Es hing die ungezählte Schaar An einem Fädchen wie ein Haar, Wodurch sie, wenn die Lüfte kühlten, Jn stetiger Bewegung spielten
Der gelben Blühmchen stetes Regen, Jhr sanft- und zitterndes Bewegen War, da sie von dem bläulich Grünen Der Aehren ganz verschieden schienen, Noch mehr von denen, deren Rand Man purpur-roht gefärbet fand, Jn ihrem bunt- und sanften Spiel, Dem Aug' ein angenehmes Ziel.
Der Aehren Hülsen öffnen sich, (Aus denen, wie wir einst gesehen,* Die Aehten ganz allein bestehen,) Wodurch sie denn, verwunderlich, Vergrössert anzuscheinen fingen. Sie schienen, durch die Bluhmen, auch, Die sie fast überall umringen, Und allenthalben abwerts hingen, Statt ihrer vor'gen Glätte, rauch. So bald ein sanfter Wind nun gehet, Und über diese Flächen wehet, Bewegt sich alles: Es entstehet, Auf dieser anfangs ebnen Flur, Vom regen Wasser, die Figur. Es scheinen hin und wieder Wellen Sich zu erhöhen und zu schwellen, Zugleich an unterschiednen Stellen
Sich
* Siehe den sechsten Theil des Jrdischen Vergnügens pag. 69.
Das bluͤhende Korn.
Es hing die ungezaͤhlte Schaar An einem Faͤdchen wie ein Haar, Wodurch ſie, wenn die Luͤfte kuͤhlten, Jn ſtetiger Bewegung ſpielten
Der gelben Bluͤhmchen ſtetes Regen, Jhr ſanft- und zitterndes Bewegen War, da ſie von dem blaͤulich Gruͤnen Der Aehren ganz verſchieden ſchienen, Noch mehr von denen, deren Rand Man purpur-roht gefaͤrbet fand, Jn ihrem bunt- und ſanften Spiel, Dem Aug’ ein angenehmes Ziel.
Der Aehren Huͤlſen oͤffnen ſich, (Aus denen, wie wir einſt geſehen,* Die Aehten ganz allein beſtehen,) Wodurch ſie denn, verwunderlich, Vergroͤſſert anzuſcheinen fingen. Sie ſchienen, durch die Bluhmen, auch, Die ſie faſt uͤberall umringen, Und allenthalben abwerts hingen, Statt ihrer vor’gen Glaͤtte, rauch. So bald ein ſanfter Wind nun gehet, Und uͤber dieſe Flaͤchen wehet, Bewegt ſich alles: Es entſtehet, Auf dieſer anfangs ebnen Flur, Vom regen Waſſer, die Figur. Es ſcheinen hin und wieder Wellen Sich zu erhoͤhen und zu ſchwellen, Zugleich an unterſchiednen Stellen
Sich
* Siehe den ſechſten Theil des Jrdiſchen Vergnuͤgens pag. 69.
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Das bluͤhende Korn.
Es hing die ungezaͤhlte Schaar
An einem Faͤdchen wie ein Haar,
Wodurch ſie, wenn die Luͤfte kuͤhlten,
Jn ſtetiger Bewegung ſpielten
Der gelben Bluͤhmchen ſtetes Regen,
Jhr ſanft- und zitterndes Bewegen
War, da ſie von dem blaͤulich Gruͤnen
Der Aehren ganz verſchieden ſchienen,
Noch mehr von denen, deren Rand
Man purpur-roht gefaͤrbet fand,
Jn ihrem bunt- und ſanften Spiel,
Dem Aug’ ein angenehmes Ziel.
Der Aehren Huͤlſen oͤffnen ſich,
(Aus denen, wie wir einſt geſehen, *
Die Aehten ganz allein beſtehen,)
Wodurch ſie denn, verwunderlich,
Vergroͤſſert anzuſcheinen fingen.
Sie ſchienen, durch die Bluhmen, auch,
Die ſie faſt uͤberall umringen,
Und allenthalben abwerts hingen,
Statt ihrer vor’gen Glaͤtte, rauch.
So bald ein ſanfter Wind nun gehet,
Und uͤber dieſe Flaͤchen wehet,
Bewegt ſich alles: Es entſtehet,
Auf dieſer anfangs ebnen Flur,
Vom regen Waſſer, die Figur.
Es ſcheinen hin und wieder Wellen
Sich zu erhoͤhen und zu ſchwellen,
Zugleich an unterſchiednen Stellen
Sich
* Siehe den ſechſten Theil des Jrdiſchen Vergnuͤgens pag. 69.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/141>, abgerufen am 23.11.2024.
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