Kaum hat die Erndte sich geendet, So wird des Feldes ebner Grund Durch Pflügen wieder umgewendet. Was erst an Kraut und Stoppeln bunt, Wird plötzlich braun. Ein dunkler Sammt, Dem, voller dunklern Regel-rechten darinn gezognen lan- gen Strichen, Die Aecker, voller Furchen, glichen, Scheint alles itzo zu bedecken. Die Absicht dieser Arbeit schien Sich auf drey Stücke zu erstrecken, Des Unkrauts gar zu fruchtbar Grün Zu unterdrücken, zu begraben, Um eine Dünge draus zu haben, Und aus dem schädlichen selbst Nutzen noch zu zieh'n.
Der andre Zweck, damit die umgestürzte Erde Geöffnet, Himmel-werts gekehrt, Mit Regen, Thau und Luft befeuchtet und genährt, Vom Sonnen-Licht durchdrungen werde, Wodurch die Fruchtbarkeit, wie die Erfahrung lehrt, Jn einen Acker wird gebracht.
Wie aber eigentlich, auf welche Weis' und Art, Der Himmel hier sich mit der Erde paart, Wird wohl so leichtlich nicht erklärt. Vermuhtlich ist, daß in dem Reich der Lüfte, Jn welches aller Cörper Düfte, So bald sie aufgelöset, quillen, Und es als einen Chaos füllen,
Auch
Zum Herbſt.
Kaum hat die Erndte ſich geendet, So wird des Feldes ebner Grund Durch Pfluͤgen wieder umgewendet. Was erſt an Kraut und Stoppeln bunt, Wird ploͤtzlich braun. Ein dunkler Sammt, Dem, voller dunklern Regel-rechten darinn gezognen lan- gen Strichen, Die Aecker, voller Furchen, glichen, Scheint alles itzo zu bedecken. Die Abſicht dieſer Arbeit ſchien Sich auf drey Stuͤcke zu erſtrecken, Des Unkrauts gar zu fruchtbar Gruͤn Zu unterdruͤcken, zu begraben, Um eine Duͤnge draus zu haben, Und aus dem ſchaͤdlichen ſelbſt Nutzen noch zu zieh’n.
Der andre Zweck, damit die umgeſtuͤrzte Erde Geoͤffnet, Himmel-werts gekehrt, Mit Regen, Thau und Luft befeuchtet und genaͤhrt, Vom Sonnen-Licht durchdrungen werde, Wodurch die Fruchtbarkeit, wie die Erfahrung lehrt, Jn einen Acker wird gebracht.
Wie aber eigentlich, auf welche Weiſ’ und Art, Der Himmel hier ſich mit der Erde paart, Wird wohl ſo leichtlich nicht erklaͤrt. Vermuhtlich iſt, daß in dem Reich der Luͤfte, Jn welches aller Coͤrper Duͤfte, So bald ſie aufgeloͤſet, quillen, Und es als einen Chaos fuͤllen,
Auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0458"n="440"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Zum Herbſt.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">K</hi>aum hat die Erndte ſich geendet,</l><lb/><l>So wird des Feldes ebner Grund</l><lb/><l>Durch Pfluͤgen wieder umgewendet.</l><lb/><l>Was erſt an Kraut und Stoppeln bunt,</l><lb/><l>Wird ploͤtzlich braun. Ein dunkler Sammt,</l><lb/><l>Dem, voller dunklern Regel-rechten darinn gezognen lan-</l><lb/><l><hirendition="#et">gen Strichen,</hi></l><lb/><l>Die Aecker, voller Furchen, glichen,</l><lb/><l>Scheint alles itzo zu bedecken.</l><lb/><l>Die Abſicht dieſer Arbeit ſchien</l><lb/><l>Sich auf drey Stuͤcke zu erſtrecken,</l><lb/><l>Des Unkrauts gar zu fruchtbar Gruͤn</l><lb/><l>Zu unterdruͤcken, zu begraben,</l><lb/><l>Um eine Duͤnge draus zu haben,</l><lb/><l>Und aus dem ſchaͤdlichen ſelbſt Nutzen noch zu zieh’n.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Der andre Zweck, damit die umgeſtuͤrzte Erde</l><lb/><l>Geoͤffnet, Himmel-werts gekehrt,</l><lb/><l>Mit Regen, Thau und Luft befeuchtet und genaͤhrt,</l><lb/><l>Vom Sonnen-Licht durchdrungen werde,</l><lb/><l>Wodurch die Fruchtbarkeit, wie die Erfahrung lehrt,</l><lb/><l>Jn einen Acker wird gebracht.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Wie aber eigentlich, auf welche Weiſ’ und Art,</l><lb/><l>Der Himmel hier ſich mit der Erde paart,</l><lb/><l>Wird wohl ſo leichtlich nicht erklaͤrt.</l><lb/><l>Vermuhtlich iſt, daß in dem Reich der Luͤfte,</l><lb/><l>Jn welches aller Coͤrper Duͤfte,</l><lb/><l>So bald ſie aufgeloͤſet, quillen,</l><lb/><l>Und es als einen Chaos fuͤllen,</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Auch</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[440/0458]
Zum Herbſt.
Kaum hat die Erndte ſich geendet,
So wird des Feldes ebner Grund
Durch Pfluͤgen wieder umgewendet.
Was erſt an Kraut und Stoppeln bunt,
Wird ploͤtzlich braun. Ein dunkler Sammt,
Dem, voller dunklern Regel-rechten darinn gezognen lan-
gen Strichen,
Die Aecker, voller Furchen, glichen,
Scheint alles itzo zu bedecken.
Die Abſicht dieſer Arbeit ſchien
Sich auf drey Stuͤcke zu erſtrecken,
Des Unkrauts gar zu fruchtbar Gruͤn
Zu unterdruͤcken, zu begraben,
Um eine Duͤnge draus zu haben,
Und aus dem ſchaͤdlichen ſelbſt Nutzen noch zu zieh’n.
Der andre Zweck, damit die umgeſtuͤrzte Erde
Geoͤffnet, Himmel-werts gekehrt,
Mit Regen, Thau und Luft befeuchtet und genaͤhrt,
Vom Sonnen-Licht durchdrungen werde,
Wodurch die Fruchtbarkeit, wie die Erfahrung lehrt,
Jn einen Acker wird gebracht.
Wie aber eigentlich, auf welche Weiſ’ und Art,
Der Himmel hier ſich mit der Erde paart,
Wird wohl ſo leichtlich nicht erklaͤrt.
Vermuhtlich iſt, daß in dem Reich der Luͤfte,
Jn welches aller Coͤrper Duͤfte,
So bald ſie aufgeloͤſet, quillen,
Und es als einen Chaos fuͤllen,
Auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 440. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/458>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.