Ja, unser Auge fast bezaubert, mit holdem Wechsel unter- bricht, Und, durch den Gegensatz, erhebt. Kurz, scheint nicht dieses klare Naß, Von der formierenden Natur, ein recht formiertes Spiegel- Glas, Um nicht allein der Erden Schmuck, Laub, Bluhmen, Bäume, Kraut und Gras, So gar des Himmels hellen Schmuck, den Schöpfer desto mehr zu preisen, Jn solchem hellen Wiederschein, gedoppelt angenehm zu weisen?
Wer nun, bey solchem hellen Morgen, der schönen Erde Schönheit sieht, Wie alle Creatur, verjüngt, in einem bunten Schimmer glüht; Wie kann der ungerühret bleiben, wie kann der, kälter als ein Stein, Vor aller Schönheit grossem Ursprung, ohn' Ehrfurcht, unempfindlich seyn!
Unsterb-
H 3
und einer ſchoͤnen Landſchaft.
Ja, unſer Auge faſt bezaubert, mit holdem Wechſel unter- bricht, Und, durch den Gegenſatz, erhebt. Kurz, ſcheint nicht dieſes klare Naß, Von der formierenden Natur, ein recht formiertes Spiegel- Glas, Um nicht allein der Erden Schmuck, Laub, Bluhmen, Baͤume, Kraut und Gras, So gar des Himmels hellen Schmuck, den Schoͤpfer deſto mehr zu preiſen, Jn ſolchem hellen Wiederſchein, gedoppelt angenehm zu weiſen?
Wer nun, bey ſolchem hellen Morgen, der ſchoͤnen Erde Schoͤnheit ſieht, Wie alle Creatur, verjuͤngt, in einem bunten Schimmer gluͤht; Wie kann der ungeruͤhret bleiben, wie kann der, kaͤlter als ein Stein, Vor aller Schoͤnheit groſſem Urſprung, ohn’ Ehrfurcht, unempfindlich ſeyn!
Unſterb-
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und einer ſchoͤnen Landſchaft.
Ja, unſer Auge faſt bezaubert, mit holdem Wechſel unter-
bricht,
Und, durch den Gegenſatz, erhebt. Kurz, ſcheint nicht dieſes
klare Naß,
Von der formierenden Natur, ein recht formiertes Spiegel-
Glas,
Um nicht allein der Erden Schmuck, Laub, Bluhmen, Baͤume,
Kraut und Gras,
So gar des Himmels hellen Schmuck, den Schoͤpfer deſto
mehr zu preiſen,
Jn ſolchem hellen Wiederſchein, gedoppelt angenehm zu
weiſen?
Wer nun, bey ſolchem hellen Morgen, der ſchoͤnen Erde
Schoͤnheit ſieht,
Wie alle Creatur, verjuͤngt, in einem bunten Schimmer
gluͤht;
Wie kann der ungeruͤhret bleiben, wie kann der, kaͤlter als
ein Stein,
Vor aller Schoͤnheit groſſem Urſprung, ohn’ Ehrfurcht,
unempfindlich ſeyn!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/135>, abgerufen am 22.11.2024.
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