Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Der
bekannte und unbekannte GOTT.
Es flammt ein neuer Trieb mich an, ein neues Opfer Dem
zu bringen,
Der aller Dinge Quell und Ursprung. Jch will ein neues
Loblied singen
Von Dem, Der, in dem Schmuck der Welt und aller Creatu-
ren Pracht,
Von Seinem eigentlichem Seyn, von Seiner Weisheit,
Lieb und Macht
Ein unverborgnes und verborgnes, ein sichtbar und unsicht-
bar Bild,
Worinn Sein unbegreiflichs Wesen, zu unserm Besten, sich
verhüllt,
Und doch bekannt macht, uns sich weist. Jn Dingen, die
dem Sinn sich zeigen,
Muß unser Geist, der für sie sinnlich, als wie auf Leitern, zu
Jhm steigen.
Komm, laß uns denn die grünen Schatten, der Felsen auf-
gethürmte Höhn,
Samt den einsiedlerischen Büschen, die Zier und Pracht der
Welt, besehn!
Laß uns die bunt-beblühmten Wiesen, wodurch crystallne
Bäche rinnen,
Auch dürre Wüsten, ja so gar mit Eis und Schnee bedeckte
Zinnen,
Die flachen Ebnen, tiefe Thäler, das weite Meer, die grüne
Saat,
Von den durch Kunst formirten Gärten, der bunten Bluh-
men Pracht und Staat,
Die
Der
bekannte und unbekannte GOTT.
Es flammt ein neuer Trieb mich an, ein neues Opfer Dem
zu bringen,
Der aller Dinge Quell und Urſprung. Jch will ein neues
Loblied ſingen
Von Dem, Der, in dem Schmuck der Welt und aller Creatu-
ren Pracht,
Von Seinem eigentlichem Seyn, von Seiner Weisheit,
Lieb und Macht
Ein unverborgnes und verborgnes, ein ſichtbar und unſicht-
bar Bild,
Worinn Sein unbegreiflichs Weſen, zu unſerm Beſten, ſich
verhuͤllt,
Und doch bekannt macht, uns ſich weiſt. Jn Dingen, die
dem Sinn ſich zeigen,
Muß unſer Geiſt, der fuͤr ſie ſinnlich, als wie auf Leitern, zu
Jhm ſteigen.
Komm, laß uns denn die gruͤnen Schatten, der Felſen auf-
gethuͤrmte Hoͤhn,
Samt den einſiedleriſchen Buͤſchen, die Zier und Pracht der
Welt, beſehn!
Laß uns die bunt-bebluͤhmten Wieſen, wodurch cryſtallne
Baͤche rinnen,
Auch duͤrre Wuͤſten, ja ſo gar mit Eis und Schnee bedeckte
Zinnen,
Die flachen Ebnen, tiefe Thaͤler, das weite Meer, die gruͤne
Saat,
Von den durch Kunſt formirten Gaͤrten, der bunten Bluh-
men Pracht und Staat,
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0026" n="8"/>
          <div n="3">
            <head>Der<lb/><hi rendition="#b">bekannte und unbekannte GOTT.</hi></head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">E</hi>s flammt ein neuer Trieb mich an, ein neues Opfer Dem</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zu bringen,</hi> </l><lb/>
                <l>Der aller Dinge Quell und Ur&#x017F;prung. Jch will ein neues</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Loblied &#x017F;ingen</hi> </l><lb/>
                <l>Von Dem, Der, in dem Schmuck der Welt und aller Creatu-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">ren Pracht,</hi> </l><lb/>
                <l>Von Seinem eigentlichem Seyn, von Seiner Weisheit,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Lieb und Macht</hi> </l><lb/>
                <l>Ein unverborgnes und verborgnes, ein &#x017F;ichtbar und un&#x017F;icht-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bar Bild,</hi> </l><lb/>
                <l>Worinn Sein unbegreiflichs We&#x017F;en, zu un&#x017F;erm Be&#x017F;ten, &#x017F;ich</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">verhu&#x0364;llt,</hi> </l><lb/>
                <l>Und doch bekannt macht, uns &#x017F;ich wei&#x017F;t. Jn Dingen, die</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">dem Sinn &#x017F;ich zeigen,</hi> </l><lb/>
                <l>Muß un&#x017F;er Gei&#x017F;t, der fu&#x0364;r &#x017F;ie &#x017F;innlich, als wie auf Leitern, zu</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Jhm &#x017F;teigen.</hi> </l><lb/>
                <l>Komm, laß uns denn die gru&#x0364;nen Schatten, der Fel&#x017F;en auf-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gethu&#x0364;rmte Ho&#x0364;hn,</hi> </l><lb/>
                <l>Samt den ein&#x017F;iedleri&#x017F;chen Bu&#x0364;&#x017F;chen, die Zier und Pracht der</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Welt, be&#x017F;ehn!</hi> </l><lb/>
                <l>Laß uns die bunt-beblu&#x0364;hmten Wie&#x017F;en, wodurch cry&#x017F;tallne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ba&#x0364;che rinnen,</hi> </l><lb/>
                <l>Auch du&#x0364;rre Wu&#x0364;&#x017F;ten, ja &#x017F;o gar mit Eis und Schnee bedeckte</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Zinnen,</hi> </l><lb/>
                <l>Die flachen Ebnen, tiefe Tha&#x0364;ler, das weite Meer, die gru&#x0364;ne</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Saat,</hi> </l><lb/>
                <l>Von den durch Kun&#x017F;t formirten Ga&#x0364;rten, der bunten <hi rendition="#fr">Bluh-</hi></l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">men</hi> Pracht und <hi rendition="#fr">Staat,</hi></hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0026] Der bekannte und unbekannte GOTT. Es flammt ein neuer Trieb mich an, ein neues Opfer Dem zu bringen, Der aller Dinge Quell und Urſprung. Jch will ein neues Loblied ſingen Von Dem, Der, in dem Schmuck der Welt und aller Creatu- ren Pracht, Von Seinem eigentlichem Seyn, von Seiner Weisheit, Lieb und Macht Ein unverborgnes und verborgnes, ein ſichtbar und unſicht- bar Bild, Worinn Sein unbegreiflichs Weſen, zu unſerm Beſten, ſich verhuͤllt, Und doch bekannt macht, uns ſich weiſt. Jn Dingen, die dem Sinn ſich zeigen, Muß unſer Geiſt, der fuͤr ſie ſinnlich, als wie auf Leitern, zu Jhm ſteigen. Komm, laß uns denn die gruͤnen Schatten, der Felſen auf- gethuͤrmte Hoͤhn, Samt den einſiedleriſchen Buͤſchen, die Zier und Pracht der Welt, beſehn! Laß uns die bunt-bebluͤhmten Wieſen, wodurch cryſtallne Baͤche rinnen, Auch duͤrre Wuͤſten, ja ſo gar mit Eis und Schnee bedeckte Zinnen, Die flachen Ebnen, tiefe Thaͤler, das weite Meer, die gruͤne Saat, Von den durch Kunſt formirten Gaͤrten, der bunten Bluh- men Pracht und Staat, Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/26
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/26>, abgerufen am 18.12.2024.