Vereint, und das, was fehlt, ersetzet. Jch dachte ferner, da der Mist Zur Düngung und zum Wachsthum selber fast unent- behrlich nöhtig ist, Und dieser aus dem Thier-Reich stammt, ob dieß uns nicht vor Augen leget, Daß ja fast gar auf welche Weise, das Korn so gleiche Theile heget Mit unsern und der Thiere Cörpern. Mir fiel nachher noch ferner bey, Wie sehr des grossen Schöpfers Weisheit hierinn noch zu bewundern sey, Daß, da das Vieh sich selbst zu helfen und sich zu nähren nicht geschickt, Sich ihre Nahrung, Gras und Kraut, von selbst fast aus der Erden drückt; Da wir hingegen unsre Kost, durch Fleiß und Arbeit, finden können: So hat Er uns dazu so vieles, die künstliche gelenke Hand, Holz, Eisen, Seile, Pferd' und Ochsen, zumahl den sinnenden Verstand, Zu unserer Beschäftigung, und andrer Absicht wollen gön- nen. Denn scheinet gleich, beym ersten Anblick, die Arbeit müh- sam, saur und schwehr Jst dieß doch lange nicht so schlimm, als wenn die Mensch- heit müßig wär; Jndem, wenn hier auf dieser Welt der Mensch von keine[r] Arbeit wüßte, Ein allgemeiner Müßiggang das Leben wirklich meh[r] verdrießlich,
Zum
Der Korn-Boden.
Vereint, und das, was fehlt, erſetzet. Jch dachte ferner, da der Miſt Zur Duͤngung und zum Wachsthum ſelber faſt unent- behrlich noͤhtig iſt, Und dieſer aus dem Thier-Reich ſtammt, ob dieß uns nicht vor Augen leget, Daß ja faſt gar auf welche Weiſe, das Korn ſo gleiche Theile heget Mit unſern und der Thiere Coͤrpern. Mir fiel nachher noch ferner bey, Wie ſehr des groſſen Schoͤpfers Weisheit hierinn noch zu bewundern ſey, Daß, da das Vieh ſich ſelbſt zu helfen und ſich zu naͤhren nicht geſchickt, Sich ihre Nahrung, Gras und Kraut, von ſelbſt faſt aus der Erden druͤckt; Da wir hingegen unſre Koſt, durch Fleiß und Arbeit, finden koͤnnen: So hat Er uns dazu ſo vieles, die kuͤnſtliche gelenke Hand, Holz, Eiſen, Seile, Pferd’ und Ochſen, zumahl den ſinnenden Verſtand, Zu unſerer Beſchaͤftigung, und andrer Abſicht wollen goͤn- nen. Denn ſcheinet gleich, beym erſten Anblick, die Arbeit muͤh- ſam, ſaur und ſchwehr Jſt dieß doch lange nicht ſo ſchlimm, als wenn die Menſch- heit muͤßig waͤr; Jndem, wenn hier auf dieſer Welt der Menſch von keine[r] Arbeit wuͤßte, Ein allgemeiner Muͤßiggang das Leben wirklich meh[r] verdrießlich,
Zum
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Der Korn-Boden.
Vereint, und das, was fehlt, erſetzet. Jch dachte ferner,
da der Miſt
Zur Duͤngung und zum Wachsthum ſelber faſt unent-
behrlich noͤhtig iſt,
Und dieſer aus dem Thier-Reich ſtammt, ob dieß uns nicht
vor Augen leget,
Daß ja faſt gar auf welche Weiſe, das Korn ſo gleiche Theile
heget
Mit unſern und der Thiere Coͤrpern. Mir fiel nachher noch
ferner bey,
Wie ſehr des groſſen Schoͤpfers Weisheit hierinn noch zu
bewundern ſey,
Daß, da das Vieh ſich ſelbſt zu helfen und ſich zu naͤhren
nicht geſchickt,
Sich ihre Nahrung, Gras und Kraut, von ſelbſt faſt aus
der Erden druͤckt;
Da wir hingegen unſre Koſt, durch Fleiß und Arbeit,
finden koͤnnen:
So hat Er uns dazu ſo vieles, die kuͤnſtliche gelenke
Hand,
Holz, Eiſen, Seile, Pferd’ und Ochſen, zumahl den ſinnenden
Verſtand,
Zu unſerer Beſchaͤftigung, und andrer Abſicht wollen goͤn-
nen.
Denn ſcheinet gleich, beym erſten Anblick, die Arbeit muͤh-
ſam, ſaur und ſchwehr
Jſt dieß doch lange nicht ſo ſchlimm, als wenn die Menſch-
heit muͤßig waͤr;
Jndem, wenn hier auf dieſer Welt der Menſch von keiner
Arbeit wuͤßte,
Ein allgemeiner Muͤßiggang das Leben wirklich mehr
verdrießlich,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/662>, abgerufen am 22.11.2024.
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