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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Die erste Staffel zur Gottheit.
Geschöpf und Schöpfer wohl vereinen, da wir aus Leib
und Geist bestehn,
Und um und an uns Creaturen, die ihren Schöpfer zei-
gen, sehn.
Wir aber wählen andre Wege, betreten eine fremde
Bahn,
Wir sehen unsere Gedanken von GOtt, die wir uns selber
weben,
Ohn' auf Sein Seyn in Seinen Werken, wo Er Sich
zeiget, Acht zu geben,
(O selbst erzieltes Götzen-Bild!) für eine wahre Gottheit
an.
Wir eignen ihr verschiedne Kräfte, die doch nur in uns
selber haften,
Und, nur in etwas höherm Grad, der Menschheit eigne
Leidenschaften,
Die aus uns selber quillen, zu. Wir schneiden, bloß
nach unserm Leiste,
Uns einen GOtt in unserm Hirn, nach unserm eignen
Leib und Geiste.
Wir legen nicht nur unsre Cörper, in eines Greisen Bild,
Jhm bey;
Wir meynen, wenn Er denkt, wie wir, daß Er sodann
vernünftig sey.
Wir unternehmen uns zu sagen, durch richtig- und gefügte
Schlüsse,
Daß es, nach ihrem Sinn, die Gottheit so und nicht anders
machen müsse.
Wirfst
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Die erſte Staffel zur Gottheit.
Geſchoͤpf und Schoͤpfer wohl vereinen, da wir aus Leib
und Geiſt beſtehn,
Und um und an uns Creaturen, die ihren Schoͤpfer zei-
gen, ſehn.
Wir aber waͤhlen andre Wege, betreten eine fremde
Bahn,
Wir ſehen unſere Gedanken von GOtt, die wir uns ſelber
weben,
Ohn’ auf Sein Seyn in Seinen Werken, wo Er Sich
zeiget, Acht zu geben,
(O ſelbſt erzieltes Goͤtzen-Bild!) fuͤr eine wahre Gottheit
an.
Wir eignen ihr verſchiedne Kraͤfte, die doch nur in uns
ſelber haften,
Und, nur in etwas hoͤherm Grad, der Menſchheit eigne
Leidenſchaften,
Die aus uns ſelber quillen, zu. Wir ſchneiden, bloß
nach unſerm Leiſte,
Uns einen GOtt in unſerm Hirn, nach unſerm eignen
Leib und Geiſte.
Wir legen nicht nur unſre Coͤrper, in eines Greiſen Bild,
Jhm bey;
Wir meynen, wenn Er denkt, wie wir, daß Er ſodann
vernuͤnftig ſey.
Wir unternehmen uns zu ſagen, durch richtig- und gefuͤgte
Schluͤſſe,
Daß es, nach ihrem Sinn, die Gottheit ſo und nicht anders
machen muͤſſe.
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[679/0697] Die erſte Staffel zur Gottheit. Geſchoͤpf und Schoͤpfer wohl vereinen, da wir aus Leib und Geiſt beſtehn, Und um und an uns Creaturen, die ihren Schoͤpfer zei- gen, ſehn. Wir aber waͤhlen andre Wege, betreten eine fremde Bahn, Wir ſehen unſere Gedanken von GOtt, die wir uns ſelber weben, Ohn’ auf Sein Seyn in Seinen Werken, wo Er Sich zeiget, Acht zu geben, (O ſelbſt erzieltes Goͤtzen-Bild!) fuͤr eine wahre Gottheit an. Wir eignen ihr verſchiedne Kraͤfte, die doch nur in uns ſelber haften, Und, nur in etwas hoͤherm Grad, der Menſchheit eigne Leidenſchaften, Die aus uns ſelber quillen, zu. Wir ſchneiden, bloß nach unſerm Leiſte, Uns einen GOtt in unſerm Hirn, nach unſerm eignen Leib und Geiſte. Wir legen nicht nur unſre Coͤrper, in eines Greiſen Bild, Jhm bey; Wir meynen, wenn Er denkt, wie wir, daß Er ſodann vernuͤnftig ſey. Wir unternehmen uns zu ſagen, durch richtig- und gefuͤgte Schluͤſſe, Daß es, nach ihrem Sinn, die Gottheit ſo und nicht anders machen muͤſſe. Wirfſt U u 4

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/697>, abgerufen am 22.11.2024.