Verehret, rufet, flehet an, mein Dir allein ergebner Sinn. Dir soll die Einsamkeit, der Ort, mein Feld-Gesang, geweihet seyn, Jndem, mit der Gedanken Wohllaut begeistert, ich anjetzt besinge, Obgleich mit eingeschränkten Worten, die Ordnung der erschaffnen Dinge, Das wahre Wesen der Natur, und der Geschöpfe Schönheit preise, Die alle sich, in Dir, entbinden, zu der, von Dir bestimmten, Zeit, Du Quell und Ursprung aller Schönheit und aller Vollenkommenheit!
Es ist Dein Wesen undurchdringlich, nicht zu erfor- schen, sonder Schranken. Jn deiner Unermeßlichkeit vergehen aller Welt Ge- danken, Versenken und verlieren sich; die Phantasey hemmt ihren Flug; Die Kraft zu bilden wirket nicht, indem sie, in der Gottheit Meer, Kein Ufer, keinen Grund, kein Ende, noch in dem allerfernsten Zug, Worein sie stieg, nur einen Punkt befindet, welcher näher wär Zum Umkreis, als das erste Centrum, von dem sie sich zuerst erhoben. Hievon, wenn ich ins leere Weite gestiegen, nahm ich oft die Proben
Bey
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Einleitung.
Verehret, rufet, flehet an, mein Dir allein ergebner Sinn. Dir ſoll die Einſamkeit, der Ort, mein Feld-Geſang, geweihet ſeyn, Jndem, mit der Gedanken Wohllaut begeiſtert, ich anjetzt beſinge, Obgleich mit eingeſchraͤnkten Worten, die Ordnung der erſchaffnen Dinge, Das wahre Weſen der Natur, und der Geſchoͤpfe Schoͤnheit preiſe, Die alle ſich, in Dir, entbinden, zu der, von Dir beſtimmten, Zeit, Du Quell und Urſprung aller Schoͤnheit und aller Vollenkommenheit!
Es iſt Dein Weſen undurchdringlich, nicht zu erfor- ſchen, ſonder Schranken. Jn deiner Unermeßlichkeit vergehen aller Welt Ge- danken, Verſenken und verlieren ſich; die Phantaſey hemmt ihren Flug; Die Kraft zu bilden wirket nicht, indem ſie, in der Gottheit Meer, Kein Ufer, keinen Grund, kein Ende, noch in dem allerfernſten Zug, Worein ſie ſtieg, nur einen Punkt befindet, welcher naͤher waͤr Zum Umkreis, als das erſte Centrum, von dem ſie ſich zuerſt erhoben. Hievon, wenn ich ins leere Weite geſtiegen, nahm ich oft die Proben
Bey
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Einleitung.
Verehret, rufet, flehet an, mein Dir allein ergebner
Sinn.
Dir ſoll die Einſamkeit, der Ort, mein Feld-Geſang,
geweihet ſeyn,
Jndem, mit der Gedanken Wohllaut begeiſtert, ich
anjetzt beſinge,
Obgleich mit eingeſchraͤnkten Worten, die Ordnung
der erſchaffnen Dinge,
Das wahre Weſen der Natur, und der Geſchoͤpfe
Schoͤnheit preiſe,
Die alle ſich, in Dir, entbinden, zu der, von Dir
beſtimmten, Zeit,
Du Quell und Urſprung aller Schoͤnheit und aller
Vollenkommenheit!
Es iſt Dein Weſen undurchdringlich, nicht zu erfor-
ſchen, ſonder Schranken.
Jn deiner Unermeßlichkeit vergehen aller Welt Ge-
danken,
Verſenken und verlieren ſich; die Phantaſey hemmt
ihren Flug;
Die Kraft zu bilden wirket nicht, indem ſie, in der
Gottheit Meer,
Kein Ufer, keinen Grund, kein Ende, noch in dem
allerfernſten Zug,
Worein ſie ſtieg, nur einen Punkt befindet, welcher
naͤher waͤr
Zum Umkreis, als das erſte Centrum, von dem ſie
ſich zuerſt erhoben.
Hievon, wenn ich ins leere Weite geſtiegen, nahm ich
oft die Proben
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/19>, abgerufen am 16.07.2024.
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