Hat Gott sie uns doch unterworfen, es weiß der Mensch sie doch zu zwingen. Was können nicht die Tieger-Häute durch Handlung uns für Vortheil bringen! Sie dienen uns zur Zier und Pracht, sie können uns vor Kälte schützen; Und also muß das Grimmigste der Thiere doch dem Menschen nützen.
Der Steinbock.
Steh ich gleich hier auf ebnem Boden, so tritt mich doch ein Schwindel an, Mein Blick, verleitet durch die Kunst, verführt fast meinen Geist. Jch kann Kaum glauben, auf der steilen Felsen und schroffen ungeheu- ren Höhen (Die selbst die Wolken übersteigen) zerborstnen Gipfeln nicht zu stehen; Allein der unverzagte Steinbock, der auf den Spitzen sicher ist, Macht, daß mein Geist, der ihn betrachtet, darüber der Ge- fahr vergißt. Jch überleg', auf welche Weise, durch seiner Hörner Stärk' und Pracht, Der Schöpfer diese Klippen-Bürger so sicher für Gefahr gemacht; Da er nicht nur daran sich hänget, nein, da er, wenn er auch wo fällt, Da er sie vorwirft, seinen Kopf beschützet, daß er nicht zerschellt.
Es
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Die Tieger-Thiere.
Hat Gott ſie uns doch unterworfen, es weiß der Menſch ſie doch zu zwingen. Was koͤnnen nicht die Tieger-Haͤute durch Handlung uns fuͤr Vortheil bringen! Sie dienen uns zur Zier und Pracht, ſie koͤnnen uns vor Kaͤlte ſchuͤtzen; Und alſo muß das Grimmigſte der Thiere doch dem Menſchen nuͤtzen.
Der Steinbock.
Steh ich gleich hier auf ebnem Boden, ſo tritt mich doch ein Schwindel an, Mein Blick, verleitet durch die Kunſt, verfuͤhrt faſt meinen Geiſt. Jch kann Kaum glauben, auf der ſteilen Felſen und ſchroffen ungeheu- ren Hoͤhen (Die ſelbſt die Wolken uͤberſteigen) zerborſtnen Gipfeln nicht zu ſtehen; Allein der unverzagte Steinbock, der auf den Spitzen ſicher iſt, Macht, daß mein Geiſt, der ihn betrachtet, daruͤber der Ge- fahr vergißt. Jch uͤberleg’, auf welche Weiſe, durch ſeiner Hoͤrner Staͤrk’ und Pracht, Der Schoͤpfer dieſe Klippen-Buͤrger ſo ſicher fuͤr Gefahr gemacht; Da er nicht nur daran ſich haͤnget, nein, da er, wenn er auch wo faͤllt, Da er ſie vorwirft, ſeinen Kopf beſchuͤtzet, daß er nicht zerſchellt.
Es
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Die Tieger-Thiere.
Hat Gott ſie uns doch unterworfen, es weiß der Menſch ſie
doch zu zwingen.
Was koͤnnen nicht die Tieger-Haͤute durch Handlung uns
fuͤr Vortheil bringen!
Sie dienen uns zur Zier und Pracht, ſie koͤnnen uns vor Kaͤlte
ſchuͤtzen;
Und alſo muß das Grimmigſte der Thiere doch dem Menſchen
nuͤtzen.
Der Steinbock.
Steh ich gleich hier auf ebnem Boden, ſo tritt mich doch
ein Schwindel an,
Mein Blick, verleitet durch die Kunſt, verfuͤhrt faſt meinen
Geiſt. Jch kann
Kaum glauben, auf der ſteilen Felſen und ſchroffen ungeheu-
ren Hoͤhen
(Die ſelbſt die Wolken uͤberſteigen) zerborſtnen Gipfeln
nicht zu ſtehen;
Allein der unverzagte Steinbock, der auf den Spitzen ſicher
iſt,
Macht, daß mein Geiſt, der ihn betrachtet, daruͤber der Ge-
fahr vergißt.
Jch uͤberleg’, auf welche Weiſe, durch ſeiner Hoͤrner Staͤrk’
und Pracht,
Der Schoͤpfer dieſe Klippen-Buͤrger ſo ſicher fuͤr Gefahr
gemacht;
Da er nicht nur daran ſich haͤnget, nein, da er, wenn er auch
wo faͤllt,
Da er ſie vorwirft, ſeinen Kopf beſchuͤtzet, daß er nicht
zerſchellt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/423>, abgerufen am 18.12.2024.
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