Jndem es sie kaum faßte, wäre) dazu, daß sich die Fische nähren, Da sie derselben Ueberfluß, zum Wachsthum, und zur Lust, verzehren.
"Wie? spricht allhier vielleicht ein frecher und unver- nünftger Atheist, "Der alles sonder Ueberlegung, und nach den Sinnen bloß, ermißt. "Wie? muß nicht dieser Ueberfluß, ohn' Widerspruch, euch überführen, "Daß, so wie alles auf der Welt, auch dieß von ungefehr geschehe? "Da ja ein weises Wesen weder, daß etwas, so zu viel, entstehe, "Als, was zu wenig, wirken wird. Dieß läßt uns über- zeuglich spüren, "Daß weder Ordnung oder Weisheit, in diesem Ueberfluß, zu sehn, "Und daß, ohn' allen Witz und Absicht, die Dinge, die geschehn, geschehn. "Da von viel tausend Eyerchen kein einziges vollkommen wird; "Hat Der denn, so die andern macht, in Seiner Absicht nicht geirrt? "Jch kann von eurem Aberglauben der All-Bewundrung nichts begreifen, "Und fühl' ich mich, in meiner Meynung, durch die vergebne Mühe steifen.
Wahr-
G 3
des Waſſers.
Jndem es ſie kaum faßte, waͤre) dazu, daß ſich die Fiſche naͤhren, Da ſie derſelben Ueberfluß, zum Wachsthum, und zur Luſt, verzehren.
“Wie? ſpricht allhier vielleicht ein frecher und unver- nuͤnftger Atheiſt, „Der alles ſonder Ueberlegung, und nach den Sinnen bloß, ermißt. „Wie? muß nicht dieſer Ueberfluß, ohn’ Widerſpruch, euch uͤberfuͤhren, „Daß, ſo wie alles auf der Welt, auch dieß von ungefehr geſchehe? „Da ja ein weiſes Weſen weder, daß etwas, ſo zu viel, entſtehe, „Als, was zu wenig, wirken wird. Dieß laͤßt uns uͤber- zeuglich ſpuͤren, „Daß weder Ordnung oder Weisheit, in dieſem Ueberfluß, zu ſehn, „Und daß, ohn’ allen Witz und Abſicht, die Dinge, die geſchehn, geſchehn. „Da von viel tauſend Eyerchen kein einziges vollkommen wird; „Hat Der denn, ſo die andern macht, in Seiner Abſicht nicht geirrt? „Jch kann von eurem Aberglauben der All-Bewundrung nichts begreifen, „Und fuͤhl’ ich mich, in meiner Meynung, durch die vergebne Muͤhe ſteifen.
Wahr-
G 3
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des Waſſers.
Jndem es ſie kaum faßte, waͤre) dazu, daß ſich die Fiſche
naͤhren,
Da ſie derſelben Ueberfluß, zum Wachsthum, und zur Luſt,
verzehren.
“Wie? ſpricht allhier vielleicht ein frecher und unver-
nuͤnftger Atheiſt,
„Der alles ſonder Ueberlegung, und nach den Sinnen bloß,
ermißt.
„Wie? muß nicht dieſer Ueberfluß, ohn’ Widerſpruch, euch
uͤberfuͤhren,
„Daß, ſo wie alles auf der Welt, auch dieß von ungefehr
geſchehe?
„Da ja ein weiſes Weſen weder, daß etwas, ſo zu viel,
entſtehe,
„Als, was zu wenig, wirken wird. Dieß laͤßt uns uͤber-
zeuglich ſpuͤren,
„Daß weder Ordnung oder Weisheit, in dieſem Ueberfluß,
zu ſehn,
„Und daß, ohn’ allen Witz und Abſicht, die Dinge, die
geſchehn, geſchehn.
„Da von viel tauſend Eyerchen kein einziges vollkommen
wird;
„Hat Der denn, ſo die andern macht, in Seiner Abſicht nicht
geirrt?
„Jch kann von eurem Aberglauben der All-Bewundrung
nichts begreifen,
„Und fuͤhl’ ich mich, in meiner Meynung, durch die vergebne
Muͤhe ſteifen.
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G 3
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/119>, abgerufen am 24.11.2024.
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