Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.Beschreibung einer lieblichen Doch leget er sich gegen Abend, der denn, bey hellemMonden-Schein, So sanft, so lieblich, so gelinde, so klar, so angenehm, so rein, Und gar nicht kalt, kaum kühl sich zeigte; daß, da mich seine Schönheit rührte, Jch, mit vergnügtem Blick und Geist, sehr lang im Monden-Schein spatzierte. 26 Die Nacht hatt' es nun stark gefroren, doch frühe thaut es mit Gewalt, Es war ein zwar bedecktes Wetter, doch weder stürmisch oder kalt. 27 Allein was für ein herrlich Wetter erfüllte, nach ver- schwundner Nacht, Den andern Tag, Luft, Erd' und Fluht, mit einer solchen hellen Pracht, Daß man ihn keinen Winter-Tag, den schönsten Frühlings- Tag wird nennen, Und einen Auszug schöner Tage, mit allem Recht, wird heissen können! So lind' und lieblich war die Luft, so warm, so rein, so hell und klar, Daß er dem Unempfindlichsten ein Vorwurf seiner Rede war. Dieß daurete den ganzen Tag, auch selbst den Abend, da die Luft So linde blieb, doch füllte sie ein auch gelinder Nebel- Duft, 28 Der auch nicht kalt, noch widrig war. Der Tag dar- auf war ja so schön, Ja wär es möglich, daß man ihn nur hätte können schöner seh'n, So
Beſchreibung einer lieblichen Doch leget er ſich gegen Abend, der denn, bey hellemMonden-Schein, So ſanft, ſo lieblich, ſo gelinde, ſo klar, ſo angenehm, ſo rein, Und gar nicht kalt, kaum kuͤhl ſich zeigte; daß, da mich ſeine Schoͤnheit ruͤhrte, Jch, mit vergnuͤgtem Blick und Geiſt, ſehr lang im Monden-Schein ſpatzierte. 26 Die Nacht hatt’ es nun ſtark gefroren, doch fruͤhe thaut es mit Gewalt, Es war ein zwar bedecktes Wetter, doch weder ſtuͤrmiſch oder kalt. 27 Allein was fuͤr ein herrlich Wetter erfuͤllte, nach ver- ſchwundner Nacht, Den andern Tag, Luft, Erd’ und Fluht, mit einer ſolchen hellen Pracht, Daß man ihn keinen Winter-Tag, den ſchoͤnſten Fruͤhlings- Tag wird nennen, Und einen Auszug ſchoͤner Tage, mit allem Recht, wird heiſſen koͤnnen! So lind’ und lieblich war die Luft, ſo warm, ſo rein, ſo hell und klar, Daß er dem Unempfindlichſten ein Vorwurf ſeiner Rede war. Dieß daurete den ganzen Tag, auch ſelbſt den Abend, da die Luft So linde blieb, doch fuͤllte ſie ein auch gelinder Nebel- Duft, 28 Der auch nicht kalt, noch widrig war. Der Tag dar- auf war ja ſo ſchoͤn, Ja waͤr es moͤglich, daß man ihn nur haͤtte koͤnnen ſchoͤner ſeh’n, So
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Beſchreibung einer lieblichen
Doch leget er ſich gegen Abend, der denn, bey hellem
Monden-Schein,
So ſanft, ſo lieblich, ſo gelinde, ſo klar, ſo angenehm,
ſo rein,
Und gar nicht kalt, kaum kuͤhl ſich zeigte; daß, da
mich ſeine Schoͤnheit ruͤhrte,
Jch, mit vergnuͤgtem Blick und Geiſt, ſehr lang im
Monden-Schein ſpatzierte.
Die Nacht hatt’ es nun ſtark gefroren, doch fruͤhe thaut
es mit Gewalt,
Es war ein zwar bedecktes Wetter, doch weder ſtuͤrmiſch
oder kalt.
Allein was fuͤr ein herrlich Wetter erfuͤllte, nach ver-
ſchwundner Nacht,
Den andern Tag, Luft, Erd’ und Fluht, mit einer ſolchen
hellen Pracht,
Daß man ihn keinen Winter-Tag, den ſchoͤnſten Fruͤhlings-
Tag wird nennen,
Und einen Auszug ſchoͤner Tage, mit allem Recht, wird
heiſſen koͤnnen!
So lind’ und lieblich war die Luft, ſo warm, ſo rein, ſo
hell und klar,
Daß er dem Unempfindlichſten ein Vorwurf ſeiner Rede
war.
Dieß daurete den ganzen Tag, auch ſelbſt den Abend,
da die Luft
So linde blieb, doch fuͤllte ſie ein auch gelinder Nebel-
Duft,
Der auch nicht kalt, noch widrig war. Der Tag dar-
auf war ja ſo ſchoͤn,
Ja waͤr es moͤglich, daß man ihn nur haͤtte koͤnnen
ſchoͤner ſeh’n,
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