Er sucht, mit einer süßen Müh, Bald beyder Schönheit zu vergleichen: Bald kommt ihm vor, als müßten die, An Schmuck und Schönheit, jenen weichen; Bald aber, ganz für Lust verwirrt, Bekennet er, daß er geirrt, Und muß oft, halb beschämt, gestehn, Sie wären beyde gleiche schön.
Allein, hier ist die Lust und Pracht noch nicht zum Ende; Es stehen, hinter dieser Zier Der schönen Nelken, dort und hier, Erhabene belaubte grüne Wände, Voll bunt gefärbter Lieblichkeiten, Von Malva hier, und, an der andern Seiten, Von Sonnen-Bluhmen, deren Pracht Den Blick, nicht weniger, aufmerksam macht. Jch könnt', und wollte nicht ermüden, Hier den beblühmten Pyramiden, Und dort dem güldnen Glanz der prächtgen Sonnen- Wenden, Die regen Blicke zuzusenden; Jn dieser heitern Zeit zumal, Da der entwölkte Sonnen-Strahl Der güldnen Blätter Gold, noch eins so stark, vergüldet, Und sie dem Golde gleich, ja noch fast güldner, bildet.
Der Bluhmen Größ', und ihre Menge, Die, ob sie sich gleich nicht so nahe stunden, Von meinem Sitze dennoch nah, Weil ich sie in Verkürzung sah, Nach meinem Aug-Punct sich verbunden; Formierten ein so groß- und herrliches Gepränge,
Als
M 3
Die Bluhmen-Allee.
Er ſucht, mit einer ſuͤßen Muͤh, Bald beyder Schoͤnheit zu vergleichen: Bald kommt ihm vor, als muͤßten die, An Schmuck und Schoͤnheit, jenen weichen; Bald aber, ganz fuͤr Luſt verwirrt, Bekennet er, daß er geirrt, Und muß oft, halb beſchaͤmt, geſtehn, Sie waͤren beyde gleiche ſchoͤn.
Allein, hier iſt die Luſt und Pracht noch nicht zum Ende; Es ſtehen, hinter dieſer Zier Der ſchoͤnen Nelken, dort und hier, Erhabene belaubte gruͤne Waͤnde, Voll bunt gefaͤrbter Lieblichkeiten, Von Malva hier, und, an der andern Seiten, Von Sonnen-Bluhmen, deren Pracht Den Blick, nicht weniger, aufmerkſam macht. Jch koͤnnt’, und wollte nicht ermuͤden, Hier den bebluͤhmten Pyramiden, Und dort dem guͤldnen Glanz der praͤchtgen Sonnen- Wenden, Die regen Blicke zuzuſenden; Jn dieſer heitern Zeit zumal, Da der entwoͤlkte Sonnen-Strahl Der guͤldnen Blaͤtter Gold, noch eins ſo ſtark, verguͤldet, Und ſie dem Golde gleich, ja noch faſt guͤldner, bildet.
Der Bluhmen Groͤß’, und ihre Menge, Die, ob ſie ſich gleich nicht ſo nahe ſtunden, Von meinem Sitze dennoch nah, Weil ich ſie in Verkuͤrzung ſah, Nach meinem Aug-Punct ſich verbunden; Formierten ein ſo groß- und herrliches Gepraͤnge,
Als
M 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0195"n="181"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Bluhmen-Allee.</hi></fw><lb/><lgn="8"><l>Er ſucht, mit einer ſuͤßen Muͤh,</l><lb/><l>Bald beyder Schoͤnheit zu vergleichen:</l><lb/><l>Bald kommt ihm vor, als muͤßten die,</l><lb/><l>An Schmuck und Schoͤnheit, jenen weichen;</l><lb/><l>Bald aber, ganz fuͤr Luſt verwirrt,</l><lb/><l>Bekennet er, daß er geirrt,</l><lb/><l>Und muß oft, halb beſchaͤmt, geſtehn,</l><lb/><l>Sie waͤren beyde gleiche ſchoͤn.</l></lg><lb/><lgn="9"><l>Allein, hier iſt die Luſt und Pracht noch nicht zum Ende;</l><lb/><l>Es ſtehen, hinter dieſer Zier</l><lb/><l>Der ſchoͤnen Nelken, dort und hier,</l><lb/><l>Erhabene belaubte gruͤne Waͤnde,</l><lb/><l>Voll bunt gefaͤrbter Lieblichkeiten,</l><lb/><l>Von Malva hier, und, an der andern Seiten,</l><lb/><l>Von Sonnen-Bluhmen, deren Pracht</l><lb/><l>Den Blick, nicht weniger, aufmerkſam macht.</l><lb/><l>Jch koͤnnt’, und wollte nicht ermuͤden,</l><lb/><l>Hier den bebluͤhmten Pyramiden,</l><lb/><l>Und dort dem guͤldnen Glanz der praͤchtgen Sonnen-<lb/><hirendition="#et">Wenden,</hi></l><lb/><l>Die regen Blicke zuzuſenden;</l><lb/><l>Jn dieſer heitern Zeit zumal,</l><lb/><l>Da der entwoͤlkte Sonnen-Strahl</l><lb/><l>Der guͤldnen Blaͤtter Gold, noch eins ſo ſtark, verguͤldet,</l><lb/><l>Und ſie dem Golde gleich, ja noch faſt guͤldner, bildet.</l></lg><lb/><lgn="10"><l>Der Bluhmen Groͤß’, und ihre Menge,</l><lb/><l>Die, ob ſie ſich gleich nicht ſo nahe ſtunden,</l><lb/><l>Von meinem Sitze dennoch nah,</l><lb/><l>Weil ich ſie in Verkuͤrzung ſah,</l><lb/><l>Nach meinem Aug-Punct ſich verbunden;</l><lb/><l>Formierten ein ſo groß- und herrliches Gepraͤnge,</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Als</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[181/0195]
Die Bluhmen-Allee.
Er ſucht, mit einer ſuͤßen Muͤh,
Bald beyder Schoͤnheit zu vergleichen:
Bald kommt ihm vor, als muͤßten die,
An Schmuck und Schoͤnheit, jenen weichen;
Bald aber, ganz fuͤr Luſt verwirrt,
Bekennet er, daß er geirrt,
Und muß oft, halb beſchaͤmt, geſtehn,
Sie waͤren beyde gleiche ſchoͤn.
Allein, hier iſt die Luſt und Pracht noch nicht zum Ende;
Es ſtehen, hinter dieſer Zier
Der ſchoͤnen Nelken, dort und hier,
Erhabene belaubte gruͤne Waͤnde,
Voll bunt gefaͤrbter Lieblichkeiten,
Von Malva hier, und, an der andern Seiten,
Von Sonnen-Bluhmen, deren Pracht
Den Blick, nicht weniger, aufmerkſam macht.
Jch koͤnnt’, und wollte nicht ermuͤden,
Hier den bebluͤhmten Pyramiden,
Und dort dem guͤldnen Glanz der praͤchtgen Sonnen-
Wenden,
Die regen Blicke zuzuſenden;
Jn dieſer heitern Zeit zumal,
Da der entwoͤlkte Sonnen-Strahl
Der guͤldnen Blaͤtter Gold, noch eins ſo ſtark, verguͤldet,
Und ſie dem Golde gleich, ja noch faſt guͤldner, bildet.
Der Bluhmen Groͤß’, und ihre Menge,
Die, ob ſie ſich gleich nicht ſo nahe ſtunden,
Von meinem Sitze dennoch nah,
Weil ich ſie in Verkuͤrzung ſah,
Nach meinem Aug-Punct ſich verbunden;
Formierten ein ſo groß- und herrliches Gepraͤnge,
Als
M 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/195>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.