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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Beschreibung einer lieblichen
Von unten aufwerts, aber bald verschwunden sie, und
blieb allein
Ein' ungemeine lichte Wolke, in einem gelblich-weissen
Schein,
So anfangs still und unbewegt; allein in einem Au-
genblick
Verkürzte sie sich in sich selbst, lief eilend Westenwerts
zurück,
Ja rollte sich recht in einander, so schnell, daß ich ver-
wundert stand,
Worauf denn alles, Wolken, Strahlen, eh' ich es mir
versah, verschwand.
Es daurete das schöne Wetter so lange, wie das alte
Jahr,
Nur daß allein der letzte Tag sehr stürmerisch und reg-
nigt war.
Allein, noch in derselben Nacht verändert es sich so ge-
schwinde,
Daß es gewiß nicht glaublich ist. Es hatten sich die
scharfen Winde

1-7 So schnell auf einmahl abgeführt, so daß man früh, halb
ausser sich,
Die Erde ganz verändert sah. Es war ganz ausseror-
dentlich
Die Fläche trocken, und die Luft so rein, so heiter und
gelinde,
Als man es kaum im Sommer fühlt. Ein wenig hatt'
es zwar gefroren,
Doch eben dadurch hatte sich, was schlackrich war, so
gar verlohren,
Daß alles, was man sahe, glänzte, und dieses hat bis-
her gewährt,
Da

Beſchreibung einer lieblichen
Von unten aufwerts, aber bald verſchwunden ſie, und
blieb allein
Ein’ ungemeine lichte Wolke, in einem gelblich-weiſſen
Schein,
So anfangs ſtill und unbewegt; allein in einem Au-
genblick
Verkuͤrzte ſie ſich in ſich ſelbſt, lief eilend Weſtenwerts
zuruͤck,
Ja rollte ſich recht in einander, ſo ſchnell, daß ich ver-
wundert ſtand,
Worauf denn alles, Wolken, Strahlen, eh’ ich es mir
verſah, verſchwand.
Es daurete das ſchoͤne Wetter ſo lange, wie das alte
Jahr,
Nur daß allein der letzte Tag ſehr ſtuͤrmeriſch und reg-
nigt war.
Allein, noch in derſelben Nacht veraͤndert es ſich ſo ge-
ſchwinde,
Daß es gewiß nicht glaublich iſt. Es hatten ſich die
ſcharfen Winde

1-7 So ſchnell auf einmahl abgefuͤhrt, ſo daß man fruͤh, halb
auſſer ſich,
Die Erde ganz veraͤndert ſah. Es war ganz auſſeror-
dentlich
Die Flaͤche trocken, und die Luft ſo rein, ſo heiter und
gelinde,
Als man es kaum im Sommer fuͤhlt. Ein wenig hatt’
es zwar gefroren,
Doch eben dadurch hatte ſich, was ſchlackrich war, ſo
gar verlohren,
Daß alles, was man ſahe, glaͤnzte, und dieſes hat bis-
her gewaͤhrt,
Da
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[542/0560] Beſchreibung einer lieblichen Von unten aufwerts, aber bald verſchwunden ſie, und blieb allein Ein’ ungemeine lichte Wolke, in einem gelblich-weiſſen Schein, So anfangs ſtill und unbewegt; allein in einem Au- genblick Verkuͤrzte ſie ſich in ſich ſelbſt, lief eilend Weſtenwerts zuruͤck, Ja rollte ſich recht in einander, ſo ſchnell, daß ich ver- wundert ſtand, Worauf denn alles, Wolken, Strahlen, eh’ ich es mir verſah, verſchwand. Es daurete das ſchoͤne Wetter ſo lange, wie das alte Jahr, Nur daß allein der letzte Tag ſehr ſtuͤrmeriſch und reg- nigt war. Allein, noch in derſelben Nacht veraͤndert es ſich ſo ge- ſchwinde, Daß es gewiß nicht glaublich iſt. Es hatten ſich die ſcharfen Winde So ſchnell auf einmahl abgefuͤhrt, ſo daß man fruͤh, halb auſſer ſich, Die Erde ganz veraͤndert ſah. Es war ganz auſſeror- dentlich Die Flaͤche trocken, und die Luft ſo rein, ſo heiter und gelinde, Als man es kaum im Sommer fuͤhlt. Ein wenig hatt’ es zwar gefroren, Doch eben dadurch hatte ſich, was ſchlackrich war, ſo gar verlohren, Daß alles, was man ſahe, glaͤnzte, und dieſes hat bis- her gewaͤhrt, Da

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/560>, abgerufen am 16.06.2024.