Nach weiser Ordnung Gutes thut, Sich ihrer aller Vater weist, Sein ewig-seeliges Vergnügen in stets gerechter Liebe findet. Von allen Seinen Creaturen ein Vater ist und nicht nur heißt, Jn Seiner Kinder Seeligkeit als Vater eine Freud' em- pfindet, Der, für das uns erzeigte Gut, auf Dank nur Seinen Ruhm gegründet.
Was müssen in so vielen Welten für Aendrungen sich nicht begeben, Die alle ihres grossen Schöpfers Macht, Lieb' und Herr- lichkeit erheben? Mein Geist erblickt in solcher Menge der Gottheit würdigs Bild allein. Mir scheinen andere Jdeen von GOttes Macht und Grösse klein. Die Größ und Allmacht, die ich hier in ihrer Meng' und Grösse seh, Erregt vom wahren GOtt in mir die allerwürdigste Jdee. Dieß ist mein GOtt. Den bet ich an; Den will ich lie- ben, preisen, ehren, Und, obgleich hier in Schwachheit nur, Sein unausdrück- lich Lob vermehren. Nach dem mir möglichen Begriff will ich und kann nicht anders schliessen, Als daß wir, von dem Herrlichsten, das Herrlichste geden- ken müssen. Wann aber (wie ein leiblich Aug, wenns in die Sonne lange sieht,
Die
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des Schoͤpfers.
Nach weiſer Ordnung Gutes thut, Sich ihrer aller Vater weiſt, Sein ewig-ſeeliges Vergnuͤgen in ſtets gerechter Liebe findet. Von allen Seinen Creaturen ein Vater iſt und nicht nur heißt, Jn Seiner Kinder Seeligkeit als Vater eine Freud’ em- pfindet, Der, fuͤr das uns erzeigte Gut, auf Dank nur Seinen Ruhm gegruͤndet.
Was muͤſſen in ſo vielen Welten fuͤr Aendrungen ſich nicht begeben, Die alle ihres groſſen Schoͤpfers Macht, Lieb’ und Herr- lichkeit erheben? Mein Geiſt erblickt in ſolcher Menge der Gottheit wuͤrdigs Bild allein. Mir ſcheinen andere Jdeen von GOttes Macht und Groͤſſe klein. Die Groͤß und Allmacht, die ich hier in ihrer Meng’ und Groͤſſe ſeh, Erregt vom wahren GOtt in mir die allerwuͤrdigſte Jdee. Dieß iſt mein GOtt. Den bet ich an; Den will ich lie- ben, preiſen, ehren, Und, obgleich hier in Schwachheit nur, Sein unausdruͤck- lich Lob vermehren. Nach dem mir moͤglichen Begriff will ich und kann nicht anders ſchlieſſen, Als daß wir, von dem Herrlichſten, das Herrlichſte geden- ken muͤſſen. Wann aber (wie ein leiblich Aug, wenns in die Sonne lange ſieht,
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des Schoͤpfers.
Nach weiſer Ordnung Gutes thut, Sich ihrer aller Vater
weiſt,
Sein ewig-ſeeliges Vergnuͤgen in ſtets gerechter Liebe
findet.
Von allen Seinen Creaturen ein Vater iſt und nicht nur
heißt,
Jn Seiner Kinder Seeligkeit als Vater eine Freud’ em-
pfindet,
Der, fuͤr das uns erzeigte Gut, auf Dank nur Seinen
Ruhm gegruͤndet.
Was muͤſſen in ſo vielen Welten fuͤr Aendrungen ſich
nicht begeben,
Die alle ihres groſſen Schoͤpfers Macht, Lieb’ und Herr-
lichkeit erheben?
Mein Geiſt erblickt in ſolcher Menge der Gottheit wuͤrdigs
Bild allein.
Mir ſcheinen andere Jdeen von GOttes Macht und Groͤſſe
klein.
Die Groͤß und Allmacht, die ich hier in ihrer Meng’ und
Groͤſſe ſeh,
Erregt vom wahren GOtt in mir die allerwuͤrdigſte Jdee.
Dieß iſt mein GOtt. Den bet ich an; Den will ich lie-
ben, preiſen, ehren,
Und, obgleich hier in Schwachheit nur, Sein unausdruͤck-
lich Lob vermehren.
Nach dem mir moͤglichen Begriff will ich und kann nicht
anders ſchlieſſen,
Als daß wir, von dem Herrlichſten, das Herrlichſte geden-
ken muͤſſen.
Wann aber (wie ein leiblich Aug, wenns in die Sonne
lange ſieht,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/39>, abgerufen am 21.11.2024.
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