Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Schwahn.
Jm hellen Glanz, mit seinem eignen Bilde.
Man sieht hier, wie so gar der Wolken Zier,
Auch auf dem Wasser, sich vergülde.
Wobey ich das sapphirne Blau,
Auf dieser flach- und klaren Fluht,
Fast recht als eine blaue Gluht,
Sich ebenfalls verdoppeln schau.
Bald sah ich bräunlich-gelb, bald röhtlich-braun sich gatten.
Auf Wasser-Linsen schwammen Schatten,
Und da, woselbst das Wasser rein,
Durchsichtig, glatt, und als ein Spiegel war,
Schwamm wunderschön ein bunter Wiederschein
Von Bluhmen, Kräutern, Klee und Gras.
Das allerreinste Spiegel-Glas
Kann den so holden Schmuck von Kräutern und von
Zweigen
So zierlich, deutlich, rein, so schön gefärbt nicht zeigen.
Ein grüner Glanz, der recht Smaragden-grün,
Ja recht wie eine grüne Gluht,
Voll Glätte, Licht und Schimmer schien,
Bedeckte mehrentheils die unbewegte Fluht.
Man sahe recht in licht- und dunkel-grünen Bildern
Des grünen Ufers Schmuck, wie Grün in Grün, sich schil-
dern.
Der ganze Graben schien an Glätte, Fläch' und Schein
Ein grosses Spiegel-Glas zu seyn,
Als nur, wo hie und da ein Fisch sich etwan regte,
Da denn ein Cirkelchen von Silber sich bewegte,
Und, sich verbreitend, allgemach,
Mit noch vermehrtem Schmuck, die Schönheit unter-
brach.
Jndem
Der Schwahn.
Jm hellen Glanz, mit ſeinem eignen Bilde.
Man ſieht hier, wie ſo gar der Wolken Zier,
Auch auf dem Waſſer, ſich verguͤlde.
Wobey ich das ſapphirne Blau,
Auf dieſer flach- und klaren Fluht,
Faſt recht als eine blaue Gluht,
Sich ebenfalls verdoppeln ſchau.
Bald ſah ich braͤunlich-gelb, bald roͤhtlich-braun ſich gatten.
Auf Waſſer-Linſen ſchwammen Schatten,
Und da, woſelbſt das Waſſer rein,
Durchſichtig, glatt, und als ein Spiegel war,
Schwamm wunderſchoͤn ein bunter Wiederſchein
Von Bluhmen, Kraͤutern, Klee und Gras.
Das allerreinſte Spiegel-Glas
Kann den ſo holden Schmuck von Kraͤutern und von
Zweigen
So zierlich, deutlich, rein, ſo ſchoͤn gefaͤrbt nicht zeigen.
Ein gruͤner Glanz, der recht Smaragden-gruͤn,
Ja recht wie eine gruͤne Gluht,
Voll Glaͤtte, Licht und Schimmer ſchien,
Bedeckte mehrentheils die unbewegte Fluht.
Man ſahe recht in licht- und dunkel-gruͤnen Bildern
Des gruͤnen Ufers Schmuck, wie Gruͤn in Gruͤn, ſich ſchil-
dern.
Der ganze Graben ſchien an Glaͤtte, Flaͤch’ und Schein
Ein groſſes Spiegel-Glas zu ſeyn,
Als nur, wo hie und da ein Fiſch ſich etwan regte,
Da denn ein Cirkelchen von Silber ſich bewegte,
Und, ſich verbreitend, allgemach,
Mit noch vermehrtem Schmuck, die Schoͤnheit unter-
brach.
Jndem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0412" n="394"/>
              <fw place="top" type="header">Der Schwahn.</fw><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Jm hellen Glanz, mit &#x017F;einem eignen Bilde.</l><lb/>
                <l>Man &#x017F;ieht hier, wie &#x017F;o gar der Wolken Zier,</l><lb/>
                <l>Auch auf dem Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;ich vergu&#x0364;lde.</l><lb/>
                <l>Wobey ich das &#x017F;apphirne Blau,</l><lb/>
                <l>Auf die&#x017F;er flach- und klaren Fluht,</l><lb/>
                <l>Fa&#x017F;t recht als eine blaue Gluht,</l><lb/>
                <l>Sich ebenfalls verdoppeln &#x017F;chau.</l><lb/>
                <l>Bald &#x017F;ah ich bra&#x0364;unlich-gelb, bald ro&#x0364;htlich-braun &#x017F;ich gatten.</l><lb/>
                <l>Auf Wa&#x017F;&#x017F;er-Lin&#x017F;en &#x017F;chwammen Schatten,</l><lb/>
                <l>Und da, wo&#x017F;elb&#x017F;t das Wa&#x017F;&#x017F;er rein,</l><lb/>
                <l>Durch&#x017F;ichtig, glatt, und als ein Spiegel war,</l><lb/>
                <l>Schwamm wunder&#x017F;cho&#x0364;n ein bunter Wieder&#x017F;chein</l><lb/>
                <l>Von Bluhmen, Kra&#x0364;utern, Klee und Gras.</l><lb/>
                <l>Das allerrein&#x017F;te Spiegel-Glas</l><lb/>
                <l>Kann den &#x017F;o holden Schmuck von Kra&#x0364;utern und von</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Zweigen</hi> </l><lb/>
                <l>So zierlich, deutlich, rein, &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n gefa&#x0364;rbt nicht zeigen.</l><lb/>
                <l>Ein gru&#x0364;ner Glanz, der recht Smaragden-gru&#x0364;n,</l><lb/>
                <l>Ja recht wie eine gru&#x0364;ne Gluht,</l><lb/>
                <l>Voll Gla&#x0364;tte, Licht und Schimmer &#x017F;chien,</l><lb/>
                <l>Bedeckte mehrentheils die unbewegte Fluht.</l><lb/>
                <l>Man &#x017F;ahe recht in licht- und dunkel-gru&#x0364;nen Bildern</l><lb/>
                <l>Des gru&#x0364;nen Ufers Schmuck, wie Gru&#x0364;n in Gru&#x0364;n, &#x017F;ich &#x017F;chil-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">dern.</hi> </l><lb/>
                <l>Der ganze Graben &#x017F;chien an Gla&#x0364;tte, Fla&#x0364;ch&#x2019; und Schein</l><lb/>
                <l>Ein gro&#x017F;&#x017F;es Spiegel-Glas zu &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>Als nur, wo hie und da ein Fi&#x017F;ch &#x017F;ich etwan regte,</l><lb/>
                <l>Da denn ein Cirkelchen von Silber &#x017F;ich bewegte,</l><lb/>
                <l>Und, &#x017F;ich verbreitend, allgemach,</l><lb/>
                <l>Mit noch vermehrtem Schmuck, die Scho&#x0364;nheit unter-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">brach.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Jndem</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0412] Der Schwahn. Jm hellen Glanz, mit ſeinem eignen Bilde. Man ſieht hier, wie ſo gar der Wolken Zier, Auch auf dem Waſſer, ſich verguͤlde. Wobey ich das ſapphirne Blau, Auf dieſer flach- und klaren Fluht, Faſt recht als eine blaue Gluht, Sich ebenfalls verdoppeln ſchau. Bald ſah ich braͤunlich-gelb, bald roͤhtlich-braun ſich gatten. Auf Waſſer-Linſen ſchwammen Schatten, Und da, woſelbſt das Waſſer rein, Durchſichtig, glatt, und als ein Spiegel war, Schwamm wunderſchoͤn ein bunter Wiederſchein Von Bluhmen, Kraͤutern, Klee und Gras. Das allerreinſte Spiegel-Glas Kann den ſo holden Schmuck von Kraͤutern und von Zweigen So zierlich, deutlich, rein, ſo ſchoͤn gefaͤrbt nicht zeigen. Ein gruͤner Glanz, der recht Smaragden-gruͤn, Ja recht wie eine gruͤne Gluht, Voll Glaͤtte, Licht und Schimmer ſchien, Bedeckte mehrentheils die unbewegte Fluht. Man ſahe recht in licht- und dunkel-gruͤnen Bildern Des gruͤnen Ufers Schmuck, wie Gruͤn in Gruͤn, ſich ſchil- dern. Der ganze Graben ſchien an Glaͤtte, Flaͤch’ und Schein Ein groſſes Spiegel-Glas zu ſeyn, Als nur, wo hie und da ein Fiſch ſich etwan regte, Da denn ein Cirkelchen von Silber ſich bewegte, Und, ſich verbreitend, allgemach, Mit noch vermehrtem Schmuck, die Schoͤnheit unter- brach. Jndem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/412
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/412>, abgerufen am 23.11.2024.