Und wir nicht mehr, als andre Thiere, im Lob und Dank ihm Dienst zu leisten, Geschickt, gewürdigt, fähig seyn; unmöglich dieß zu glauben wäre, Daß solcher schlechten Creatur die Gottheit selber so viel Ehre Je wiederfahren lassen können, ein nicht vielmehr, als thierisch Wesen, Zu einer göttlichen Gemeinschaft, indem er Mensch ward, zu erlesen.
Aus diesen unumstößlichen, unwidersprechlich wahren Schlüssen, Wird jeder ja die Wichtigkeit der Wahrheit anerkennen müssen, Und folglich seine Schuldigkeit mit Ernst sich nemlich zu be- mühn, Der unglückseligen Gewohnheit, nach Möglichkeit, sich zu entziehn.
Wann nun, wie leider überall, es unter andern gleichfalls scheinet, Daß, nach der einst erwählten Lehr-Art, ein Theil der Geist- lichkeit vermeynet, Als ob der Schöpfung Wunderwerk, und in derselben Got- tes Ehre, Nach physicalischer Betrachtung, nicht auf den Predigtstuhl gehöre, Und es dennoch, nebst andern Pflichten, unwidersprechlich nö- thig ist, Jm Werk den Schöpfer zu bewundern: Dieß aber, wenn mans recht ermißt, Durch nichts so sehr behindert wird, indem wir allenthal- ben hören: Es ist wohl gut, jedoch nicht nöthig, weil es die Geistlichen nicht lehren,
Auch
Gedichte an Hrn. Reinbeck.
Und wir nicht mehr, als andre Thiere, im Lob und Dank ihm Dienſt zu leiſten, Geſchickt, gewuͤrdigt, faͤhig ſeyn; unmoͤglich dieß zu glauben waͤre, Daß ſolcher ſchlechten Creatur die Gottheit ſelber ſo viel Ehre Je wiederfahren laſſen koͤnnen, ein nicht vielmehr, als thieriſch Weſen, Zu einer goͤttlichen Gemeinſchaft, indem er Menſch ward, zu erleſen.
Aus dieſen unumſtoͤßlichen, unwiderſprechlich wahren Schluͤſſen, Wird jeder ja die Wichtigkeit der Wahrheit anerkennen muͤſſen, Und folglich ſeine Schuldigkeit mit Ernſt ſich nemlich zu be- muͤhn, Der ungluͤckſeligen Gewohnheit, nach Moͤglichkeit, ſich zu entziehn.
Wann nun, wie leider uͤberall, es unter andern gleichfalls ſcheinet, Daß, nach der einſt erwaͤhlten Lehr-Art, ein Theil der Geiſt- lichkeit vermeynet, Als ob der Schoͤpfung Wunderwerk, und in derſelben Got- tes Ehre, Nach phyſicaliſcher Betrachtung, nicht auf den Predigtſtuhl gehoͤre, Und es dennoch, nebſt andern Pflichten, unwiderſprechlich noͤ- thig iſt, Jm Werk den Schoͤpfer zu bewundern: Dieß aber, wenn mans recht ermißt, Durch nichts ſo ſehr behindert wird, indem wir allenthal- ben hoͤren: Es iſt wohl gut, jedoch nicht noͤthig, weil es die Geiſtlichen nicht lehren,
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Gedichte an Hrn. Reinbeck.
Und wir nicht mehr, als andre Thiere, im Lob und Dank ihm
Dienſt zu leiſten,
Geſchickt, gewuͤrdigt, faͤhig ſeyn; unmoͤglich dieß zu glauben waͤre,
Daß ſolcher ſchlechten Creatur die Gottheit ſelber ſo viel Ehre
Je wiederfahren laſſen koͤnnen, ein nicht vielmehr, als thieriſch
Weſen,
Zu einer goͤttlichen Gemeinſchaft, indem er Menſch ward, zu
erleſen.
Aus dieſen unumſtoͤßlichen, unwiderſprechlich wahren
Schluͤſſen,
Wird jeder ja die Wichtigkeit der Wahrheit anerkennen muͤſſen,
Und folglich ſeine Schuldigkeit mit Ernſt ſich nemlich zu be-
muͤhn,
Der ungluͤckſeligen Gewohnheit, nach Moͤglichkeit, ſich zu
entziehn.
Wann nun, wie leider uͤberall, es unter andern gleichfalls
ſcheinet,
Daß, nach der einſt erwaͤhlten Lehr-Art, ein Theil der Geiſt-
lichkeit vermeynet,
Als ob der Schoͤpfung Wunderwerk, und in derſelben Got-
tes Ehre,
Nach phyſicaliſcher Betrachtung, nicht auf den Predigtſtuhl
gehoͤre,
Und es dennoch, nebſt andern Pflichten, unwiderſprechlich noͤ-
thig iſt,
Jm Werk den Schoͤpfer zu bewundern: Dieß aber, wenn
mans recht ermißt,
Durch nichts ſo ſehr behindert wird, indem wir allenthal-
ben hoͤren:
Es iſt wohl gut, jedoch nicht noͤthig, weil es die
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 733. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/757>, abgerufen am 22.11.2024.
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