Zumahl vergnügten wir uns sehr am Mond und dessen Silber-Pracht, Der, durch sein sich verstärkend Licht, von neuem schöne Schatten macht. Er schien, von bis daher mit Licht vermischt gewes'nen dunklen Schatten, Die in der Dämmrung sich vereint, und gleichsam sich vermischet hatten, (Wodurch denn ihre Bildungen, Gestalten, Umstrich und Figuren Bisher vernichtiget gewesen) aufs neu' in den geraden Steigen, Ja überall, wohin man sah, von Blättern, Stämmen und von Zweigen, Die allerzierlichsten Figuren, im scharfen Umstrich, uns zu zeigen.
Wir sahen Licht und Schatten-Bilder mit Lust und dem Erwegen an, Daß alle Zierlichkeit derselben, und daß sie sich so lieblich mahlen, Wir nicht so sehr des Mondes Glanz, als eigentlich der Sonnen Strahlen, Jm Wiederschlag, zu danken haben, und daß man wirk- lich sagen kann, Wenn wir des Nachts im Monden-Schein, bey heitrer Luft, spazieren gehn, Daß wir die Schönheit aller Vorwürf' im Mond-Schein nicht, im Sonnen-Schein, Und also nicht des Tags allein, Was auf der Welt so wunderschön, Nein, auch des Nachts, im Sonnen-Licht, sowohl als wie bey Tage, sehn.
So
in dem Walde.
Zumahl vergnuͤgten wir uns ſehr am Mond und deſſen Silber-Pracht, Der, durch ſein ſich verſtaͤrkend Licht, von neuem ſchoͤne Schatten macht. Er ſchien, von bis daher mit Licht vermiſcht geweſ’nen dunklen Schatten, Die in der Daͤmmrung ſich vereint, und gleichſam ſich vermiſchet hatten, (Wodurch denn ihre Bildungen, Geſtalten, Umſtrich und Figuren Bisher vernichtiget geweſen) aufs neu’ in den geraden Steigen, Ja uͤberall, wohin man ſah, von Blaͤttern, Staͤmmen und von Zweigen, Die allerzierlichſten Figuren, im ſcharfen Umſtrich, uns zu zeigen.
Wir ſahen Licht und Schatten-Bilder mit Luſt und dem Erwegen an, Daß alle Zierlichkeit derſelben, und daß ſie ſich ſo lieblich mahlen, Wir nicht ſo ſehr des Mondes Glanz, als eigentlich der Sonnen Strahlen, Jm Wiederſchlag, zu danken haben, und daß man wirk- lich ſagen kann, Wenn wir des Nachts im Monden-Schein, bey heitrer Luft, ſpazieren gehn, Daß wir die Schoͤnheit aller Vorwuͤrf’ im Mond-Schein nicht, im Sonnen-Schein, Und alſo nicht des Tags allein, Was auf der Welt ſo wunderſchoͤn, Nein, auch des Nachts, im Sonnen-Licht, ſowohl als wie bey Tage, ſehn.
So
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in dem Walde.
Zumahl vergnuͤgten wir uns ſehr am Mond und deſſen
Silber-Pracht,
Der, durch ſein ſich verſtaͤrkend Licht, von neuem ſchoͤne
Schatten macht.
Er ſchien, von bis daher mit Licht vermiſcht geweſ’nen
dunklen Schatten,
Die in der Daͤmmrung ſich vereint, und gleichſam ſich
vermiſchet hatten,
(Wodurch denn ihre Bildungen, Geſtalten, Umſtrich und
Figuren
Bisher vernichtiget geweſen) aufs neu’ in den geraden
Steigen,
Ja uͤberall, wohin man ſah, von Blaͤttern, Staͤmmen
und von Zweigen,
Die allerzierlichſten Figuren, im ſcharfen Umſtrich, uns zu
zeigen.
Wir ſahen Licht und Schatten-Bilder mit Luſt und
dem Erwegen an,
Daß alle Zierlichkeit derſelben, und daß ſie ſich ſo lieblich
mahlen,
Wir nicht ſo ſehr des Mondes Glanz, als eigentlich der
Sonnen Strahlen,
Jm Wiederſchlag, zu danken haben, und daß man wirk-
lich ſagen kann,
Wenn wir des Nachts im Monden-Schein, bey heitrer
Luft, ſpazieren gehn,
Daß wir die Schoͤnheit aller Vorwuͤrf’ im Mond-Schein
nicht, im Sonnen-Schein,
Und alſo nicht des Tags allein,
Was auf der Welt ſo wunderſchoͤn,
Nein, auch des Nachts, im Sonnen-Licht, ſowohl als
wie bey Tage, ſehn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/93>, abgerufen am 31.01.2025.
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