Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Ehrenmaal des Marggrafen
Hier schwieg sie, blieb jedoch nicht lang in dieser Unmuths-
vollen Ruh,

Und rief den gar zu sehr betrübten und ganz bethränten Gärt-
nern zu:


Getreue Diener der Natur,
Die ihr euch, ihr zur Ehr, bemühet,
Und ihre schönste Zucht erziehet,
Jhr Gärtner, kommt! auf dieser Fluhr
Müßt ihr euch, Carl zum Ruhm, vereinen:
Hier müßt ihr alle Jahr erscheinen,
Sein Grab mit der geliebten Pracht
Von Blumen, und zwar aus den schönen
Den Schönsten, so hervorgebracht,
Jn nett-geflochtnen Kränzen, krönen;
Denn keiner hat sich so um sie verdient gemacht.
Jch will indeß von ihm und seinem Ruhm nicht schweigen,
Jch will, was er gewirkt, der späten Nachwelt zeigen:
Ja, so lang im lauen Lenzen
Feld und Wiesen lieblich grün,
Und so lange Blumen blühn,
Wird auch Carols Nachruhm glänzen.
Jch will in mancherley Gedichten
Jhm solch ein Ehrenmaal errichten,
Das Neid und Zeit nicht stürzen soll;
Fahrt ihr indeß mit stetem Fleiße fort,
Und ziert in Carols-Ruh der Erden schönsten Ort,
Wünscht aber ihm vorher das letzte Ruhe wohl!
Aria.
Ehrenmaal des Marggrafen
Hier ſchwieg ſie, blieb jedoch nicht lang in dieſer Unmuths-
vollen Ruh,

Und rief den gar zu ſehr betruͤbten und ganz bethraͤnten Gaͤrt-
nern zu:


Getreue Diener der Natur,
Die ihr euch, ihr zur Ehr, bemuͤhet,
Und ihre ſchoͤnſte Zucht erziehet,
Jhr Gaͤrtner, kommt! auf dieſer Fluhr
Muͤßt ihr euch, Carl zum Ruhm, vereinen:
Hier muͤßt ihr alle Jahr erſcheinen,
Sein Grab mit der geliebten Pracht
Von Blumen, und zwar aus den ſchoͤnen
Den Schoͤnſten, ſo hervorgebracht,
Jn nett-geflochtnen Kraͤnzen, kroͤnen;
Denn keiner hat ſich ſo um ſie verdient gemacht.
Jch will indeß von ihm und ſeinem Ruhm nicht ſchweigen,
Jch will, was er gewirkt, der ſpaͤten Nachwelt zeigen:
Ja, ſo lang im lauen Lenzen
Feld und Wieſen lieblich gruͤn,
Und ſo lange Blumen bluͤhn,
Wird auch Carols Nachruhm glaͤnzen.
Jch will in mancherley Gedichten
Jhm ſolch ein Ehrenmaal errichten,
Das Neid und Zeit nicht ſtuͤrzen ſoll;
Fahrt ihr indeß mit ſtetem Fleiße fort,
Und ziert in Carols-Ruh der Erden ſchoͤnſten Ort,
Wuͤnſcht aber ihm vorher das letzte Ruhe wohl!
Aria.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0752" n="728"/>
          <fw place="top" type="header">Ehrenmaal des Marggrafen</fw><lb/>
          <lg n="20">
            <l>Hier &#x017F;chwieg &#x017F;ie, blieb jedoch nicht lang in die&#x017F;er Unmuths-<lb/><hi rendition="#et">vollen Ruh,</hi></l><lb/>
            <l>Und rief den gar zu &#x017F;ehr betru&#x0364;bten und ganz bethra&#x0364;nten Ga&#x0364;rt-<lb/><hi rendition="#et">nern zu:</hi></l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg n="21">
            <l>Getreue Diener der Natur,</l><lb/>
            <l>Die ihr euch, ihr zur Ehr, bemu&#x0364;het,</l><lb/>
            <l>Und ihre &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Zucht erziehet,</l><lb/>
            <l>Jhr Ga&#x0364;rtner, kommt! auf die&#x017F;er Fluhr</l><lb/>
            <l>Mu&#x0364;ßt ihr euch, <hi rendition="#fr">Carl</hi> zum Ruhm, vereinen:</l><lb/>
            <l>Hier mu&#x0364;ßt ihr alle Jahr er&#x017F;cheinen,</l><lb/>
            <l>Sein Grab mit der geliebten Pracht</l><lb/>
            <l>Von Blumen, und zwar aus den &#x017F;cho&#x0364;nen</l><lb/>
            <l>Den Scho&#x0364;n&#x017F;ten, &#x017F;o hervorgebracht,</l><lb/>
            <l>Jn nett-geflochtnen Kra&#x0364;nzen, kro&#x0364;nen;</l><lb/>
            <l>Denn keiner hat &#x017F;ich &#x017F;o um &#x017F;ie verdient gemacht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="22">
            <l>Jch will indeß von ihm und &#x017F;einem Ruhm nicht &#x017F;chweigen,</l><lb/>
            <l>Jch will, was er gewirkt, der &#x017F;pa&#x0364;ten Nachwelt zeigen:</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="23">
            <l> <hi rendition="#fr">Ja, &#x017F;o lang im lauen Lenzen</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Feld und Wie&#x017F;en lieblich gru&#x0364;n,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Und &#x017F;o lange Blumen blu&#x0364;hn,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Wird auch Carols Nachruhm gla&#x0364;nzen.</hi> </l><lb/>
            <l>Jch will in mancherley Gedichten</l><lb/>
            <l>Jhm &#x017F;olch ein Ehrenmaal errichten,</l><lb/>
            <l>Das Neid und Zeit nicht &#x017F;tu&#x0364;rzen &#x017F;oll;</l><lb/>
            <l>Fahrt ihr indeß mit &#x017F;tetem Fleiße fort,</l><lb/>
            <l>Und ziert in <hi rendition="#fr">Carols-Ruh</hi> der Erden &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Ort,</l><lb/>
            <l>Wu&#x0364;n&#x017F;cht aber ihm vorher das letzte <hi rendition="#fr">Ruhe wohl!</hi></l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Aria.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[728/0752] Ehrenmaal des Marggrafen Hier ſchwieg ſie, blieb jedoch nicht lang in dieſer Unmuths- vollen Ruh, Und rief den gar zu ſehr betruͤbten und ganz bethraͤnten Gaͤrt- nern zu: Getreue Diener der Natur, Die ihr euch, ihr zur Ehr, bemuͤhet, Und ihre ſchoͤnſte Zucht erziehet, Jhr Gaͤrtner, kommt! auf dieſer Fluhr Muͤßt ihr euch, Carl zum Ruhm, vereinen: Hier muͤßt ihr alle Jahr erſcheinen, Sein Grab mit der geliebten Pracht Von Blumen, und zwar aus den ſchoͤnen Den Schoͤnſten, ſo hervorgebracht, Jn nett-geflochtnen Kraͤnzen, kroͤnen; Denn keiner hat ſich ſo um ſie verdient gemacht. Jch will indeß von ihm und ſeinem Ruhm nicht ſchweigen, Jch will, was er gewirkt, der ſpaͤten Nachwelt zeigen: Ja, ſo lang im lauen Lenzen Feld und Wieſen lieblich gruͤn, Und ſo lange Blumen bluͤhn, Wird auch Carols Nachruhm glaͤnzen. Jch will in mancherley Gedichten Jhm ſolch ein Ehrenmaal errichten, Das Neid und Zeit nicht ſtuͤrzen ſoll; Fahrt ihr indeß mit ſtetem Fleiße fort, Und ziert in Carols-Ruh der Erden ſchoͤnſten Ort, Wuͤnſcht aber ihm vorher das letzte Ruhe wohl! Aria.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/752
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/752>, abgerufen am 25.11.2024.