Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.Die Rosen. So wird man leichter fassen können, Wie sich vom Sassafraß die Theile Jn einer solchen langen Weile, Jn funfzig Jahren lang, nicht trennen. Wenn es auch wirklich so nicht wäre; So zeigt es uns von neuem an, Wie wenig man in jeder Lehre Auf was gewisses fussen kann; Wie wenig wir auf Erden wissen, Und daß wir, statt was zu begreifen, Und immer Schlüß' auf Schlüsse häufen, Wir billig nur bewundern müssen. So hat uns denn die Lieblichkeit, Die man in holden Rosen spühret, Die sonst allein der Lust geweiht, Uns auch zur Demuht angeführet; Sie hat zu gleicher Zeit gewiesen, Daß wir auf einmahl groß und klein, Und daß wir von des Schöpfers Liebe doch ein beglückter Vorwurf seyn. So sey denn, wenn wir Rosen sehn, auch Gott, in ihrer Pracht, gepriesen! * Der get er sich als ein vernünftiger Bemerker der Werke des HErrn; hier sammlet er, was die Alten und Neuen von den Bluhmen gesaget haben, und eben hier hat er die schönen Gedanken über das Reich der Bluh- men, welche zu Leipzig 1740 erschienen sind, und die Tulpe zum Ruhme des Schöpfers 1741 nieder- geschrieben, welche dem Herrn Verfasser so viel Ehre bringen, als es mir Vergnügen machet, daß ich öffent- lich sagen kann, daß er mein wahrer Freund ist. * Jch kann nicht umhin, die Rose zum Ruhme des Schöpfers, welche der gelehrte Hof- und Justizien- Raht, Herr Benemann, in Dresden, in einer lesens- würdigen Schrift, neulich hat ans Licht treten lassen, anzupreisen. Dieser würdige Mann beschäftiget sich mit den Bluhmen, mit diesen Schönheiten der Natur, wenn er sich von dem Geräusche der Stadt und der Un- ruhe der Geschäfte und des Hofes entfernet auf hält und eine edle Ruhe auf seinem Garten geniesset. Hier bezei- get L 5
Die Roſen. So wird man leichter faſſen koͤnnen, Wie ſich vom Saſſafraß die Theile Jn einer ſolchen langen Weile, Jn funfzig Jahren lang, nicht trennen. Wenn es auch wirklich ſo nicht waͤre; So zeigt es uns von neuem an, Wie wenig man in jeder Lehre Auf was gewiſſes fuſſen kann; Wie wenig wir auf Erden wiſſen, Und daß wir, ſtatt was zu begreifen, Und immer Schluͤß’ auf Schluͤſſe haͤufen, Wir billig nur bewundern muͤſſen. So hat uns denn die Lieblichkeit, Die man in holden Roſen ſpuͤhret, Die ſonſt allein der Luſt geweiht, Uns auch zur Demuht angefuͤhret; Sie hat zu gleicher Zeit gewieſen, Daß wir auf einmahl groß und klein, Und daß wir von des Schoͤpfers Liebe doch ein begluͤckter Vorwurf ſeyn. So ſey denn, wenn wir Roſen ſehn, auch Gott, in ihrer Pracht, geprieſen! * Der get er ſich als ein vernuͤnftiger Bemerker der Werke des HErrn; hier ſammlet er, was die Alten und Neuen von den Bluhmen geſaget haben, und eben hier hat er die ſchoͤnen Gedanken uͤber das Reich der Bluh- men, welche zu Leipzig 1740 erſchienen ſind, und die Tulpe zum Ruhme des Schoͤpfers 1741 nieder- geſchrieben, welche dem Herrn Verfaſſer ſo viel Ehre bringen, als es mir Vergnuͤgen machet, daß ich oͤffent- lich ſagen kann, daß er mein wahrer Freund iſt. * Jch kann nicht umhin, die Roſe zum Ruhme des Schoͤpfers, welche der gelehrte Hof- und Juſtizien- Raht, Herr Benemann, in Dresden, in einer leſens- wuͤrdigen Schrift, neulich hat ans Licht treten laſſen, anzupreiſen. Dieſer wuͤrdige Mann beſchaͤftiget ſich mit den Bluhmen, mit dieſen Schoͤnheiten der Natur, wenn er ſich von dem Geraͤuſche der Stadt und der Un- ruhe der Geſchaͤfte und des Hofes entfernet auf haͤlt und eine edle Ruhe auf ſeinem Garten genieſſet. Hier bezei- get L 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0187" n="169"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Roſen.</hi> </fw><lb/> <lg n="16"> <l>So wird man leichter faſſen koͤnnen,</l><lb/> <l>Wie ſich vom Saſſafraß die Theile</l><lb/> <l>Jn einer ſolchen langen Weile,</l><lb/> <l>Jn funfzig Jahren lang, nicht trennen.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Wenn es auch wirklich ſo nicht waͤre;</l><lb/> <l>So zeigt es uns von neuem an,</l><lb/> <l>Wie wenig man in jeder Lehre</l><lb/> <l>Auf was gewiſſes fuſſen kann;</l><lb/> <l>Wie wenig wir auf Erden wiſſen,</l><lb/> <l>Und daß wir, ſtatt was zu begreifen,</l><lb/> <l>Und immer Schluͤß’ auf Schluͤſſe haͤufen,</l><lb/> <l>Wir billig nur bewundern muͤſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>So hat uns denn die Lieblichkeit,</l><lb/> <l>Die man in holden Roſen ſpuͤhret,</l><lb/> <l>Die ſonſt allein der Luſt geweiht,</l><lb/> <l>Uns auch zur Demuht angefuͤhret;</l><lb/> <l>Sie hat zu gleicher Zeit gewieſen,</l><lb/> <l>Daß wir auf einmahl groß und klein,</l><lb/> <l>Und daß wir von des Schoͤpfers Liebe doch ein begluͤckter</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Vorwurf ſeyn.</hi> </l><lb/> <l>So ſey denn, wenn wir Roſen ſehn, auch Gott, in ihrer</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Pracht, geprieſen!</hi> <note xml:id="a01" next="#a02" place="foot" n="*">Jch kann nicht umhin, <hi rendition="#fr">die Roſe zum Ruhme des<lb/> Schoͤpfers,</hi> welche der gelehrte Hof- und Juſtizien-<lb/> Raht, Herr <hi rendition="#fr">Benemann,</hi> in Dresden, in einer leſens-<lb/> wuͤrdigen Schrift, neulich hat ans Licht treten laſſen,<lb/> anzupreiſen. Dieſer wuͤrdige Mann beſchaͤftiget ſich<lb/> mit den Bluhmen, mit dieſen Schoͤnheiten der Natur,<lb/> wenn er ſich von dem Geraͤuſche der Stadt und der Un-<lb/> ruhe der Geſchaͤfte und des Hofes entfernet auf haͤlt und<lb/> eine edle Ruhe auf ſeinem Garten genieſſet. Hier bezei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">get</fw></note> </l> </lg> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 5</fw> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/> <note xml:id="a02" prev="#a01" place="foot" n="*">get er ſich als ein vernuͤnftiger Bemerker der Werke des<lb/> HErrn; hier ſammlet er, was die Alten und Neuen<lb/> von den Bluhmen geſaget haben, und eben hier hat er<lb/> die ſchoͤnen <hi rendition="#fr">Gedanken uͤber das Reich der Bluh-<lb/> men,</hi> welche zu Leipzig 1740 erſchienen ſind, und <hi rendition="#fr">die<lb/> Tulpe zum Ruhme des Schoͤpfers</hi> 1741 nieder-<lb/> geſchrieben, welche dem Herrn Verfaſſer ſo viel Ehre<lb/> bringen, als es mir Vergnuͤgen machet, daß ich oͤffent-<lb/> lich ſagen kann, daß er mein wahrer Freund iſt.</note> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0187]
Die Roſen.
So wird man leichter faſſen koͤnnen,
Wie ſich vom Saſſafraß die Theile
Jn einer ſolchen langen Weile,
Jn funfzig Jahren lang, nicht trennen.
Wenn es auch wirklich ſo nicht waͤre;
So zeigt es uns von neuem an,
Wie wenig man in jeder Lehre
Auf was gewiſſes fuſſen kann;
Wie wenig wir auf Erden wiſſen,
Und daß wir, ſtatt was zu begreifen,
Und immer Schluͤß’ auf Schluͤſſe haͤufen,
Wir billig nur bewundern muͤſſen.
So hat uns denn die Lieblichkeit,
Die man in holden Roſen ſpuͤhret,
Die ſonſt allein der Luſt geweiht,
Uns auch zur Demuht angefuͤhret;
Sie hat zu gleicher Zeit gewieſen,
Daß wir auf einmahl groß und klein,
Und daß wir von des Schoͤpfers Liebe doch ein begluͤckter
Vorwurf ſeyn.
So ſey denn, wenn wir Roſen ſehn, auch Gott, in ihrer
Pracht, geprieſen! *
Der
*
* Jch kann nicht umhin, die Roſe zum Ruhme des
Schoͤpfers, welche der gelehrte Hof- und Juſtizien-
Raht, Herr Benemann, in Dresden, in einer leſens-
wuͤrdigen Schrift, neulich hat ans Licht treten laſſen,
anzupreiſen. Dieſer wuͤrdige Mann beſchaͤftiget ſich
mit den Bluhmen, mit dieſen Schoͤnheiten der Natur,
wenn er ſich von dem Geraͤuſche der Stadt und der Un-
ruhe der Geſchaͤfte und des Hofes entfernet auf haͤlt und
eine edle Ruhe auf ſeinem Garten genieſſet. Hier bezei-
get
* get er ſich als ein vernuͤnftiger Bemerker der Werke des
HErrn; hier ſammlet er, was die Alten und Neuen
von den Bluhmen geſaget haben, und eben hier hat er
die ſchoͤnen Gedanken uͤber das Reich der Bluh-
men, welche zu Leipzig 1740 erſchienen ſind, und die
Tulpe zum Ruhme des Schoͤpfers 1741 nieder-
geſchrieben, welche dem Herrn Verfaſſer ſo viel Ehre
bringen, als es mir Vergnuͤgen machet, daß ich oͤffent-
lich ſagen kann, daß er mein wahrer Freund iſt.
L 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |