Mitten aus dem Hörnchen wächst ein besonder-frem- des Blatt, Wovon sich das untre Theil vorwärts bieget, und sich schliesset Ueber das Gehäus des Saamens, der an diesem Ort entspriesset; Da das obre Theil hingegen aufwärts steht, und, in der Mitten, Regel-mäßig ausgeschnitten, Die Figur von einem Kopf-Schmuck, mit gebognen Falten, hat.
Von derselben bunten Farben großer Mannichfal- tigkeit, Jhrer Mischung und Verbindung nicht zu zählndem Unterscheid, Da bald Purpur, weiß, auch Leibfarb, weißlicht- bald, bald dunkel- blau, Röthlicht, grünlicht, falb, Lasur, gelblicht, gris de lin und grau, Jhre netten Blätter zieret; Wird ein Blick, der sie bemerkt, eingenommen und ge- rühret.
Wenn die Bluhme nun verblühet, steiget, nach ver- lornem Flor, Mitten aus dem starren Stängel, ihre Saamen-Hüls' hervor; Welche, wie ein kleines Schöthchen, weisse Saamen- Körner träget, Und, sehr zierlich eingepackt, ihrer immer vierzig heget.
Da
Die Hochmuths-Bluhme.
Mitten aus dem Hoͤrnchen waͤchſt ein beſonder-frem- des Blatt, Wovon ſich das untre Theil vorwaͤrts bieget, und ſich ſchlieſſet Ueber das Gehaͤus des Saamens, der an dieſem Ort entſprieſſet; Da das obre Theil hingegen aufwaͤrts ſteht, und, in der Mitten, Regel-maͤßig ausgeſchnitten, Die Figur von einem Kopf-Schmuck, mit gebognen Falten, hat.
Von derſelben bunten Farben großer Mannichfal- tigkeit, Jhrer Miſchung und Verbindung nicht zu zaͤhlndem Unterſcheid, Da bald Purpur, weiß, auch Leibfarb, weißlicht- bald, bald dunkel- blau, Roͤthlicht, gruͤnlicht, falb, Laſur, gelblicht, gris de lin und grau, Jhre netten Blaͤtter zieret; Wird ein Blick, der ſie bemerkt, eingenommen und ge- ruͤhret.
Wenn die Bluhme nun verbluͤhet, ſteiget, nach ver- lornem Flor, Mitten aus dem ſtarren Staͤngel, ihre Saamen-Huͤlſ’ hervor; Welche, wie ein kleines Schoͤthchen, weiſſe Saamen- Koͤrner traͤget, Und, ſehr zierlich eingepackt, ihrer immer vierzig heget.
Da
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Die Hochmuths-Bluhme.
Mitten aus dem Hoͤrnchen waͤchſt ein beſonder-frem-
des Blatt,
Wovon ſich das untre Theil vorwaͤrts bieget, und ſich
ſchlieſſet
Ueber das Gehaͤus des Saamens, der an dieſem Ort
entſprieſſet;
Da das obre Theil hingegen aufwaͤrts ſteht, und, in der
Mitten,
Regel-maͤßig ausgeſchnitten,
Die Figur von einem Kopf-Schmuck, mit gebognen
Falten, hat.
Von derſelben bunten Farben großer Mannichfal-
tigkeit,
Jhrer Miſchung und Verbindung nicht zu zaͤhlndem
Unterſcheid,
Da bald Purpur, weiß, auch Leibfarb, weißlicht- bald,
bald dunkel- blau,
Roͤthlicht, gruͤnlicht, falb, Laſur, gelblicht, gris de lin
und grau,
Jhre netten Blaͤtter zieret;
Wird ein Blick, der ſie bemerkt, eingenommen und ge-
ruͤhret.
Wenn die Bluhme nun verbluͤhet, ſteiget, nach ver-
lornem Flor,
Mitten aus dem ſtarren Staͤngel, ihre Saamen-Huͤlſ’
hervor;
Welche, wie ein kleines Schoͤthchen, weiſſe Saamen-
Koͤrner traͤget,
Und, ſehr zierlich eingepackt, ihrer immer vierzig heget.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/173>, abgerufen am 16.02.2025.
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