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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

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Einige Betrachtungen über Rosen.
Der vielen Rosen Zierlichkeit,
Der vielen Farben Unterscheid,
Bewegten mich aufs neu, wie wunderschön
So Farb' als Form in ihnen, anzusehn.
Der dunkle Purpur aus dem Blauen,
Der an der Eßig-Ros', in finstrer Gluht, zu schauen;
Der lieblich hohe Jncarnat,
Den insbesondere die Wein-Ros' an sich hat;
Die bunten, die mit weissen Strichen,
So kaum an Glanz dem Silber wichen,
Die frey- und flücht'gen Blätter schmücken,
Worinn ein Gelb, wie Gold, vergnüglich zu erblicken;
Der weissen Rosen sanfte Pracht,
So, durch des Laubes Dunkelgrün,
Das sie noch angenehmer macht,
Noch desto mehr erhöht und schöner schien;
Die gelbe, die dem Golde gleichet,
Und an der Farb' ihm wenigstens kaum weichet;
Und endlich die aus gelb und roht gemischt,
Jn lieblich zarter Gluht und süssen Flammen,
Noch reizender, als alle fast zusammen,
Am allermeisten noch das Aug' erfrischt.
Die, sag' ich, lagen all' in einem bunten Schein,
Und drungen einzeln bald, bald insgesammt,
Da jegliche für sich, auch in Gemeinschaft, flammt,
Mit solchem Reiz in aller Augen ein,
Daß, durch den bunt- und hellen Glanz,
Sich meine Seele gleichsam ganz
Erfüllt und eingenommen fand.
Was in ihr traurig war, verschwand.
Sie kam, durch diese bunte Zier,
Die sie mit Achtsamkeit, und, GOtt zum Ruhm, erblicket,
Sich selber ausgeziert, geschmücket,
Sich selber gleichsam schöner für.
Jndem
K 5
Einige Betrachtungen uͤber Roſen.
Der vielen Roſen Zierlichkeit,
Der vielen Farben Unterſcheid,
Bewegten mich aufs neu, wie wunderſchoͤn
So Farb’ als Form in ihnen, anzuſehn.
Der dunkle Purpur aus dem Blauen,
Der an der Eßig-Roſ’, in finſtrer Gluht, zu ſchauen;
Der lieblich hohe Jncarnat,
Den insbeſondere die Wein-Roſ’ an ſich hat;
Die bunten, die mit weiſſen Strichen,
So kaum an Glanz dem Silber wichen,
Die frey- und fluͤcht’gen Blaͤtter ſchmuͤcken,
Worinn ein Gelb, wie Gold, vergnuͤglich zu erblicken;
Der weiſſen Roſen ſanfte Pracht,
So, durch des Laubes Dunkelgruͤn,
Das ſie noch angenehmer macht,
Noch deſto mehr erhoͤht und ſchoͤner ſchien;
Die gelbe, die dem Golde gleichet,
Und an der Farb’ ihm wenigſtens kaum weichet;
Und endlich die aus gelb und roht gemiſcht,
Jn lieblich zarter Gluht und ſuͤſſen Flammen,
Noch reizender, als alle faſt zuſammen,
Am allermeiſten noch das Aug’ erfriſcht.
Die, ſag’ ich, lagen all’ in einem bunten Schein,
Und drungen einzeln bald, bald insgeſammt,
Da jegliche fuͤr ſich, auch in Gemeinſchaft, flammt,
Mit ſolchem Reiz in aller Augen ein,
Daß, durch den bunt- und hellen Glanz,
Sich meine Seele gleichſam ganz
Erfuͤllt und eingenommen fand.
Was in ihr traurig war, verſchwand.
Sie kam, durch dieſe bunte Zier,
Die ſie mit Achtſamkeit, und, GOtt zum Ruhm, erblicket,
Sich ſelber ausgeziert, geſchmuͤcket,
Sich ſelber gleichſam ſchoͤner fuͤr.
Jndem
K 5
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[153/0171] Einige Betrachtungen uͤber Roſen. Der vielen Roſen Zierlichkeit, Der vielen Farben Unterſcheid, Bewegten mich aufs neu, wie wunderſchoͤn So Farb’ als Form in ihnen, anzuſehn. Der dunkle Purpur aus dem Blauen, Der an der Eßig-Roſ’, in finſtrer Gluht, zu ſchauen; Der lieblich hohe Jncarnat, Den insbeſondere die Wein-Roſ’ an ſich hat; Die bunten, die mit weiſſen Strichen, So kaum an Glanz dem Silber wichen, Die frey- und fluͤcht’gen Blaͤtter ſchmuͤcken, Worinn ein Gelb, wie Gold, vergnuͤglich zu erblicken; Der weiſſen Roſen ſanfte Pracht, So, durch des Laubes Dunkelgruͤn, Das ſie noch angenehmer macht, Noch deſto mehr erhoͤht und ſchoͤner ſchien; Die gelbe, die dem Golde gleichet, Und an der Farb’ ihm wenigſtens kaum weichet; Und endlich die aus gelb und roht gemiſcht, Jn lieblich zarter Gluht und ſuͤſſen Flammen, Noch reizender, als alle faſt zuſammen, Am allermeiſten noch das Aug’ erfriſcht. Die, ſag’ ich, lagen all’ in einem bunten Schein, Und drungen einzeln bald, bald insgeſammt, Da jegliche fuͤr ſich, auch in Gemeinſchaft, flammt, Mit ſolchem Reiz in aller Augen ein, Daß, durch den bunt- und hellen Glanz, Sich meine Seele gleichſam ganz Erfuͤllt und eingenommen fand. Was in ihr traurig war, verſchwand. Sie kam, durch dieſe bunte Zier, Die ſie mit Achtſamkeit, und, GOtt zum Ruhm, erblicket, Sich ſelber ausgeziert, geſchmuͤcket, Sich ſelber gleichſam ſchoͤner fuͤr. Jndem K 5

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/171>, abgerufen am 18.05.2024.