Die Kinder heller Morgen-Sterne sind von Verwundrung angefüllet, Ob sie die Grenzen gleich nur seh'n vom Glanz, der aus Dir Selber quillet: Sie beten, bloß in sel'ger Stille, Dein unbegreiflich Wesen an, Das aller Himmel Himmel Menge nicht fassen, nicht ergrün- den kann. Du gründetest des Firmaments erhabne Seulen, und es zogen, Bloß durch Dein Wort, gewölbt sich abwerts die glänzende sapphirne Bogen. Es flößt dem flammenden Gestirn das Glänzen bloß Dein Hauchen ein, Dem Mond den Silber-weissen Schimmer, der Sonnen ihren güldnen Schein.
Jnzwischen zeigt mir Deine Würde von meiner denkenden Natur, Daß, da ich etwas geistigs bin, ich billig zu dem Geist die Spur Zu suchen schuldig, Der unendlich, zur Gottheit, woraus ich entstanden, Die wahre Quell' erschaffner Geister, Der in der ganzen Welt vorhanden, Und Der, wie sehr Sein göttlich Wesen die Creaturen über- steigt, Sein' Allmacht und Sein wahres Daseyn, in Seinen Crea- turen, zeigt.
Lehrender
Die, in goͤttlichen Werken, in Gott ꝛc.
Die Kinder heller Morgen-Sterne ſind von Verwundrung angefuͤllet, Ob ſie die Grenzen gleich nur ſeh’n vom Glanz, der aus Dir Selber quillet: Sie beten, bloß in ſel’ger Stille, Dein unbegreiflich Weſen an, Das aller Himmel Himmel Menge nicht faſſen, nicht ergruͤn- den kann. Du gruͤndeteſt des Firmaments erhabne Seulen, und es zogen, Bloß durch Dein Wort, gewoͤlbt ſich abwerts die glaͤnzende ſapphirne Bogen. Es floͤßt dem flammenden Geſtirn das Glaͤnzen bloß Dein Hauchen ein, Dem Mond den Silber-weiſſen Schimmer, der Sonnen ihren guͤldnen Schein.
Jnzwiſchen zeigt mir Deine Wuͤrde von meiner denkenden Natur, Daß, da ich etwas geiſtigs bin, ich billig zu dem Geiſt die Spur Zu ſuchen ſchuldig, Der unendlich, zur Gottheit, woraus ich entſtanden, Die wahre Quell’ erſchaffner Geiſter, Der in der ganzen Welt vorhanden, Und Der, wie ſehr Sein goͤttlich Weſen die Creaturen uͤber- ſteigt, Sein’ Allmacht und Sein wahres Daſeyn, in Seinen Crea- turen, zeigt.
Lehrender
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Die, in goͤttlichen Werken, in Gott ꝛc.
Die Kinder heller Morgen-Sterne ſind von Verwundrung
angefuͤllet,
Ob ſie die Grenzen gleich nur ſeh’n vom Glanz, der aus Dir
Selber quillet:
Sie beten, bloß in ſel’ger Stille, Dein unbegreiflich Weſen
an,
Das aller Himmel Himmel Menge nicht faſſen, nicht ergruͤn-
den kann.
Du gruͤndeteſt des Firmaments erhabne Seulen, und es
zogen,
Bloß durch Dein Wort, gewoͤlbt ſich abwerts die glaͤnzende
ſapphirne Bogen.
Es floͤßt dem flammenden Geſtirn das Glaͤnzen bloß Dein
Hauchen ein,
Dem Mond den Silber-weiſſen Schimmer, der Sonnen
ihren guͤldnen Schein.
Jnzwiſchen zeigt mir Deine Wuͤrde von meiner denkenden
Natur,
Daß, da ich etwas geiſtigs bin, ich billig zu dem Geiſt die
Spur
Zu ſuchen ſchuldig, Der unendlich, zur Gottheit, woraus ich
entſtanden,
Die wahre Quell’ erſchaffner Geiſter, Der in der ganzen
Welt vorhanden,
Und Der, wie ſehr Sein goͤttlich Weſen die Creaturen uͤber-
ſteigt,
Sein’ Allmacht und Sein wahres Daſeyn, in Seinen Crea-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/324>, abgerufen am 24.11.2024.
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