Vergnügt im Garten auf und nieder, und traf mehr, als man glauben kann, Statt unbequehmen Frosts, GOtt Lob! fast lauter Früh- lings-Vorwürf' an. Jch sah ein kleines Spinngen spinnen, und eine kleine Mücke fliegen. Jch sahe von den neugemachten, zwar noch entblätterten Alleen Die Zweige, voller rohten Safts, bereits in grüner Hoff- nung stehen. Wie nun des Nachmittags der Wind sich noch verlohr und völlig legte, So daß bey einer sanften Luft sich kaum ein kleines Lüftgen regte; War ein recht laues Frühlings-Wetter nicht nur zu füh- len, auch zu sehn.
7 War nun der sechste Monats-Tag und seine Witt- rung schön gewesen; So war der siebende noch schöner. Es war das Wetter auserlesen, Nebst einem ganz entwölkten Himmel, und einem warmen Sonnenschein, War die durch nichts bewegte Luft so angenehm, als sanft und rein. Auch selber flüßige Personen, die sonsten Luft und Winde scheuen, Sah man in freyer Luft spatzieren, und sich des schönen Wetters freuen.
8 Den achten wehte früh der Wind, doch gegen Mittag legt' er sich, Darüber denn derselbe Tag dem gestrigen an Schönheit glich.
Die
Beſchreibung einer lieblichen
Vergnuͤgt im Garten auf und nieder, und traf mehr, als man glauben kann, Statt unbequehmen Froſts, GOtt Lob! faſt lauter Fruͤh- lings-Vorwuͤrf’ an. Jch ſah ein kleines Spinngen ſpinnen, und eine kleine Muͤcke fliegen. Jch ſahe von den neugemachten, zwar noch entblaͤtterten Alleen Die Zweige, voller rohten Safts, bereits in gruͤner Hoff- nung ſtehen. Wie nun des Nachmittags der Wind ſich noch verlohr und voͤllig legte, So daß bey einer ſanften Luft ſich kaum ein kleines Luͤftgen regte; War ein recht laues Fruͤhlings-Wetter nicht nur zu fuͤh- len, auch zu ſehn.
7 War nun der ſechste Monats-Tag und ſeine Witt- rung ſchoͤn geweſen; So war der ſiebende noch ſchoͤner. Es war das Wetter auserleſen, Nebſt einem ganz entwoͤlkten Himmel, und einem warmen Sonnenſchein, War die durch nichts bewegte Luft ſo angenehm, als ſanft und rein. Auch ſelber fluͤßige Perſonen, die ſonſten Luft und Winde ſcheuen, Sah man in freyer Luft ſpatzieren, und ſich des ſchoͤnen Wetters freuen.
8 Den achten wehte fruͤh der Wind, doch gegen Mittag legt’ er ſich, Daruͤber denn derſelbe Tag dem geſtrigen an Schoͤnheit glich.
Die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="36"><pbfacs="#f0580"n="562"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Beſchreibung einer lieblichen</hi></fw><lb/><l>Vergnuͤgt im Garten auf und nieder, und traf mehr,</l><lb/><l><hirendition="#et">als man glauben kann,</hi></l><lb/><l>Statt unbequehmen Froſts, GOtt Lob! faſt lauter Fruͤh-</l><lb/><l><hirendition="#et">lings-Vorwuͤrf’ an.</hi></l><lb/><l>Jch ſah ein kleines Spinngen ſpinnen, und eine kleine</l><lb/><l><hirendition="#et">Muͤcke fliegen.</hi></l><lb/><l>Jch ſahe von den neugemachten, zwar noch entblaͤtterten</l><lb/><l><hirendition="#et">Alleen</hi></l><lb/><l>Die Zweige, voller rohten Safts, bereits in gruͤner Hoff-</l><lb/><l><hirendition="#et">nung ſtehen.</hi></l><lb/><l>Wie nun des Nachmittags der Wind ſich noch verlohr</l><lb/><l><hirendition="#et">und voͤllig legte,</hi></l><lb/><l>So daß bey einer ſanften Luft ſich kaum ein kleines Luͤftgen</l><lb/><l><hirendition="#et">regte;</hi></l><lb/><l>War ein recht laues Fruͤhlings-Wetter nicht nur zu fuͤh-</l><lb/><l><hirendition="#et">len, auch zu ſehn.</hi></l></lg><lb/><lgn="37"><l><noteplace="left">7</note> War nun der ſechste Monats-Tag und ſeine Witt-</l><lb/><l><hirendition="#et">rung ſchoͤn geweſen;</hi></l><lb/><l>So war der ſiebende noch ſchoͤner. Es war das Wetter</l><lb/><l><hirendition="#et">auserleſen,</hi></l><lb/><l>Nebſt einem ganz entwoͤlkten Himmel, und einem warmen</l><lb/><l><hirendition="#et">Sonnenſchein,</hi></l><lb/><l>War die durch nichts bewegte Luft ſo angenehm, als ſanft</l><lb/><l><hirendition="#et">und rein.</hi></l><lb/><l>Auch ſelber fluͤßige Perſonen, die ſonſten Luft und Winde</l><lb/><l><hirendition="#et">ſcheuen,</hi></l><lb/><l>Sah man in freyer Luft ſpatzieren, und ſich des ſchoͤnen</l><lb/><l><hirendition="#et">Wetters freuen.</hi></l></lg><lb/><lgn="38"><l><noteplace="left">8</note> Den achten wehte fruͤh der Wind, doch gegen Mittag</l><lb/><l><hirendition="#et">legt’ er ſich,</hi></l><lb/><l>Daruͤber denn derſelbe Tag dem geſtrigen an Schoͤnheit</l><lb/><l><hirendition="#et">glich.</hi></l><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[562/0580]
Beſchreibung einer lieblichen
Vergnuͤgt im Garten auf und nieder, und traf mehr,
als man glauben kann,
Statt unbequehmen Froſts, GOtt Lob! faſt lauter Fruͤh-
lings-Vorwuͤrf’ an.
Jch ſah ein kleines Spinngen ſpinnen, und eine kleine
Muͤcke fliegen.
Jch ſahe von den neugemachten, zwar noch entblaͤtterten
Alleen
Die Zweige, voller rohten Safts, bereits in gruͤner Hoff-
nung ſtehen.
Wie nun des Nachmittags der Wind ſich noch verlohr
und voͤllig legte,
So daß bey einer ſanften Luft ſich kaum ein kleines Luͤftgen
regte;
War ein recht laues Fruͤhlings-Wetter nicht nur zu fuͤh-
len, auch zu ſehn.
War nun der ſechste Monats-Tag und ſeine Witt-
rung ſchoͤn geweſen;
So war der ſiebende noch ſchoͤner. Es war das Wetter
auserleſen,
Nebſt einem ganz entwoͤlkten Himmel, und einem warmen
Sonnenſchein,
War die durch nichts bewegte Luft ſo angenehm, als ſanft
und rein.
Auch ſelber fluͤßige Perſonen, die ſonſten Luft und Winde
ſcheuen,
Sah man in freyer Luft ſpatzieren, und ſich des ſchoͤnen
Wetters freuen.
Den achten wehte fruͤh der Wind, doch gegen Mittag
legt’ er ſich,
Daruͤber denn derſelbe Tag dem geſtrigen an Schoͤnheit
glich.
Die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/580>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.