruch, und also durch drey Sinnen, spricht.
Jndem wir uns daran vergnügten, sprach Wilckens, aller Tichter Zier: Warum sind wir an diesem Ort? Auf diesem Schau- Platz wollen wir Nicht stumme; redende Personen, sowohl als unsre Brüder, seyn. Mir fällt ein lehrender Gedanke, den ich erst jüngst ent- worfen, ein; Erlaubt mir, ihn zu recitiren! Drauf fing er, wie er sich besann, Mit diesem schönen Ausdruck, an:
Laß
Das herrliche Schau-Spiel
Jn dieſes Schau-Spiel der Natur begleitet mich, mit klugen Blicken, Gar oft, der Kern von meinen Freunden, mein Wilckens, Muͤller, Hagedorn, Und helfen mir die Form- und Farben, die die belehrn- den Spieler ſchmuͤcken, Mit groͤßrer Achtung zu bewundern. Jhr’ Einſicht dient mir oft zum Sporn, Das, was an ihnen wunderwuͤrdig, was ſchoͤn, und unnachahmbar ſchoͤn, Mit ſchaͤrfern Blicken zu bemerken. Jhr Beyſpiel leh- ret mich, die Lehren, Die die Natur, in Bluhmen, predigt, mit groͤßrer Sorg- falt anzuhoͤren, Und ihre Sprache zu verſtehn; Jn welcher jede, ſtatt der Ohren, mit unſrer Seele, durchs Geſicht, Auch durchs Gefuͤhl und den Geruch, und alſo durch drey Sinnen, ſpricht.
Jndem wir uns daran vergnuͤgten, ſprach Wilckens, aller Tichter Zier: Warum ſind wir an dieſem Ort? Auf dieſem Schau- Platz wollen wir Nicht ſtumme; redende Perſonen, ſowohl als unſre Bruͤder, ſeyn. Mir faͤllt ein lehrender Gedanke, den ich erſt juͤngſt ent- worfen, ein; Erlaubt mir, ihn zu recitiren! Drauf fing er, wie er ſich beſann, Mit dieſem ſchoͤnen Ausdruck, an:
Laß
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0216"n="202"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das herrliche Schau-Spiel</hi></fw><lb/><lgn="14"><l>Jn dieſes Schau-Spiel der Natur begleitet mich,<lb/><hirendition="#et">mit klugen Blicken,</hi></l><lb/><l>Gar oft, der Kern von meinen Freunden, mein <hirendition="#fr">Wilckens,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr"><hirendition="#et">Muͤller, Hagedorn,</hi></hi></l><lb/><l>Und helfen mir die Form- und Farben, die die belehrn-<lb/><hirendition="#et">den Spieler ſchmuͤcken,</hi></l><lb/><l>Mit groͤßrer Achtung zu bewundern. Jhr’ Einſicht<lb/><hirendition="#et">dient mir oft zum Sporn,</hi></l><lb/><l>Das, was an ihnen wunderwuͤrdig, was ſchoͤn, und<lb/><hirendition="#et">unnachahmbar ſchoͤn,</hi></l><lb/><l>Mit ſchaͤrfern Blicken zu bemerken. Jhr Beyſpiel leh-<lb/><hirendition="#et">ret mich, die Lehren,</hi></l><lb/><l>Die die Natur, in Bluhmen, predigt, mit groͤßrer Sorg-<lb/><hirendition="#et">falt anzuhoͤren,</hi></l><lb/><l>Und ihre Sprache zu verſtehn;</l><lb/><l>Jn welcher jede, ſtatt der Ohren, mit unſrer Seele,<lb/><hirendition="#et">durchs Geſicht,</hi></l><lb/><l>Auch durchs Gefuͤhl und den Geruch, und alſo durch<lb/><hirendition="#et">drey Sinnen, ſpricht.</hi></l></lg><lb/><lgn="15"><l>Jndem wir uns daran vergnuͤgten, ſprach <hirendition="#fr">Wilckens,</hi><lb/><hirendition="#et">aller Tichter Zier:</hi></l><lb/><l>Warum ſind wir an dieſem Ort? Auf dieſem Schau-<lb/><hirendition="#et">Platz wollen wir</hi></l><lb/><l>Nicht ſtumme; redende Perſonen, ſowohl als unſre<lb/><hirendition="#et">Bruͤder, ſeyn.</hi></l><lb/><l>Mir faͤllt ein lehrender Gedanke, den ich erſt juͤngſt ent-<lb/><hirendition="#et">worfen, ein;</hi></l><lb/><l>Erlaubt mir, ihn zu recitiren! Drauf fing er, wie er<lb/><hirendition="#et">ſich beſann,</hi></l><lb/><l>Mit dieſem ſchoͤnen Ausdruck, an:</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Laß</hi></fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[202/0216]
Das herrliche Schau-Spiel
Jn dieſes Schau-Spiel der Natur begleitet mich,
mit klugen Blicken,
Gar oft, der Kern von meinen Freunden, mein Wilckens,
Muͤller, Hagedorn,
Und helfen mir die Form- und Farben, die die belehrn-
den Spieler ſchmuͤcken,
Mit groͤßrer Achtung zu bewundern. Jhr’ Einſicht
dient mir oft zum Sporn,
Das, was an ihnen wunderwuͤrdig, was ſchoͤn, und
unnachahmbar ſchoͤn,
Mit ſchaͤrfern Blicken zu bemerken. Jhr Beyſpiel leh-
ret mich, die Lehren,
Die die Natur, in Bluhmen, predigt, mit groͤßrer Sorg-
falt anzuhoͤren,
Und ihre Sprache zu verſtehn;
Jn welcher jede, ſtatt der Ohren, mit unſrer Seele,
durchs Geſicht,
Auch durchs Gefuͤhl und den Geruch, und alſo durch
drey Sinnen, ſpricht.
Jndem wir uns daran vergnuͤgten, ſprach Wilckens,
aller Tichter Zier:
Warum ſind wir an dieſem Ort? Auf dieſem Schau-
Platz wollen wir
Nicht ſtumme; redende Perſonen, ſowohl als unſre
Bruͤder, ſeyn.
Mir faͤllt ein lehrender Gedanke, den ich erſt juͤngſt ent-
worfen, ein;
Erlaubt mir, ihn zu recitiren! Drauf fing er, wie er
ſich beſann,
Mit dieſem ſchoͤnen Ausdruck, an:
Laß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/216>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.