Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung einer lieblichen
Vergnügt im Garten auf und nieder, und traf mehr,
als man glauben kann,
Statt unbequehmen Frosts, GOtt Lob! fast lauter Früh-
lings-Vorwürf' an.
Jch sah ein kleines Spinngen spinnen, und eine kleine
Mücke fliegen.
Jch sahe von den neugemachten, zwar noch entblätterten
Alleen
Die Zweige, voller rohten Safts, bereits in grüner Hoff-
nung stehen.
Wie nun des Nachmittags der Wind sich noch verlohr
und völlig legte,
So daß bey einer sanften Luft sich kaum ein kleines Lüftgen
regte;
War ein recht laues Frühlings-Wetter nicht nur zu füh-
len, auch zu sehn.

7 War nun der sechste Monats-Tag und seine Witt-
rung schön gewesen;
So war der siebende noch schöner. Es war das Wetter
auserlesen,
Nebst einem ganz entwölkten Himmel, und einem warmen
Sonnenschein,
War die durch nichts bewegte Luft so angenehm, als sanft
und rein.
Auch selber flüßige Personen, die sonsten Luft und Winde
scheuen,
Sah man in freyer Luft spatzieren, und sich des schönen
Wetters freuen.
8 Den achten wehte früh der Wind, doch gegen Mittag
legt' er sich,
Darüber denn derselbe Tag dem gestrigen an Schönheit
glich.
Die

Beſchreibung einer lieblichen
Vergnuͤgt im Garten auf und nieder, und traf mehr,
als man glauben kann,
Statt unbequehmen Froſts, GOtt Lob! faſt lauter Fruͤh-
lings-Vorwuͤrf’ an.
Jch ſah ein kleines Spinngen ſpinnen, und eine kleine
Muͤcke fliegen.
Jch ſahe von den neugemachten, zwar noch entblaͤtterten
Alleen
Die Zweige, voller rohten Safts, bereits in gruͤner Hoff-
nung ſtehen.
Wie nun des Nachmittags der Wind ſich noch verlohr
und voͤllig legte,
So daß bey einer ſanften Luft ſich kaum ein kleines Luͤftgen
regte;
War ein recht laues Fruͤhlings-Wetter nicht nur zu fuͤh-
len, auch zu ſehn.

7 War nun der ſechste Monats-Tag und ſeine Witt-
rung ſchoͤn geweſen;
So war der ſiebende noch ſchoͤner. Es war das Wetter
auserleſen,
Nebſt einem ganz entwoͤlkten Himmel, und einem warmen
Sonnenſchein,
War die durch nichts bewegte Luft ſo angenehm, als ſanft
und rein.
Auch ſelber fluͤßige Perſonen, die ſonſten Luft und Winde
ſcheuen,
Sah man in freyer Luft ſpatzieren, und ſich des ſchoͤnen
Wetters freuen.
8 Den achten wehte fruͤh der Wind, doch gegen Mittag
legt’ er ſich,
Daruͤber denn derſelbe Tag dem geſtrigen an Schoͤnheit
glich.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="36">
                <pb facs="#f0580" n="562"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Be&#x017F;chreibung einer lieblichen</hi> </fw><lb/>
                <l>Vergnu&#x0364;gt im Garten auf und nieder, und traf mehr,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">als man glauben kann,</hi> </l><lb/>
                <l>Statt unbequehmen Fro&#x017F;ts, GOtt Lob! fa&#x017F;t lauter Fru&#x0364;h-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">lings-Vorwu&#x0364;rf&#x2019; an.</hi> </l><lb/>
                <l>Jch &#x017F;ah ein kleines Spinngen &#x017F;pinnen, und eine kleine</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Mu&#x0364;cke fliegen.</hi> </l><lb/>
                <l>Jch &#x017F;ahe von den neugemachten, zwar noch entbla&#x0364;tterten</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Alleen</hi> </l><lb/>
                <l>Die Zweige, voller rohten Safts, bereits in gru&#x0364;ner Hoff-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nung &#x017F;tehen.</hi> </l><lb/>
                <l>Wie nun des Nachmittags der Wind &#x017F;ich noch verlohr</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und vo&#x0364;llig legte,</hi> </l><lb/>
                <l>So daß bey einer &#x017F;anften Luft &#x017F;ich kaum ein kleines Lu&#x0364;ftgen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">regte;</hi> </l><lb/>
                <l>War ein recht laues Fru&#x0364;hlings-Wetter nicht nur zu fu&#x0364;h-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">len, auch zu &#x017F;ehn.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="37">
                <l><note place="left">7</note> War nun der &#x017F;echste Monats-Tag und &#x017F;eine Witt-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">rung &#x017F;cho&#x0364;n gewe&#x017F;en;</hi> </l><lb/>
                <l>So war der &#x017F;iebende noch &#x017F;cho&#x0364;ner. Es war das Wetter</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">auserle&#x017F;en,</hi> </l><lb/>
                <l>Neb&#x017F;t einem ganz entwo&#x0364;lkten Himmel, und einem warmen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Sonnen&#x017F;chein,</hi> </l><lb/>
                <l>War die durch nichts bewegte Luft &#x017F;o angenehm, als &#x017F;anft</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und rein.</hi> </l><lb/>
                <l>Auch &#x017F;elber flu&#x0364;ßige Per&#x017F;onen, die &#x017F;on&#x017F;ten Luft und Winde</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;cheuen,</hi> </l><lb/>
                <l>Sah man in freyer Luft &#x017F;patzieren, und &#x017F;ich des &#x017F;cho&#x0364;nen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wetters freuen.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="38">
                <l><note place="left">8</note> Den achten wehte fru&#x0364;h der Wind, doch gegen Mittag</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">legt&#x2019; er &#x017F;ich,</hi> </l><lb/>
                <l>Daru&#x0364;ber denn der&#x017F;elbe Tag dem ge&#x017F;trigen an Scho&#x0364;nheit</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">glich.</hi> </l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[562/0580] Beſchreibung einer lieblichen Vergnuͤgt im Garten auf und nieder, und traf mehr, als man glauben kann, Statt unbequehmen Froſts, GOtt Lob! faſt lauter Fruͤh- lings-Vorwuͤrf’ an. Jch ſah ein kleines Spinngen ſpinnen, und eine kleine Muͤcke fliegen. Jch ſahe von den neugemachten, zwar noch entblaͤtterten Alleen Die Zweige, voller rohten Safts, bereits in gruͤner Hoff- nung ſtehen. Wie nun des Nachmittags der Wind ſich noch verlohr und voͤllig legte, So daß bey einer ſanften Luft ſich kaum ein kleines Luͤftgen regte; War ein recht laues Fruͤhlings-Wetter nicht nur zu fuͤh- len, auch zu ſehn. War nun der ſechste Monats-Tag und ſeine Witt- rung ſchoͤn geweſen; So war der ſiebende noch ſchoͤner. Es war das Wetter auserleſen, Nebſt einem ganz entwoͤlkten Himmel, und einem warmen Sonnenſchein, War die durch nichts bewegte Luft ſo angenehm, als ſanft und rein. Auch ſelber fluͤßige Perſonen, die ſonſten Luft und Winde ſcheuen, Sah man in freyer Luft ſpatzieren, und ſich des ſchoͤnen Wetters freuen. Den achten wehte fruͤh der Wind, doch gegen Mittag legt’ er ſich, Daruͤber denn derſelbe Tag dem geſtrigen an Schoͤnheit glich. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/580
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/580>, abgerufen am 16.06.2024.