Das sich nunmehr verschönernde, durch ihn gestärkte Blau der Lüfte, Der hohen Felsen äußre Spitzen, die prächtig in die Höhe ragen, Jndem derselben äußre Rand, mit Himmels-Gold, als wie beschlagen, Bemerken, selbst darob erfreut, sein' Ankunft. Bis zuletzt die Wälder, Und endlich auch die niedern Flächen der Aecker, Wiesen, Gärten, Felder, Durch seinen schrägen Strahl beflossen, in güldnem Glanz und Schimmer glühn, Wodurch des Grases und der Blätter vorher schon angeneh- mes Grün Noch tausend mahl verschönert wird, die Bluhmen noch viel schöner blühn.
Nun glänzet alles, was man sieht, Luft, Erde, Felder, Thal und Hügel, Absonderlich empfängt die Fluht, als ein polierter Himmels- Spiegel, Den hellen Glanz gedoppelt helle, Es blitzt nicht nur vom regen Schimmer ein' jegliche bewegte Welle, Und suchet einen Fluß von Silber in Schuppen-förmgen halben Kreisen, Jn einer zitternden Bewegung, und schnellem Spielen uns zu weisen; Man siehet ihre glatte Flächen auf einer jeden stillen Stelle, Worinn im reinen Wiederschein, als in geschliffene Kry- stallen, Die allerzierlichsten Figuren des Himmels und der Erden fallen,
Die
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Morgen-Gedanken.
Das ſich nunmehr verſchoͤnernde, durch ihn geſtaͤrkte Blau der Luͤfte, Der hohen Felſen aͤußre Spitzen, die praͤchtig in die Hoͤhe ragen, Jndem derſelben aͤußre Rand, mit Himmels-Gold, als wie beſchlagen, Bemerken, ſelbſt darob erfreut, ſein’ Ankunft. Bis zuletzt die Waͤlder, Und endlich auch die niedern Flaͤchen der Aecker, Wieſen, Gaͤrten, Felder, Durch ſeinen ſchraͤgen Strahl befloſſen, in guͤldnem Glanz und Schimmer gluͤhn, Wodurch des Graſes und der Blaͤtter vorher ſchon angeneh- mes Gruͤn Noch tauſend mahl verſchoͤnert wird, die Bluhmen noch viel ſchoͤner bluͤhn.
Nun glaͤnzet alles, was man ſieht, Luft, Erde, Felder, Thal und Huͤgel, Abſonderlich empfaͤngt die Fluht, als ein polierter Himmels- Spiegel, Den hellen Glanz gedoppelt helle, Es blitzt nicht nur vom regen Schimmer ein’ jegliche bewegte Welle, Und ſuchet einen Fluß von Silber in Schuppen-foͤrmgen halben Kreiſen, Jn einer zitternden Bewegung, und ſchnellem Spielen uns zu weiſen; Man ſiehet ihre glatte Flaͤchen auf einer jeden ſtillen Stelle, Worinn im reinen Wiederſchein, als in geſchliffene Kry- ſtallen, Die allerzierlichſten Figuren des Himmels und der Erden fallen,
Die
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Morgen-Gedanken.
Das ſich nunmehr verſchoͤnernde, durch ihn geſtaͤrkte Blau
der Luͤfte,
Der hohen Felſen aͤußre Spitzen, die praͤchtig in die Hoͤhe
ragen,
Jndem derſelben aͤußre Rand, mit Himmels-Gold, als wie
beſchlagen,
Bemerken, ſelbſt darob erfreut, ſein’ Ankunft. Bis zuletzt
die Waͤlder,
Und endlich auch die niedern Flaͤchen der Aecker, Wieſen,
Gaͤrten, Felder,
Durch ſeinen ſchraͤgen Strahl befloſſen, in guͤldnem Glanz
und Schimmer gluͤhn,
Wodurch des Graſes und der Blaͤtter vorher ſchon angeneh-
mes Gruͤn
Noch tauſend mahl verſchoͤnert wird, die Bluhmen noch viel
ſchoͤner bluͤhn.
Nun glaͤnzet alles, was man ſieht, Luft, Erde, Felder, Thal
und Huͤgel,
Abſonderlich empfaͤngt die Fluht, als ein polierter Himmels-
Spiegel,
Den hellen Glanz gedoppelt helle,
Es blitzt nicht nur vom regen Schimmer ein’ jegliche bewegte
Welle,
Und ſuchet einen Fluß von Silber in Schuppen-foͤrmgen
halben Kreiſen,
Jn einer zitternden Bewegung, und ſchnellem Spielen uns zu
weiſen;
Man ſiehet ihre glatte Flaͤchen auf einer jeden ſtillen Stelle,
Worinn im reinen Wiederſchein, als in geſchliffene Kry-
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Die allerzierlichſten Figuren des Himmels und der Erden
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/201>, abgerufen am 24.11.2024.
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