Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Beschreibung Wenn man sich hier auf Bänken setzt, Uns, durch den Fall und Schall, ergetzt. Mich bringt der rege Wasser-Strahl Zu den Gedanken mannichmal: "Das stetig steigende Bewegen "Des reinen Strahls, den wir hier sehn, "Scheint unserm Geist, sich zu erhöhn, "Auch Triebe gleichsam einzuprägen. "Wir sieigen mit: Allein, es währt "Dieß unser Steigen nicht gar lange; "Dieweil man, mit des Wassers Gange, "Bald wieder sinkt und abwärts fährt. "Dieß scheint ein Bild von unsrer Ruh: "Wir bringen unsre Lebens-Zeit "Jn Hoffnung, Furcht, in Lust und Leid, "Mit Steigen und mit Fallen, zu. Verläßt man diese Ründe nun, Wie wir, des Ortes Anmuth wegen, Doch öfters, nicht ohn' Unmuth, thun, Um die Alleen, die so schön, Bis ganz zum Ende durchzugehn, Jn welcher wir doch in der Mitten, An beyden Seiten, Thüren sehn, Wodurch wir in die Gärten gehn; Jn welchen, nebst den Hülsen-Früchten Zu so verschiedlichen Gerichten, Viel Obst- und andre Bäume stehn: Drauf finden wir, nach vielen Schritten, Von einem Graben sie durchschnitten, Den
Beſchreibung Wenn man ſich hier auf Baͤnken ſetzt, Uns, durch den Fall und Schall, ergetzt. Mich bringt der rege Waſſer-Strahl Zu den Gedanken mannichmal: “Das ſtetig ſteigende Bewegen “Des reinen Strahls, den wir hier ſehn, “Scheint unſerm Geiſt, ſich zu erhoͤhn, “Auch Triebe gleichſam einzupraͤgen. “Wir ſieigen mit: Allein, es waͤhrt “Dieß unſer Steigen nicht gar lange; “Dieweil man, mit des Waſſers Gange, “Bald wieder ſinkt und abwaͤrts faͤhrt. “Dieß ſcheint ein Bild von unſrer Ruh: “Wir bringen unſre Lebens-Zeit “Jn Hoffnung, Furcht, in Luſt und Leid, “Mit Steigen und mit Fallen, zu. Verlaͤßt man dieſe Ruͤnde nun, Wie wir, des Ortes Anmuth wegen, Doch oͤfters, nicht ohn’ Unmuth, thun, Um die Alleen, die ſo ſchoͤn, Bis ganz zum Ende durchzugehn, Jn welcher wir doch in der Mitten, An beyden Seiten, Thuͤren ſehn, Wodurch wir in die Gaͤrten gehn; Jn welchen, nebſt den Huͤlſen-Fruͤchten Zu ſo verſchiedlichen Gerichten, Viel Obſt- und andre Baͤume ſtehn: Drauf finden wir, nach vielen Schritten, Von einem Graben ſie durchſchnitten, Den
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Beſchreibung
Wenn man ſich hier auf Baͤnken ſetzt,
Uns, durch den Fall und Schall, ergetzt.
Mich bringt der rege Waſſer-Strahl
Zu den Gedanken mannichmal:
“Das ſtetig ſteigende Bewegen
“Des reinen Strahls, den wir hier ſehn,
“Scheint unſerm Geiſt, ſich zu erhoͤhn,
“Auch Triebe gleichſam einzupraͤgen.
“Wir ſieigen mit: Allein, es waͤhrt
“Dieß unſer Steigen nicht gar lange;
“Dieweil man, mit des Waſſers Gange,
“Bald wieder ſinkt und abwaͤrts faͤhrt.
“Dieß ſcheint ein Bild von unſrer Ruh:
“Wir bringen unſre Lebens-Zeit
“Jn Hoffnung, Furcht, in Luſt und Leid,
“Mit Steigen und mit Fallen, zu.
Verlaͤßt man dieſe Ruͤnde nun,
Wie wir, des Ortes Anmuth wegen,
Doch oͤfters, nicht ohn’ Unmuth, thun,
Um die Alleen, die ſo ſchoͤn,
Bis ganz zum Ende durchzugehn,
Jn welcher wir doch in der Mitten,
An beyden Seiten, Thuͤren ſehn,
Wodurch wir in die Gaͤrten gehn;
Jn welchen, nebſt den Huͤlſen-Fruͤchten
Zu ſo verſchiedlichen Gerichten,
Viel Obſt- und andre Baͤume ſtehn:
Drauf finden wir, nach vielen Schritten,
Von einem Graben ſie durchſchnitten,
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