Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Gedanken über das Pflügen und Säen.
Erkennet denn, geliebte Menschen! auch hieraus eine neue
Spur
Von einer mächtig-weisen Lieb' in der uns nährenden
Natur.
So bald der edle Saame nun dem Schooß der Erden
anvertraut;
Wird ein nicht minder nützlichs Werkzeug, im emsigen
Gebrauch, geschaut.
Die zackigten geeckten Egen, die theils voll Holz, theils
Eisen stecken,
Sind mit bespannten Pferden fertig, den künft'gen Segen
zuzudecken.
Sie bringen den gestreuten Saamen nun völlig erst zu
seiner Ruh,
Und ziehen vor dem grossen Schauplatz, so wie es scheint,
die Decke zu.
Gesegne Du es nun, o GOtt! Du Segens-Quell'! Der
Ackersmann
Hat bey dem grossen Nahrungs-Werk nunmehr das
Seinige gethan.
Ein mehrers kann er nicht. So laß, was er der Erden
anvertrauet,
Bloß durch Dein gnädiges Gedeyen, im Regen, Sonnen-
schein und Winden,
Zu rechter Zeit, in rechter Maasse, Kraft, Nässe, Wärm'
und Wachsthum finden!
Gieb auch, daß wir mit Preis und Dank den uns von
Dir geschenkten Segen,
Wenn er gereifet und gemäht, vergnügt in unsre Scheu-
ren legen!


Die
Gedanken uͤber das Pfluͤgen und Saͤen.
Erkennet denn, geliebte Menſchen! auch hieraus eine neue
Spur
Von einer maͤchtig-weiſen Lieb’ in der uns naͤhrenden
Natur.
So bald der edle Saame nun dem Schooß der Erden
anvertraut;
Wird ein nicht minder nuͤtzlichs Werkzeug, im emſigen
Gebrauch, geſchaut.
Die zackigten geeckten Egen, die theils voll Holz, theils
Eiſen ſtecken,
Sind mit beſpannten Pferden fertig, den kuͤnft’gen Segen
zuzudecken.
Sie bringen den geſtreuten Saamen nun voͤllig erſt zu
ſeiner Ruh,
Und ziehen vor dem groſſen Schauplatz, ſo wie es ſcheint,
die Decke zu.
Geſegne Du es nun, o GOtt! Du Segens-Quell’! Der
Ackersmann
Hat bey dem groſſen Nahrungs-Werk nunmehr das
Seinige gethan.
Ein mehrers kann er nicht. So laß, was er der Erden
anvertrauet,
Bloß durch Dein gnaͤdiges Gedeyen, im Regen, Sonnen-
ſchein und Winden,
Zu rechter Zeit, in rechter Maaſſe, Kraft, Naͤſſe, Waͤrm’
und Wachsthum finden!
Gieb auch, daß wir mit Preis und Dank den uns von
Dir geſchenkten Segen,
Wenn er gereifet und gemaͤht, vergnuͤgt in unſre Scheu-
ren legen!


Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0516" n="498"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gedanken u&#x0364;ber das Pflu&#x0364;gen und Sa&#x0364;en.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="7">
                <l>Erkennet denn, geliebte Men&#x017F;chen! auch hieraus eine neue</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Spur</hi> </l><lb/>
                <l>Von einer ma&#x0364;chtig-wei&#x017F;en Lieb&#x2019; in der uns na&#x0364;hrenden</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Natur.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="8">
                <l>So bald der edle Saame nun dem Schooß der Erden</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">anvertraut;</hi> </l><lb/>
                <l>Wird ein nicht minder nu&#x0364;tzlichs Werkzeug, im em&#x017F;igen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Gebrauch, ge&#x017F;chaut.</hi> </l><lb/>
                <l>Die zackigten geeckten Egen, die theils voll Holz, theils</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ei&#x017F;en &#x017F;tecken,</hi> </l><lb/>
                <l>Sind mit be&#x017F;pannten Pferden fertig, den ku&#x0364;nft&#x2019;gen Segen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zuzudecken.</hi> </l><lb/>
                <l>Sie bringen den ge&#x017F;treuten Saamen nun vo&#x0364;llig er&#x017F;t zu</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;einer Ruh,</hi> </l><lb/>
                <l>Und ziehen vor dem gro&#x017F;&#x017F;en Schauplatz, &#x017F;o wie es &#x017F;cheint,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">die Decke zu.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="9">
                <l>Ge&#x017F;egne Du es nun, o GOtt! Du Segens-Quell&#x2019;! Der</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ackersmann</hi> </l><lb/>
                <l>Hat bey dem gro&#x017F;&#x017F;en Nahrungs-Werk nunmehr das</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Seinige gethan.</hi> </l><lb/>
                <l>Ein mehrers kann er nicht. So laß, was er der Erden</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">anvertrauet,</hi> </l><lb/>
                <l>Bloß durch Dein gna&#x0364;diges Gedeyen, im Regen, Sonnen-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chein und Winden,</hi> </l><lb/>
                <l>Zu rechter Zeit, in rechter Maa&#x017F;&#x017F;e, Kraft, Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, Wa&#x0364;rm&#x2019;</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und Wachsthum finden!</hi> </l><lb/>
                <l>Gieb auch, daß wir mit Preis und Dank den uns von</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Dir ge&#x017F;chenkten Segen,</hi> </l><lb/>
                <l>Wenn er gereifet und gema&#x0364;ht, vergnu&#x0364;gt in un&#x017F;re Scheu-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ren legen!</hi> </l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Die</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[498/0516] Gedanken uͤber das Pfluͤgen und Saͤen. Erkennet denn, geliebte Menſchen! auch hieraus eine neue Spur Von einer maͤchtig-weiſen Lieb’ in der uns naͤhrenden Natur. So bald der edle Saame nun dem Schooß der Erden anvertraut; Wird ein nicht minder nuͤtzlichs Werkzeug, im emſigen Gebrauch, geſchaut. Die zackigten geeckten Egen, die theils voll Holz, theils Eiſen ſtecken, Sind mit beſpannten Pferden fertig, den kuͤnft’gen Segen zuzudecken. Sie bringen den geſtreuten Saamen nun voͤllig erſt zu ſeiner Ruh, Und ziehen vor dem groſſen Schauplatz, ſo wie es ſcheint, die Decke zu. Geſegne Du es nun, o GOtt! Du Segens-Quell’! Der Ackersmann Hat bey dem groſſen Nahrungs-Werk nunmehr das Seinige gethan. Ein mehrers kann er nicht. So laß, was er der Erden anvertrauet, Bloß durch Dein gnaͤdiges Gedeyen, im Regen, Sonnen- ſchein und Winden, Zu rechter Zeit, in rechter Maaſſe, Kraft, Naͤſſe, Waͤrm’ und Wachsthum finden! Gieb auch, daß wir mit Preis und Dank den uns von Dir geſchenkten Segen, Wenn er gereifet und gemaͤht, vergnuͤgt in unſre Scheu- ren legen! Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/516
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/516>, abgerufen am 23.11.2024.