Wir nahen von neuem den Stralen der Sonnen; Von Frost und Eise sind wir frey. An Tagen hat unsere Fläche gewonnen, Gott Lob! der Winter ist vorbey. Wir sehen dem fröhlichen Frühling entgegen, Es lacht die trächtige Natur. Wir sehen die gährende Kräfte sich regen; Es färbet sich der Felder Flur. Jtzt werden die Augen beständig erfreuet; Es treibet der gedrungne Klee, Mit glänzenden lieblichen Bluhmen bestreuet, Fast sichtbar itzt sich in die Höh. Die Beeten der schimmernden Gärten bedecket Ein bunt-gefärbtes Bluhmen-Heer. Von Hecken, durchs wachsende Grüne verstecket, Sieht man den dürren Strauch nicht mehr. Es krönet die glänzende Blühte die Wipfel Der fruchtbarn Bäume sonder Zahl. Es kleiden unzählige Kräuter die Gipfel Der Berge, die noch gestern kahl. Aus berstenden Knospen entspriessende Blätter Erfüllen überall die Luft; Es schwebt um die Bäume bey heiterem Wetter Ein allgemeiner grüner Duft. Gefärbte befiederte Vögel durchstreichen Dieß grün Gewebe, Paar bey Paar; Wir sehen auf Linden, auf Buchen und Eichen Die lange nicht gesehne Schaar.
Wir
Neue Fruͤhlings-Gedanken.
Wir nahen von neuem den Stralen der Sonnen; Von Froſt und Eiſe ſind wir frey. An Tagen hat unſere Flaͤche gewonnen, Gott Lob! der Winter iſt vorbey. Wir ſehen dem froͤhlichen Fruͤhling entgegen, Es lacht die traͤchtige Natur. Wir ſehen die gaͤhrende Kraͤfte ſich regen; Es faͤrbet ſich der Felder Flur. Jtzt werden die Augen beſtaͤndig erfreuet; Es treibet der gedrungne Klee, Mit glaͤnzenden lieblichen Bluhmen beſtreuet, Faſt ſichtbar itzt ſich in die Hoͤh. Die Beeten der ſchimmernden Gaͤrten bedecket Ein bunt-gefaͤrbtes Bluhmen-Heer. Von Hecken, durchs wachſende Gruͤne verſtecket, Sieht man den duͤrren Strauch nicht mehr. Es kroͤnet die glaͤnzende Bluͤhte die Wipfel Der fruchtbarn Baͤume ſonder Zahl. Es kleiden unzaͤhlige Kraͤuter die Gipfel Der Berge, die noch geſtern kahl. Aus berſtenden Knoſpen entſprieſſende Blaͤtter Erfuͤllen uͤberall die Luft; Es ſchwebt um die Baͤume bey heiterem Wetter Ein allgemeiner gruͤner Duft. Gefaͤrbte befiederte Voͤgel durchſtreichen Dieß gruͤn Gewebe, Paar bey Paar; Wir ſehen auf Linden, auf Buchen und Eichen Die lange nicht geſehne Schaar.
Wir
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Neue Fruͤhlings-Gedanken.
Wir nahen von neuem den Stralen der Sonnen;
Von Froſt und Eiſe ſind wir frey.
An Tagen hat unſere Flaͤche gewonnen,
Gott Lob! der Winter iſt vorbey.
Wir ſehen dem froͤhlichen Fruͤhling entgegen,
Es lacht die traͤchtige Natur.
Wir ſehen die gaͤhrende Kraͤfte ſich regen;
Es faͤrbet ſich der Felder Flur.
Jtzt werden die Augen beſtaͤndig erfreuet;
Es treibet der gedrungne Klee,
Mit glaͤnzenden lieblichen Bluhmen beſtreuet,
Faſt ſichtbar itzt ſich in die Hoͤh.
Die Beeten der ſchimmernden Gaͤrten bedecket
Ein bunt-gefaͤrbtes Bluhmen-Heer.
Von Hecken, durchs wachſende Gruͤne verſtecket,
Sieht man den duͤrren Strauch nicht mehr.
Es kroͤnet die glaͤnzende Bluͤhte die Wipfel
Der fruchtbarn Baͤume ſonder Zahl.
Es kleiden unzaͤhlige Kraͤuter die Gipfel
Der Berge, die noch geſtern kahl.
Aus berſtenden Knoſpen entſprieſſende Blaͤtter
Erfuͤllen uͤberall die Luft;
Es ſchwebt um die Baͤume bey heiterem Wetter
Ein allgemeiner gruͤner Duft.
Gefaͤrbte befiederte Voͤgel durchſtreichen
Dieß gruͤn Gewebe, Paar bey Paar;
Wir ſehen auf Linden, auf Buchen und Eichen
Die lange nicht geſehne Schaar.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/79>, abgerufen am 18.05.2024.
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