Sind früh und spat herein gebrochen, Die immer Segen mitgebracht! Was uns der Himmel wollen gönnen, Die Hoffnung von dem ganzen Jahr, Hätt' uns, mit vielerley Gefahr, Ein' einz'ge Stunde rauben können. So aber hat uns GOtt beschützet. (Ach, würd' es doch mit Ernst bedacht!) Es hat zum Schaden nicht geblitzet, Fast gar kein Donner-Strahl gekracht. Es hat kein wilder Sturm geschnaubet, Kein Hagel-Schaur des Feldes Pracht, Und, in ihr, unsern Schatz geraubet. Ach, würd' es doch mit Ernst bedacht! Es tränkte Kräuter, Klee und Gras, Dem glatt- und fetten Vieh zur Weide, Ein sanft- und nicht zu oftes Naß, Die Sonne reifte das Getrayde. Es ist nunmehr so weit gediehen Mit dem, was GOtt uns hat beschehrt, Daß, was der Schöpfer uns verliehen, Man nunmehr in die Scheune fährt. Es können grosse Leiter-Wagen, Womit die Lader sich bemühn, Das raschelnde Gewicht kaum tragen, Die Pferde kaum die Bürde ziehn. Seht, wie für diesen grossen Segen Die Thüren fast zu niedrig seyn, Wie, alles ordentlich zu legen, Die grossen Scheuren fast zu klein.
Ach,
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Betrachtung der Erndte.
Sind fruͤh und ſpat herein gebrochen, Die immer Segen mitgebracht! Was uns der Himmel wollen goͤnnen, Die Hoffnung von dem ganzen Jahr, Haͤtt’ uns, mit vielerley Gefahr, Ein’ einz’ge Stunde rauben koͤnnen. So aber hat uns GOtt beſchuͤtzet. (Ach, wuͤrd’ es doch mit Ernſt bedacht!) Es hat zum Schaden nicht geblitzet, Faſt gar kein Donner-Strahl gekracht. Es hat kein wilder Sturm geſchnaubet, Kein Hagel-Schaur des Feldes Pracht, Und, in ihr, unſern Schatz geraubet. Ach, wuͤrd’ es doch mit Ernſt bedacht! Es traͤnkte Kraͤuter, Klee und Gras, Dem glatt- und fetten Vieh zur Weide, Ein ſanft- und nicht zu oftes Naß, Die Sonne reifte das Getrayde. Es iſt nunmehr ſo weit gediehen Mit dem, was GOtt uns hat beſchehrt, Daß, was der Schoͤpfer uns verliehen, Man nunmehr in die Scheune faͤhrt. Es koͤnnen groſſe Leiter-Wagen, Womit die Lader ſich bemuͤhn, Das raſchelnde Gewicht kaum tragen, Die Pferde kaum die Buͤrde ziehn. Seht, wie fuͤr dieſen groſſen Segen Die Thuͤren faſt zu niedrig ſeyn, Wie, alles ordentlich zu legen, Die groſſen Scheuren faſt zu klein.
Ach,
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Betrachtung der Erndte.
Sind fruͤh und ſpat herein gebrochen,
Die immer Segen mitgebracht!
Was uns der Himmel wollen goͤnnen,
Die Hoffnung von dem ganzen Jahr,
Haͤtt’ uns, mit vielerley Gefahr,
Ein’ einz’ge Stunde rauben koͤnnen.
So aber hat uns GOtt beſchuͤtzet.
(Ach, wuͤrd’ es doch mit Ernſt bedacht!)
Es hat zum Schaden nicht geblitzet,
Faſt gar kein Donner-Strahl gekracht.
Es hat kein wilder Sturm geſchnaubet,
Kein Hagel-Schaur des Feldes Pracht,
Und, in ihr, unſern Schatz geraubet.
Ach, wuͤrd’ es doch mit Ernſt bedacht!
Es traͤnkte Kraͤuter, Klee und Gras,
Dem glatt- und fetten Vieh zur Weide,
Ein ſanft- und nicht zu oftes Naß,
Die Sonne reifte das Getrayde.
Es iſt nunmehr ſo weit gediehen
Mit dem, was GOtt uns hat beſchehrt,
Daß, was der Schoͤpfer uns verliehen,
Man nunmehr in die Scheune faͤhrt.
Es koͤnnen groſſe Leiter-Wagen,
Womit die Lader ſich bemuͤhn,
Das raſchelnde Gewicht kaum tragen,
Die Pferde kaum die Buͤrde ziehn.
Seht, wie fuͤr dieſen groſſen Segen
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Die groſſen Scheuren faſt zu klein.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/277>, abgerufen am 24.11.2024.
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