Ja gar, wo es mit Fleiß geschäh, und daß ein Gott aus Vor- satz wollte, Daß etwas unglückselig seyn, und ewig also bleiben sollte: Könnt es unmöglich anders seyn, durch solch ein Schrecken- Bild verlöhre, Nach den Jdeen, die wir haben, die Gottheit selbst von ihrer Ehre Jn unsrer aller Seelen viel. Kaum würd man sich enthal- ten können, Auch wider unsern Willen, selbst den Schöpfer ungerecht zu nennen.
Es würde solche Meynung eh sich auf ein böses Wesen passen, Und eh sich fast vom Satan selbst, als von der Gottheit, den- ken lassen. Hingegen, wie bereits gemeldet, ist unsre Pflicht und Schul- digkeit, Zu der Verherrlichung des Schöpfers, von seiner Vollenkom- menheit Das allerbeste zu gedenken, nach aller Kräfte Möglichkeit.
Wenn nun die Seel in ihrem Wesen die ewig feste Wahr- heit spüret, Und sie, daß Gott die ewge Liebe, ganz überzeuglich überführet: So fließt hieraus unwidersprechlich, daß sie nicht anders kann gedenken, Als daß die Huld der Gottheit alles zum guten Endzweck wer- de lenken, Daß alles, was uns überkömmt, an Unglücksfällen, in der Zeit, Zu unserm Heil uns überkömmt, ja daß bis in die Ewigkeit
Sein
Betrachtung einiger Pflichten
Ja gar, wo es mit Fleiß geſchaͤh, und daß ein Gott aus Vor- ſatz wollte, Daß etwas ungluͤckſelig ſeyn, und ewig alſo bleiben ſollte: Koͤnnt es unmoͤglich anders ſeyn, durch ſolch ein Schrecken- Bild verloͤhre, Nach den Jdeen, die wir haben, die Gottheit ſelbſt von ihrer Ehre Jn unſrer aller Seelen viel. Kaum wuͤrd man ſich enthal- ten koͤnnen, Auch wider unſern Willen, ſelbſt den Schoͤpfer ungerecht zu nennen.
Es wuͤrde ſolche Meynung eh ſich auf ein boͤſes Weſen paſſen, Und eh ſich faſt vom Satan ſelbſt, als von der Gottheit, den- ken laſſen. Hingegen, wie bereits gemeldet, iſt unſre Pflicht und Schul- digkeit, Zu der Verherrlichung des Schoͤpfers, von ſeiner Vollenkom- menheit Das allerbeſte zu gedenken, nach aller Kraͤfte Moͤglichkeit.
Wenn nun die Seel in ihrem Weſen die ewig feſte Wahr- heit ſpuͤret, Und ſie, daß Gott die ewge Liebe, ganz uͤberzeuglich uͤberfuͤhret: So fließt hieraus unwiderſprechlich, daß ſie nicht anders kann gedenken, Als daß die Huld der Gottheit alles zum guten Endzweck wer- de lenken, Daß alles, was uns uͤberkoͤmmt, an Ungluͤcksfaͤllen, in der Zeit, Zu unſerm Heil uns uͤberkoͤmmt, ja daß bis in die Ewigkeit
Sein
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Betrachtung einiger Pflichten
Ja gar, wo es mit Fleiß geſchaͤh, und daß ein Gott aus Vor-
ſatz wollte,
Daß etwas ungluͤckſelig ſeyn, und ewig alſo bleiben ſollte:
Koͤnnt es unmoͤglich anders ſeyn, durch ſolch ein Schrecken-
Bild verloͤhre,
Nach den Jdeen, die wir haben, die Gottheit ſelbſt von ihrer
Ehre
Jn unſrer aller Seelen viel. Kaum wuͤrd man ſich enthal-
ten koͤnnen,
Auch wider unſern Willen, ſelbſt den Schoͤpfer ungerecht zu
nennen.
Es wuͤrde ſolche Meynung eh ſich auf ein boͤſes Weſen
paſſen,
Und eh ſich faſt vom Satan ſelbſt, als von der Gottheit, den-
ken laſſen.
Hingegen, wie bereits gemeldet, iſt unſre Pflicht und Schul-
digkeit,
Zu der Verherrlichung des Schoͤpfers, von ſeiner Vollenkom-
menheit
Das allerbeſte zu gedenken, nach aller Kraͤfte Moͤglichkeit.
Wenn nun die Seel in ihrem Weſen die ewig feſte Wahr-
heit ſpuͤret,
Und ſie, daß Gott die ewge Liebe, ganz uͤberzeuglich uͤberfuͤhret:
So fließt hieraus unwiderſprechlich, daß ſie nicht anders kann
gedenken,
Als daß die Huld der Gottheit alles zum guten Endzweck wer-
de lenken,
Daß alles, was uns uͤberkoͤmmt, an Ungluͤcksfaͤllen, in der
Zeit,
Zu unſerm Heil uns uͤberkoͤmmt, ja daß bis in die Ewigkeit
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/692>, abgerufen am 18.12.2024.
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