Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
des Schöpfers.
Nach weiser Ordnung Gutes thut, Sich ihrer aller Vater
weist,
Sein ewig-seeliges Vergnügen in stets gerechter Liebe
findet.
Von allen Seinen Creaturen ein Vater ist und nicht nur
heißt,
Jn Seiner Kinder Seeligkeit als Vater eine Freud' em-
pfindet,
Der, für das uns erzeigte Gut, auf Dank nur Seinen
Ruhm gegründet.
Was müssen in so vielen Welten für Aendrungen sich
nicht begeben,
Die alle ihres grossen Schöpfers Macht, Lieb' und Herr-
lichkeit erheben?
Mein Geist erblickt in solcher Menge der Gottheit würdigs
Bild allein.
Mir scheinen andere Jdeen von GOttes Macht und Grösse
klein.
Die Größ und Allmacht, die ich hier in ihrer Meng' und
Grösse seh,
Erregt vom wahren GOtt in mir die allerwürdigste Jdee.
Dieß ist mein GOtt. Den bet ich an; Den will ich lie-
ben, preisen, ehren,
Und, obgleich hier in Schwachheit nur, Sein unausdrück-
lich Lob vermehren.
Nach dem mir möglichen Begriff will ich und kann nicht
anders schliessen,
Als daß wir, von dem Herrlichsten, das Herrlichste geden-
ken müssen.
Wann aber (wie ein leiblich Aug, wenns in die Sonne
lange sieht,
Die
B 3
des Schoͤpfers.
Nach weiſer Ordnung Gutes thut, Sich ihrer aller Vater
weiſt,
Sein ewig-ſeeliges Vergnuͤgen in ſtets gerechter Liebe
findet.
Von allen Seinen Creaturen ein Vater iſt und nicht nur
heißt,
Jn Seiner Kinder Seeligkeit als Vater eine Freud’ em-
pfindet,
Der, fuͤr das uns erzeigte Gut, auf Dank nur Seinen
Ruhm gegruͤndet.
Was muͤſſen in ſo vielen Welten fuͤr Aendrungen ſich
nicht begeben,
Die alle ihres groſſen Schoͤpfers Macht, Lieb’ und Herr-
lichkeit erheben?
Mein Geiſt erblickt in ſolcher Menge der Gottheit wuͤrdigs
Bild allein.
Mir ſcheinen andere Jdeen von GOttes Macht und Groͤſſe
klein.
Die Groͤß und Allmacht, die ich hier in ihrer Meng’ und
Groͤſſe ſeh,
Erregt vom wahren GOtt in mir die allerwuͤrdigſte Jdee.
Dieß iſt mein GOtt. Den bet ich an; Den will ich lie-
ben, preiſen, ehren,
Und, obgleich hier in Schwachheit nur, Sein unausdruͤck-
lich Lob vermehren.
Nach dem mir moͤglichen Begriff will ich und kann nicht
anders ſchlieſſen,
Als daß wir, von dem Herrlichſten, das Herrlichſte geden-
ken muͤſſen.
Wann aber (wie ein leiblich Aug, wenns in die Sonne
lange ſieht,
Die
B 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0039" n="21"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">des Scho&#x0364;pfers.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="14">
                <l>Nach wei&#x017F;er Ordnung Gutes thut, Sich ihrer aller Vater</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wei&#x017F;t,</hi> </l><lb/>
                <l>Sein ewig-&#x017F;eeliges Vergnu&#x0364;gen in &#x017F;tets gerechter Liebe</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">findet.</hi> </l><lb/>
                <l>Von allen Seinen Creaturen ein Vater i&#x017F;t und nicht nur</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">heißt,</hi> </l><lb/>
                <l>Jn Seiner Kinder Seeligkeit als Vater eine Freud&#x2019; em-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">pfindet,</hi> </l><lb/>
                <l>Der, fu&#x0364;r das uns erzeigte Gut, auf Dank nur Seinen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ruhm gegru&#x0364;ndet.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="15">
                <l>Was mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en in &#x017F;o vielen Welten fu&#x0364;r Aendrungen &#x017F;ich</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nicht begeben,</hi> </l><lb/>
                <l>Die alle ihres gro&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;pfers Macht, Lieb&#x2019; und Herr-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">lichkeit erheben?</hi> </l><lb/>
                <l>Mein Gei&#x017F;t erblickt in &#x017F;olcher Menge der Gottheit wu&#x0364;rdigs</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Bild allein.</hi> </l><lb/>
                <l>Mir &#x017F;cheinen andere Jdeen von GOttes Macht und Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">klein.</hi> </l><lb/>
                <l>Die Gro&#x0364;ß und Allmacht, die ich hier in ihrer Meng&#x2019; und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;eh,</hi> </l><lb/>
                <l>Erregt vom wahren GOtt in mir die allerwu&#x0364;rdig&#x017F;te Jdee.</l><lb/>
                <l>Dieß i&#x017F;t mein GOtt. Den bet ich an; Den will ich lie-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ben, prei&#x017F;en, ehren,</hi> </l><lb/>
                <l>Und, obgleich hier in Schwachheit nur, Sein unausdru&#x0364;ck-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">lich Lob vermehren.</hi> </l><lb/>
                <l>Nach dem mir mo&#x0364;glichen Begriff will ich und kann nicht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">anders &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en,</hi> </l><lb/>
                <l>Als daß wir, von dem Herrlich&#x017F;ten, das Herrlich&#x017F;te geden-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ken mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l><lb/>
                <l>Wann aber (wie ein leiblich Aug, wenns in die Sonne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">lange &#x017F;ieht,</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">B 3</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[21/0039] des Schoͤpfers. Nach weiſer Ordnung Gutes thut, Sich ihrer aller Vater weiſt, Sein ewig-ſeeliges Vergnuͤgen in ſtets gerechter Liebe findet. Von allen Seinen Creaturen ein Vater iſt und nicht nur heißt, Jn Seiner Kinder Seeligkeit als Vater eine Freud’ em- pfindet, Der, fuͤr das uns erzeigte Gut, auf Dank nur Seinen Ruhm gegruͤndet. Was muͤſſen in ſo vielen Welten fuͤr Aendrungen ſich nicht begeben, Die alle ihres groſſen Schoͤpfers Macht, Lieb’ und Herr- lichkeit erheben? Mein Geiſt erblickt in ſolcher Menge der Gottheit wuͤrdigs Bild allein. Mir ſcheinen andere Jdeen von GOttes Macht und Groͤſſe klein. Die Groͤß und Allmacht, die ich hier in ihrer Meng’ und Groͤſſe ſeh, Erregt vom wahren GOtt in mir die allerwuͤrdigſte Jdee. Dieß iſt mein GOtt. Den bet ich an; Den will ich lie- ben, preiſen, ehren, Und, obgleich hier in Schwachheit nur, Sein unausdruͤck- lich Lob vermehren. Nach dem mir moͤglichen Begriff will ich und kann nicht anders ſchlieſſen, Als daß wir, von dem Herrlichſten, das Herrlichſte geden- ken muͤſſen. Wann aber (wie ein leiblich Aug, wenns in die Sonne lange ſieht, Die B 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/39
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/39>, abgerufen am 04.05.2024.