Die Röhte scheint itzt in die Höh' gestiegen, Und auf der Aepfel glatten Schaalen, Die sich in süsser Röhte mahlen, Den Blick von weitem zu vergnügen.
Jm kurzen: es ist auch in dieser Zwischenzeit Die Welt mit so viel Lieblichkeit, Und einer ihr ganz eignen Pracht geschmücket, Einfolglich auch nicht minder wehrt, Daß man darinn den Schöpfer ehrt, Und in Betrachtung sich an Seinem Werk erquicket. Nehmt aber jeden Tag in Acht, Laßt ihn nicht ohn' empfundenes Vergnügen, Unachtsam ohn' Genuß verfliegen, Und denkt, bey |schon verlängter Nacht, Daß jeder Tag den Herbst uns näher bringet.
Der etwas spitz'ge Wind, der über Stoppeln fährt, Und schon in seinem Hauch ein wenig scharfes mischt, Scheint, daß er uns dasselbe lehrt, Wenn er oft gleichsam sanft uns in die Ohren zischt:
"Bald wird mein lauer Hauch verstreichen, "Jch werde schärferm Blasen weichen, "Gebrauche mich, noch bin ich da, "Gedenk an unsre Flüchtigkeit, "Gebrauche der noch schönen Zeit. "So wie der Welt der Herbst, ist dir das Alter nah.
Jch sehe denn, mit angestrengten Augen, Noch einmahl an die gegenwärt'ge Zier Der noch geschmückten Welt, und danke Dir, O allerweisester Regierer aller Dinge, Auch in dem Wechsel selbst, dafür, Vergnüge mich daran, und singe:
Hier
Eintheilung der Jahrs-Zeiten.
Die Roͤhte ſcheint itzt in die Hoͤh’ geſtiegen, Und auf der Aepfel glatten Schaalen, Die ſich in ſuͤſſer Roͤhte mahlen, Den Blick von weitem zu vergnuͤgen.
Jm kurzen: es iſt auch in dieſer Zwiſchenzeit Die Welt mit ſo viel Lieblichkeit, Und einer ihr ganz eignen Pracht geſchmuͤcket, Einfolglich auch nicht minder wehrt, Daß man darinn den Schoͤpfer ehrt, Und in Betrachtung ſich an Seinem Werk erquicket. Nehmt aber jeden Tag in Acht, Laßt ihn nicht ohn’ empfundenes Vergnuͤgen, Unachtſam ohn’ Genuß verfliegen, Und denkt, bey |ſchon verlaͤngter Nacht, Daß jeder Tag den Herbſt uns naͤher bringet.
Der etwas ſpitz’ge Wind, der uͤber Stoppeln faͤhrt, Und ſchon in ſeinem Hauch ein wenig ſcharfes miſcht, Scheint, daß er uns daſſelbe lehrt, Wenn er oft gleichſam ſanft uns in die Ohren ziſcht:
“Bald wird mein lauer Hauch verſtreichen, „Jch werde ſchaͤrferm Blaſen weichen, „Gebrauche mich, noch bin ich da, „Gedenk an unſre Fluͤchtigkeit, „Gebrauche der noch ſchoͤnen Zeit. „So wie der Welt der Herbſt, iſt dir das Alter nah.
Jch ſehe denn, mit angeſtrengten Augen, Noch einmahl an die gegenwaͤrt’ge Zier Der noch geſchmuͤckten Welt, und danke Dir, O allerweiſeſter Regierer aller Dinge, Auch in dem Wechſel ſelbſt, dafuͤr, Vergnuͤge mich daran, und ſinge:
Hier
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Eintheilung der Jahrs-Zeiten.
Die Roͤhte ſcheint itzt in die Hoͤh’ geſtiegen,
Und auf der Aepfel glatten Schaalen,
Die ſich in ſuͤſſer Roͤhte mahlen,
Den Blick von weitem zu vergnuͤgen.
Jm kurzen: es iſt auch in dieſer Zwiſchenzeit
Die Welt mit ſo viel Lieblichkeit,
Und einer ihr ganz eignen Pracht geſchmuͤcket,
Einfolglich auch nicht minder wehrt,
Daß man darinn den Schoͤpfer ehrt,
Und in Betrachtung ſich an Seinem Werk erquicket.
Nehmt aber jeden Tag in Acht,
Laßt ihn nicht ohn’ empfundenes Vergnuͤgen,
Unachtſam ohn’ Genuß verfliegen,
Und denkt, bey |ſchon verlaͤngter Nacht,
Daß jeder Tag den Herbſt uns naͤher bringet.
Der etwas ſpitz’ge Wind, der uͤber Stoppeln faͤhrt,
Und ſchon in ſeinem Hauch ein wenig ſcharfes miſcht,
Scheint, daß er uns daſſelbe lehrt,
Wenn er oft gleichſam ſanft uns in die Ohren ziſcht:
“Bald wird mein lauer Hauch verſtreichen,
„Jch werde ſchaͤrferm Blaſen weichen,
„Gebrauche mich, noch bin ich da,
„Gedenk an unſre Fluͤchtigkeit,
„Gebrauche der noch ſchoͤnen Zeit.
„So wie der Welt der Herbſt, iſt dir das Alter nah.
Jch ſehe denn, mit angeſtrengten Augen,
Noch einmahl an die gegenwaͤrt’ge Zier
Der noch geſchmuͤckten Welt, und danke Dir,
O allerweiſeſter Regierer aller Dinge,
Auch in dem Wechſel ſelbſt, dafuͤr,
Vergnuͤge mich daran, und ſinge:
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/445>, abgerufen am 16.07.2024.
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