Die unglückliche Unaufmerksamkeit der Menschen, auch so gar beym Anblick der Sonnen.
Jndem ich jüngst durch einen Wald, Und dessen liebliches Gebüsche, Der kühlen Schatten Aufenthalt, Jn einem angenehmen Wetter, Vergnügt spatzier, und mich erfrische; Erblick ich, durch die jungen Blätter, Der Sonnen flammende Gestalt, Bey ganz entwölktem Untergehn, Auf einmal wunder-wunderschön. Es flammte durch das zarte Grün, Das schöner, als Smaragden, schien, Ein Strahl, der röhter, als Rubien.
Es fiel ein wirklich himmlisch Licht, Jn diesem Glanz, mir ins Gesicht. Jch rief verschiedne zu mir her, Zeigt' ihnen dieses güldne Meer, Woraus beständig Strahlen quillen, Die Himmel, Welt und Augen füllen. (Ach, füllten sie auch unsre Brust!) Sie sahn es auch mit Freuden an; Allein es war um ihre Lust, Jn einem Augenblick, gethan. Sie sagten: Ey! o das ist schön! Und kehrten darauf allgemach Sich abwerts, wie ich fast noch sprach, Und liessen mich alleine stehn.
Jch
Die ungluͤckliche Unaufmerkſamkeit der Menſchen, auch ſo gar beym Anblick der Sonnen.
Jndem ich juͤngſt durch einen Wald, Und deſſen liebliches Gebuͤſche, Der kuͤhlen Schatten Aufenthalt, Jn einem angenehmen Wetter, Vergnuͤgt ſpatzier, und mich erfriſche; Erblick ich, durch die jungen Blaͤtter, Der Sonnen flammende Geſtalt, Bey ganz entwoͤlktem Untergehn, Auf einmal wunder-wunderſchoͤn. Es flammte durch das zarte Gruͤn, Das ſchoͤner, als Smaragden, ſchien, Ein Strahl, der roͤhter, als Rubien.
Es fiel ein wirklich himmliſch Licht, Jn dieſem Glanz, mir ins Geſicht. Jch rief verſchiedne zu mir her, Zeigt’ ihnen dieſes guͤldne Meer, Woraus beſtaͤndig Strahlen quillen, Die Himmel, Welt und Augen fuͤllen. (Ach, fuͤllten ſie auch unſre Bruſt!) Sie ſahn es auch mit Freuden an; Allein es war um ihre Luſt, Jn einem Augenblick, gethan. Sie ſagten: Ey! o das iſt ſchoͤn! Und kehrten darauf allgemach Sich abwerts, wie ich faſt noch ſprach, Und lieſſen mich alleine ſtehn.
Jch
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Die ungluͤckliche
Unaufmerkſamkeit der Menſchen,
auch ſo gar
beym Anblick der Sonnen.
Jndem ich juͤngſt durch einen Wald,
Und deſſen liebliches Gebuͤſche,
Der kuͤhlen Schatten Aufenthalt,
Jn einem angenehmen Wetter,
Vergnuͤgt ſpatzier, und mich erfriſche;
Erblick ich, durch die jungen Blaͤtter,
Der Sonnen flammende Geſtalt,
Bey ganz entwoͤlktem Untergehn,
Auf einmal wunder-wunderſchoͤn.
Es flammte durch das zarte Gruͤn,
Das ſchoͤner, als Smaragden, ſchien,
Ein Strahl, der roͤhter, als Rubien.
Es fiel ein wirklich himmliſch Licht,
Jn dieſem Glanz, mir ins Geſicht.
Jch rief verſchiedne zu mir her,
Zeigt’ ihnen dieſes guͤldne Meer,
Woraus beſtaͤndig Strahlen quillen,
Die Himmel, Welt und Augen fuͤllen.
(Ach, fuͤllten ſie auch unſre Bruſt!)
Sie ſahn es auch mit Freuden an;
Allein es war um ihre Luſt,
Jn einem Augenblick, gethan.
Sie ſagten: Ey! o das iſt ſchoͤn!
Und kehrten darauf allgemach
Sich abwerts, wie ich faſt noch ſprach,
Und lieſſen mich alleine ſtehn.
Jch
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/154>, abgerufen am 24.11.2024.
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