Als wenn ich Deine weise Macht in Deinen schönen Wer- ken merke; So wend ich mein betrachtend Aug auf die mir hier gezeigte Werke.
Welch einen grossen Theil der schönen, durch GOtt allein erschaffnen, Welt, Die, wie Sein grosses Wort sie schuff, Sein grosses Wort allein erhält, Kann ich von dieser Höhe sehn! Ein fast nicht abzusehend Feld, Die auch nicht abzuseh'nde Fläche der Elbe, deren kla- res Blau Jch mit dem blauen Firmament am Horizont vereinet schau, Den fast unendlichen Sapphir des Himmels, samt der Sonnen Strahl, Der alles füllet, färbet, schmücket, belebt und wärmt, fällt auf einmahl Jn mein darob erstaunt Gesicht, und trifft so die gerührte Seele, Daß ich, für Lust verwirrt, nicht weiß, was ich zuerst von ihnen wähle Zum Vorwurf meiner frohen Lieder. Jch fühle, daß es meine Pflicht, Den grossen Urstand aller Wesen (so, leider! sparsam gnug geschicht) Jn Seinen Werken zu bewundern. Das Wesen, welches mein Gesicht, Nebst mehrern Sinnen mir verliehn, in Absicht, daß wir Seine Güte Und weise Macht mit Lust in Ehrfurcht und Jhn verehren- dem Gemühte
Betrachten
Vier beſondere Wunder des Schoͤpfers.
Als wenn ich Deine weiſe Macht in Deinen ſchoͤnen Wer- ken merke; So wend ich mein betrachtend Aug auf die mir hier gezeigte Werke.
Welch einen groſſen Theil der ſchoͤnen, durch GOtt allein erſchaffnen, Welt, Die, wie Sein groſſes Wort ſie ſchuff, Sein groſſes Wort allein erhaͤlt, Kann ich von dieſer Hoͤhe ſehn! Ein faſt nicht abzuſehend Feld, Die auch nicht abzuſeh’nde Flaͤche der Elbe, deren kla- res Blau Jch mit dem blauen Firmament am Horizont vereinet ſchau, Den faſt unendlichen Sapphir des Himmels, ſamt der Sonnen Strahl, Der alles fuͤllet, faͤrbet, ſchmuͤcket, belebt und waͤrmt, faͤllt auf einmahl Jn mein darob erſtaunt Geſicht, und trifft ſo die geruͤhrte Seele, Daß ich, fuͤr Luſt verwirrt, nicht weiß, was ich zuerſt von ihnen waͤhle Zum Vorwurf meiner frohen Lieder. Jch fuͤhle, daß es meine Pflicht, Den groſſen Urſtand aller Weſen (ſo, leider! ſparſam gnug geſchicht) Jn Seinen Werken zu bewundern. Das Weſen, welches mein Geſicht, Nebſt mehrern Sinnen mir verliehn, in Abſicht, daß wir Seine Guͤte Und weiſe Macht mit Luſt in Ehrfurcht und Jhn verehren- dem Gemuͤhte
Betrachten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0033"n="15"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Vier beſondere Wunder des Schoͤpfers.</hi></fw><lb/><lgn="2"><l>Als wenn ich Deine weiſe Macht in Deinen ſchoͤnen Wer-</l><lb/><l><hirendition="#et">ken merke;</hi></l><lb/><l>So wend ich mein betrachtend Aug auf die mir hier gezeigte</l><lb/><l><hirendition="#et">Werke.</hi></l></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><lgn="3"><l>Welch einen groſſen Theil der ſchoͤnen, durch GOtt allein</l><lb/><l><hirendition="#et">erſchaffnen, Welt,</hi></l><lb/><l>Die, wie Sein groſſes Wort ſie ſchuff, Sein groſſes Wort</l><lb/><l><hirendition="#et">allein erhaͤlt,</hi></l><lb/><l>Kann ich von dieſer Hoͤhe ſehn! Ein faſt nicht abzuſehend</l><lb/><l><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Feld,</hi></hi></l><lb/><l>Die auch nicht abzuſeh’nde <hirendition="#fr">Flaͤche der Elbe,</hi> deren kla-</l><lb/><l><hirendition="#et">res Blau</hi></l><lb/><l>Jch mit dem blauen Firmament am Horizont vereinet ſchau,</l><lb/><l>Den faſt unendlichen <hirendition="#fr">Sapphir des Himmels,</hi>ſamt der</l><lb/><l><hirendition="#et"><hirendition="#fr">Sonnen Strahl,</hi></hi></l><lb/><l>Der alles fuͤllet, faͤrbet, ſchmuͤcket, belebt und waͤrmt,</l><lb/><l><hirendition="#et">faͤllt auf einmahl</hi></l><lb/><l>Jn mein darob erſtaunt Geſicht, und trifft ſo die geruͤhrte</l><lb/><l><hirendition="#et">Seele,</hi></l><lb/><l>Daß ich, fuͤr Luſt verwirrt, nicht weiß, was ich zuerſt von</l><lb/><l><hirendition="#et">ihnen waͤhle</hi></l><lb/><l>Zum Vorwurf meiner frohen Lieder. Jch fuͤhle, daß es</l><lb/><l><hirendition="#et">meine Pflicht,</hi></l><lb/><l>Den groſſen Urſtand aller Weſen (ſo, leider! ſparſam gnug</l><lb/><l><hirendition="#et">geſchicht)</hi></l><lb/><l>Jn Seinen Werken zu bewundern. Das Weſen, welches</l><lb/><l><hirendition="#et">mein Geſicht,</hi></l><lb/><l>Nebſt mehrern Sinnen mir verliehn, in Abſicht, daß wir</l><lb/><l><hirendition="#et">Seine Guͤte</hi></l><lb/><l>Und weiſe Macht mit Luſt in Ehrfurcht und Jhn verehren-</l><lb/><l><hirendition="#et">dem Gemuͤhte</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Betrachten</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[15/0033]
Vier beſondere Wunder des Schoͤpfers.
Als wenn ich Deine weiſe Macht in Deinen ſchoͤnen Wer-
ken merke;
So wend ich mein betrachtend Aug auf die mir hier gezeigte
Werke.
Welch einen groſſen Theil der ſchoͤnen, durch GOtt allein
erſchaffnen, Welt,
Die, wie Sein groſſes Wort ſie ſchuff, Sein groſſes Wort
allein erhaͤlt,
Kann ich von dieſer Hoͤhe ſehn! Ein faſt nicht abzuſehend
Feld,
Die auch nicht abzuſeh’nde Flaͤche der Elbe, deren kla-
res Blau
Jch mit dem blauen Firmament am Horizont vereinet ſchau,
Den faſt unendlichen Sapphir des Himmels, ſamt der
Sonnen Strahl,
Der alles fuͤllet, faͤrbet, ſchmuͤcket, belebt und waͤrmt,
faͤllt auf einmahl
Jn mein darob erſtaunt Geſicht, und trifft ſo die geruͤhrte
Seele,
Daß ich, fuͤr Luſt verwirrt, nicht weiß, was ich zuerſt von
ihnen waͤhle
Zum Vorwurf meiner frohen Lieder. Jch fuͤhle, daß es
meine Pflicht,
Den groſſen Urſtand aller Weſen (ſo, leider! ſparſam gnug
geſchicht)
Jn Seinen Werken zu bewundern. Das Weſen, welches
mein Geſicht,
Nebſt mehrern Sinnen mir verliehn, in Abſicht, daß wir
Seine Guͤte
Und weiſe Macht mit Luſt in Ehrfurcht und Jhn verehren-
dem Gemuͤhte
Betrachten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/33>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.