Und ein mit Aehren trächtig Feld Besehen, und dabey bedenken, Wie alles, was wir darauf sehn, Nicht nur so nützlich ist, als schön, Und einen großen Meister weiset; Wie alles seinen Schöpfer preiset. Es ist nunmehr die schöne Zeit, Da, wie, in warmer Heiterkeit, Die helle Frühlings-Sonne glühet, Und man die Aeren schiessen siehet. Wann nun der Schöpfer in die Saat, Jn uns ernährendes Getreyde, So Nahrung, Schönheit, Nutz, als Freude, Gesenkt und uns geschenket hat: So laßt uns, unserm Gott zu Ehren, Jn der anjetzt so schönen Welt, Auf ein bald blühend Aehren-Feld, Die Augen und das Denken kehren! Erst, wie das ganze Feld so schön, Dann einer Aehren Bau, besehn! Jn beyden uns des Schöpfers freuen; Jn beyden Lust und Dank erneuen; Jn beyden Gottes Ruhm erhöhn! Wenn wir, in der Frühlingszeit, einsam durchs Getreyde gehen, Und darin der flachen Felder best und schönste Zierde sehen: Sieht man, in der grünen Schönheit, worin unsre Blicke schwimmen, Durch den hellen Sonnenstral, recht ein grünlich Feuer glimmen. Dieses Grün scheint allgemein Und beschaut mans oben hin, bloß nur einerley zu seyn. Aber wenn man es betrachtet, Und, mit mehrerem Bedacht, auf die Quell der Schönheit achtet,
Die
Schoͤnheit eines Gefildes mit Korn,
Und ein mit Aehren traͤchtig Feld Beſehen, und dabey bedenken, Wie alles, was wir darauf ſehn, Nicht nur ſo nuͤtzlich iſt, als ſchoͤn, Und einen großen Meiſter weiſet; Wie alles ſeinen Schoͤpfer preiſet. Es iſt nunmehr die ſchoͤne Zeit, Da, wie, in warmer Heiterkeit, Die helle Fruͤhlings-Sonne gluͤhet, Und man die Aeren ſchieſſen ſiehet. Wann nun der Schoͤpfer in die Saat, Jn uns ernaͤhrendes Getreyde, So Nahrung, Schoͤnheit, Nutz, als Freude, Geſenkt und uns geſchenket hat: So laßt uns, unſerm Gott zu Ehren, Jn der anjetzt ſo ſchoͤnen Welt, Auf ein bald bluͤhend Aehren-Feld, Die Augen und das Denken kehren! Erſt, wie das ganze Feld ſo ſchoͤn, Dann einer Aehren Bau, beſehn! Jn beyden uns des Schoͤpfers freuen; Jn beyden Luſt und Dank erneuen; Jn beyden Gottes Ruhm erhoͤhn! Wenn wir, in der Fruͤhlingszeit, einſam durchs Getreyde gehen, Und darin der flachen Felder beſt und ſchoͤnſte Zierde ſehen: Sieht man, in der gruͤnen Schoͤnheit, worin unſre Blicke ſchwimmen, Durch den hellen Sonnenſtral, recht ein gruͤnlich Feuer glimmen. Dieſes Gruͤn ſcheint allgemein Und beſchaut mans oben hin, bloß nur einerley zu ſeyn. Aber wenn man es betrachtet, Und, mit mehrerem Bedacht, auf die Quell der Schoͤnheit achtet,
Die
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Schoͤnheit eines Gefildes mit Korn,
Und ein mit Aehren traͤchtig Feld
Beſehen, und dabey bedenken,
Wie alles, was wir darauf ſehn,
Nicht nur ſo nuͤtzlich iſt, als ſchoͤn,
Und einen großen Meiſter weiſet;
Wie alles ſeinen Schoͤpfer preiſet.
Es iſt nunmehr die ſchoͤne Zeit,
Da, wie, in warmer Heiterkeit,
Die helle Fruͤhlings-Sonne gluͤhet,
Und man die Aeren ſchieſſen ſiehet.
Wann nun der Schoͤpfer in die Saat,
Jn uns ernaͤhrendes Getreyde,
So Nahrung, Schoͤnheit, Nutz, als Freude,
Geſenkt und uns geſchenket hat:
So laßt uns, unſerm Gott zu Ehren,
Jn der anjetzt ſo ſchoͤnen Welt,
Auf ein bald bluͤhend Aehren-Feld,
Die Augen und das Denken kehren!
Erſt, wie das ganze Feld ſo ſchoͤn,
Dann einer Aehren Bau, beſehn!
Jn beyden uns des Schoͤpfers freuen;
Jn beyden Luſt und Dank erneuen;
Jn beyden Gottes Ruhm erhoͤhn!
Wenn wir, in der Fruͤhlingszeit, einſam durchs Getreyde gehen,
Und darin der flachen Felder beſt und ſchoͤnſte Zierde ſehen:
Sieht man, in der gruͤnen Schoͤnheit, worin unſre Blicke
ſchwimmen,
Durch den hellen Sonnenſtral, recht ein gruͤnlich Feuer glimmen.
Dieſes Gruͤn ſcheint allgemein
Und beſchaut mans oben hin, bloß nur einerley zu ſeyn.
Aber wenn man es betrachtet,
Und, mit mehrerem Bedacht, auf die Quell der Schoͤnheit achtet,
Die
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/94>, abgerufen am 23.11.2024.
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