Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Die Rose. Dieß Bildchen führte gleich Blick, Herz und Sinn Zur hellen Sonne selber hin. Jch überlegt', erwog, erkannte, Daß ihre Lebens-Gluht, zum Nutz der Welten, brannte, Und daß, was unsre Welt, nebst so viel andren, füllet, Aus ihrem Wunder-Wesen quillet. Doch kam mir ihre Größ' und Zier Nicht anders, als ihr kleines Bild, Womit dieß Tröpfchen angefüllt, (Jm Gegenhalt mit ihrem Urbild) für: Aus welchem sie, nebst ungezählten Sonnen, Als so viel Tröpfchen nur, geronnen, Und welches ihr, wie sie das Tröpfchen schmückt, Licht, Wärm' und Glanz gewährt und eingedrückt. Ach! welch ein unbegreiflich Licht, Ach! welch ein wesentlich- selbstständger Wun- der-Schein, Muß aller Dinge Schöpfer nicht, Muß aller Sonnen Sonne, seyn! So hat demnach die schöne Rose mich, Durch ihre Pracht, recht inniglich, Zu ihres Schöpfers Ruhm, gerühret; Sie hat zugleich zur Sonnen, und, durch sie, Zu aller Sonnen Sonn' und Quell, mich hingeführet. Dem dank' ich, mit gebognem Knie, Daß Er uns, hier in unserm Leben, Nebst dem so schönen Sonnen-Licht, Die Rose, den Geruch, auch das Gesicht, Zu unsrer Lust, aus lauter Huld, gegeben. Jn H 2
Die Roſe. Dieß Bildchen fuͤhrte gleich Blick, Herz und Sinn Zur hellen Sonne ſelber hin. Jch uͤberlegt’, erwog, erkannte, Daß ihre Lebens-Gluht, zum Nutz der Welten, brannte, Und daß, was unſre Welt, nebſt ſo viel andren, fuͤllet, Aus ihrem Wunder-Weſen quillet. Doch kam mir ihre Groͤß’ und Zier Nicht anders, als ihr kleines Bild, Womit dieß Troͤpfchen angefuͤllt, (Jm Gegenhalt mit ihrem Urbild) fuͤr: Aus welchem ſie, nebſt ungezaͤhlten Sonnen, Als ſo viel Troͤpfchen nur, geronnen, Und welches ihr, wie ſie das Troͤpfchen ſchmuͤckt, Licht, Waͤrm’ und Glanz gewaͤhrt und eingedruͤckt. Ach! welch ein unbegreiflich Licht, Ach! welch ein weſentlich- ſelbſtſtaͤndger Wun- der-Schein, Muß aller Dinge Schoͤpfer nicht, Muß aller Sonnen Sonne, ſeyn! So hat demnach die ſchoͤne Roſe mich, Durch ihre Pracht, recht inniglich, Zu ihres Schoͤpfers Ruhm, geruͤhret; Sie hat zugleich zur Sonnen, und, durch ſie, Zu aller Sonnen Sonn’ und Quell, mich hingefuͤhret. Dem dank’ ich, mit gebognem Knie, Daß Er uns, hier in unſerm Leben, Nebſt dem ſo ſchoͤnen Sonnen-Licht, Die Roſe, den Geruch, auch das Geſicht, Zu unſrer Luſt, aus lauter Huld, gegeben. Jn H 2
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Die Roſe.
Dieß Bildchen fuͤhrte gleich Blick, Herz und Sinn
Zur hellen Sonne ſelber hin.
Jch uͤberlegt’, erwog, erkannte,
Daß ihre Lebens-Gluht, zum Nutz der Welten, brannte,
Und daß, was unſre Welt, nebſt ſo viel andren, fuͤllet,
Aus ihrem Wunder-Weſen quillet.
Doch kam mir ihre Groͤß’ und Zier
Nicht anders, als ihr kleines Bild,
Womit dieß Troͤpfchen angefuͤllt,
(Jm Gegenhalt mit ihrem Urbild) fuͤr:
Aus welchem ſie, nebſt ungezaͤhlten Sonnen,
Als ſo viel Troͤpfchen nur, geronnen,
Und welches ihr, wie ſie das Troͤpfchen ſchmuͤckt,
Licht, Waͤrm’ und Glanz gewaͤhrt und eingedruͤckt.
Ach! welch ein unbegreiflich Licht,
Ach! welch ein weſentlich- ſelbſtſtaͤndger Wun-
der-Schein,
Muß aller Dinge Schoͤpfer nicht,
Muß aller Sonnen Sonne, ſeyn!
So hat demnach die ſchoͤne Roſe mich,
Durch ihre Pracht, recht inniglich,
Zu ihres Schoͤpfers Ruhm, geruͤhret;
Sie hat zugleich zur Sonnen, und, durch ſie,
Zu aller Sonnen Sonn’ und Quell, mich hingefuͤhret.
Dem dank’ ich, mit gebognem Knie,
Daß Er uns, hier in unſerm Leben,
Nebſt dem ſo ſchoͤnen Sonnen-Licht,
Die Roſe, den Geruch, auch das Geſicht,
Zu unſrer Luſt, aus lauter Huld, gegeben.
Jn
H 2
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