Jtzt sieht man in den tiefen Gängen Sich viele Farben lieblich mengen, Verschiedne Stellen schön sich röhten, Verschiedne gleichsam sich vergülden, Wodurch sie Persische Tapeten, Mit Golde reich durchwirket, bilden. Viel' gelb gewordne Zweige schienen, Jn dem noch unverwelkten Grünen, Jm Sonnen-Licht, auf manchen Stellen, Den Zweig Aeneas vorzustellen, Der ihm selbst, durch Cocytus Schwellen, Ein sicheres Geleite gab. Die bunten Steige selber liessen, Von Blättern, die von oben ab Gefallen, selber unsern Füssen Gefärbte Teppich' abzugeben. Der Fuß, um sie nicht zu verderben, scheut oftermahls sich aufzuheben. Die Farben scheinen auf den Bäumen itzt gleichsam, uns zur Lust, zu kämpfen, Die Gelbe sucht das nahe Grün, durch ihr erhabner Licht, zu dämpfen, Das Rohte dämpft das Gelbe wieder, und bey derselben hellen Pracht, Nimmt man zugleich die Mittel-Farben, im mannigfachen Grad', in Acht. Dieselben sind fast nicht zu zählen, und ihr gebrochenes Gemische Ziert, in gedämpfter Harmonie, itzt überall so Bäum' als Büsche,
Und
Zum Herbſt im Walde.
Jtzt ſieht man in den tiefen Gaͤngen Sich viele Farben lieblich mengen, Verſchiedne Stellen ſchoͤn ſich roͤhten, Verſchiedne gleichſam ſich verguͤlden, Wodurch ſie Perſiſche Tapeten, Mit Golde reich durchwirket, bilden. Viel’ gelb gewordne Zweige ſchienen, Jn dem noch unverwelkten Gruͤnen, Jm Sonnen-Licht, auf manchen Stellen, Den Zweig Aeneas vorzuſtellen, Der ihm ſelbſt, durch Cocytus Schwellen, Ein ſicheres Geleite gab. Die bunten Steige ſelber lieſſen, Von Blaͤttern, die von oben ab Gefallen, ſelber unſern Fuͤſſen Gefaͤrbte Teppich’ abzugeben. Der Fuß, um ſie nicht zu verderben, ſcheut oftermahls ſich aufzuheben. Die Farben ſcheinen auf den Baͤumen itzt gleichſam, uns zur Luſt, zu kaͤmpfen, Die Gelbe ſucht das nahe Gruͤn, durch ihr erhabner Licht, zu daͤmpfen, Das Rohte daͤmpft das Gelbe wieder, und bey derſelben hellen Pracht, Nimmt man zugleich die Mittel-Farben, im mannigfachen Grad’, in Acht. Dieſelben ſind faſt nicht zu zaͤhlen, und ihr gebrochenes Gemiſche Ziert, in gedaͤmpfter Harmonie, itzt uͤberall ſo Baͤum’ als Buͤſche,
Und
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Zum Herbſt im Walde.
Jtzt ſieht man in den tiefen Gaͤngen
Sich viele Farben lieblich mengen,
Verſchiedne Stellen ſchoͤn ſich roͤhten,
Verſchiedne gleichſam ſich verguͤlden,
Wodurch ſie Perſiſche Tapeten,
Mit Golde reich durchwirket, bilden.
Viel’ gelb gewordne Zweige ſchienen,
Jn dem noch unverwelkten Gruͤnen,
Jm Sonnen-Licht, auf manchen Stellen,
Den Zweig Aeneas vorzuſtellen,
Der ihm ſelbſt, durch Cocytus Schwellen,
Ein ſicheres Geleite gab.
Die bunten Steige ſelber lieſſen,
Von Blaͤttern, die von oben ab
Gefallen, ſelber unſern Fuͤſſen
Gefaͤrbte Teppich’ abzugeben.
Der Fuß, um ſie nicht zu verderben, ſcheut oftermahls ſich
aufzuheben.
Die Farben ſcheinen auf den Baͤumen itzt gleichſam, uns zur
Luſt, zu kaͤmpfen,
Die Gelbe ſucht das nahe Gruͤn, durch ihr erhabner Licht,
zu daͤmpfen,
Das Rohte daͤmpft das Gelbe wieder, und bey derſelben
hellen Pracht,
Nimmt man zugleich die Mittel-Farben, im mannigfachen
Grad’, in Acht.
Dieſelben ſind faſt nicht zu zaͤhlen, und ihr gebrochenes
Gemiſche
Ziert, in gedaͤmpfter Harmonie, itzt uͤberall ſo Baͤum’ als
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/462>, abgerufen am 03.12.2024.
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