Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Zum Walde.
Schien mit einander sich zu mischen,
Durch einen temperirten Grad, das sanft gestreichelte
Gefühl
Von unserm Cörper zu erfrischen.
Dieß zier- und liebliche Gemenge, da bald das Licht, und
bald der Schatten,
Jm sanften Streit und holden Wechsel, die Oberhand
und Vorzug hatten,
War allen Augen, doch am meisten den Augen, die bedacht-
sam sehn,
Ein angenehmer Gegenwurf. Unglaublich lieblich, wun-
derschön,
Durchsichtig war hier das Gewebe der zarten Blätter,
dunkel dort,
Wodurch jedoch, bald hie, bald da, ein hell-erscheinend
schnelles Licht,
Durch vieler Stellen Dunkelheit, noch desto mehr erhöhet,
bricht.
Es scheinet zwar in diesem holden, mit Laub und Kraut
verwachs'nen Ort
Jn einer einfach- schönen Pracht der Blätter Schmuck,
das Grün allein,
Hier alle Stellen zu erfüllen, an allen Orten allgemein,
Zwar schön, doch bloß nur grün zu seyn.
Jedoch in tausendfacher Aendrung, in ungezählter Pracht
und Zier,
Verschönert, mehret, mildert, stärket, und zeiget sich das
Grün allhier.
Wenn hier der schnell-und rege Blick in eine dunkel- grüne
Tiefe
Mit einer holden Anmuht sank, und irrend hin und wieder
liefe,
Fiel
Zum Walde.
Schien mit einander ſich zu miſchen,
Durch einen temperirten Grad, das ſanft geſtreichelte
Gefuͤhl
Von unſerm Coͤrper zu erfriſchen.
Dieß zier- und liebliche Gemenge, da bald das Licht, und
bald der Schatten,
Jm ſanften Streit und holden Wechſel, die Oberhand
und Vorzug hatten,
War allen Augen, doch am meiſten den Augen, die bedacht-
ſam ſehn,
Ein angenehmer Gegenwurf. Unglaublich lieblich, wun-
derſchoͤn,
Durchſichtig war hier das Gewebe der zarten Blaͤtter,
dunkel dort,
Wodurch jedoch, bald hie, bald da, ein hell-erſcheinend
ſchnelles Licht,
Durch vieler Stellen Dunkelheit, noch deſto mehr erhoͤhet,
bricht.
Es ſcheinet zwar in dieſem holden, mit Laub und Kraut
verwachſ’nen Ort
Jn einer einfach- ſchoͤnen Pracht der Blaͤtter Schmuck,
das Gruͤn allein,
Hier alle Stellen zu erfuͤllen, an allen Orten allgemein,
Zwar ſchoͤn, doch bloß nur gruͤn zu ſeyn.
Jedoch in tauſendfacher Aendrung, in ungezaͤhlter Pracht
und Zier,
Verſchoͤnert, mehret, mildert, ſtaͤrket, und zeiget ſich das
Gruͤn allhier.
Wenn hier der ſchnell-und rege Blick in eine dunkel- gruͤne
Tiefe
Mit einer holden Anmuht ſank, und irrend hin und wieder
liefe,
Fiel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0370" n="352"/>
              <fw place="top" type="header">Zum Walde.</fw><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Schien mit einander &#x017F;ich zu mi&#x017F;chen,</l><lb/>
                <l>Durch einen temperirten Grad, das &#x017F;anft ge&#x017F;treichelte</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Gefu&#x0364;hl</hi> </l><lb/>
                <l>Von un&#x017F;erm Co&#x0364;rper zu erfri&#x017F;chen.</l><lb/>
                <l>Dieß zier- und liebliche Gemenge, da bald das Licht, und</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bald der Schatten,</hi> </l><lb/>
                <l>Jm &#x017F;anften Streit und holden Wech&#x017F;el, die Oberhand</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und Vorzug hatten,</hi> </l><lb/>
                <l>War allen Augen, doch am mei&#x017F;ten den Augen, die bedacht-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;am &#x017F;ehn,</hi> </l><lb/>
                <l>Ein angenehmer Gegenwurf. Unglaublich lieblich, wun-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">der&#x017F;cho&#x0364;n,</hi> </l><lb/>
                <l>Durch&#x017F;ichtig war hier das Gewebe der zarten Bla&#x0364;tter,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">dunkel dort,</hi> </l><lb/>
                <l>Wodurch jedoch, bald hie, bald da, ein hell-er&#x017F;cheinend</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chnelles Licht,</hi> </l><lb/>
                <l>Durch vieler Stellen Dunkelheit, noch de&#x017F;to mehr erho&#x0364;het,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bricht.</hi> </l><lb/>
                <l>Es &#x017F;cheinet zwar in die&#x017F;em holden, mit Laub und Kraut</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">verwach&#x017F;&#x2019;nen Ort</hi> </l><lb/>
                <l>Jn einer einfach- &#x017F;cho&#x0364;nen Pracht der Bla&#x0364;tter Schmuck,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">das Gru&#x0364;n allein,</hi> </l><lb/>
                <l>Hier alle Stellen zu erfu&#x0364;llen, an allen Orten allgemein,</l><lb/>
                <l>Zwar &#x017F;cho&#x0364;n, doch bloß nur gru&#x0364;n zu &#x017F;eyn.</l><lb/>
                <l>Jedoch in tau&#x017F;endfacher Aendrung, in ungeza&#x0364;hlter Pracht</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">und Zier,</hi> </l><lb/>
                <l>Ver&#x017F;cho&#x0364;nert, mehret, mildert, &#x017F;ta&#x0364;rket, und zeiget &#x017F;ich das</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Gru&#x0364;n allhier.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Wenn hier der &#x017F;chnell-und rege Blick in eine dunkel- gru&#x0364;ne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Tiefe</hi> </l><lb/>
                <l>Mit einer holden Anmuht &#x017F;ank, und irrend hin und wieder</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">liefe,</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Fiel</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[352/0370] Zum Walde. Schien mit einander ſich zu miſchen, Durch einen temperirten Grad, das ſanft geſtreichelte Gefuͤhl Von unſerm Coͤrper zu erfriſchen. Dieß zier- und liebliche Gemenge, da bald das Licht, und bald der Schatten, Jm ſanften Streit und holden Wechſel, die Oberhand und Vorzug hatten, War allen Augen, doch am meiſten den Augen, die bedacht- ſam ſehn, Ein angenehmer Gegenwurf. Unglaublich lieblich, wun- derſchoͤn, Durchſichtig war hier das Gewebe der zarten Blaͤtter, dunkel dort, Wodurch jedoch, bald hie, bald da, ein hell-erſcheinend ſchnelles Licht, Durch vieler Stellen Dunkelheit, noch deſto mehr erhoͤhet, bricht. Es ſcheinet zwar in dieſem holden, mit Laub und Kraut verwachſ’nen Ort Jn einer einfach- ſchoͤnen Pracht der Blaͤtter Schmuck, das Gruͤn allein, Hier alle Stellen zu erfuͤllen, an allen Orten allgemein, Zwar ſchoͤn, doch bloß nur gruͤn zu ſeyn. Jedoch in tauſendfacher Aendrung, in ungezaͤhlter Pracht und Zier, Verſchoͤnert, mehret, mildert, ſtaͤrket, und zeiget ſich das Gruͤn allhier. Wenn hier der ſchnell-und rege Blick in eine dunkel- gruͤne Tiefe Mit einer holden Anmuht ſank, und irrend hin und wieder liefe, Fiel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/370
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/370>, abgerufen am 01.06.2024.