Damit nun aber durch die Sehnen, die wahren Stricken ähnlich seyn, Wenn sie durch ihrer Muskeln Kraft gedehnet werden und ge- spannt, Wie sonst gewiß geschehen müßt, als wahre Stricke in der Hand, Kein Hinderniß verursacht werde: So flechten sie sich künst- lich ein, Jn eines andern großen Muskels (der auch am Ellenbo- bogen fest,) Auch vierfach eingetheilte Sehnen, Wovon sich jede wieder theilt, und jenen einen Durchgang läßt. Noch mehr man findet kleine Rollen, in einem jeden Glied formiret, Wodurch die erste Sehne denn die fordern Glieder so re- gieret, Daß sonder Hinderniß der Sehnen, die Hand, im Biegen hohl verbleibt, Und sie, was sie sonst nicht vermöchte, ergreift, beklemmet, wirkt und treibt, Was sie sich vorgesetzt zu treiben. Nun mögen wir uns sel- ber fragen, Ob alles dieß von ungefähr von selbst sich also zugetragen; Ob wir nicht einen weisen Endzweck zu erst in diesem Werk entdecken, Daß die zween Muskeln, wodurch sich die Finger biegen, oder strecken, So weit von unsrer Hand entfernt, indem, da sie sich sehr verdicken, (Wie wir, wenn wir mit unsrer Linken, den rechten Arm um- spannend drücken,
Dann
Betrachtung
Damit nun aber durch die Sehnen, die wahren Stricken aͤhnlich ſeyn, Wenn ſie durch ihrer Muskeln Kraft gedehnet werden und ge- ſpannt, Wie ſonſt gewiß geſchehen muͤßt, als wahre Stricke in der Hand, Kein Hinderniß verurſacht werde: So flechten ſie ſich kuͤnſt- lich ein, Jn eines andern großen Muskels (der auch am Ellenbo- bogen feſt,) Auch vierfach eingetheilte Sehnen, Wovon ſich jede wieder theilt, und jenen einen Durchgang laͤßt. Noch mehr man findet kleine Rollen, in einem jeden Glied formiret, Wodurch die erſte Sehne denn die fordern Glieder ſo re- gieret, Daß ſonder Hinderniß der Sehnen, die Hand, im Biegen hohl verbleibt, Und ſie, was ſie ſonſt nicht vermoͤchte, ergreift, beklemmet, wirkt und treibt, Was ſie ſich vorgeſetzt zu treiben. Nun moͤgen wir uns ſel- ber fragen, Ob alles dieß von ungefaͤhr von ſelbſt ſich alſo zugetragen; Ob wir nicht einen weiſen Endzweck zu erſt in dieſem Werk entdecken, Daß die zween Muskeln, wodurch ſich die Finger biegen, oder ſtrecken, So weit von unſrer Hand entfernt, indem, da ſie ſich ſehr verdicken, (Wie wir, wenn wir mit unſrer Linken, den rechten Arm um- ſpannend druͤcken,
Dann
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Betrachtung
Damit nun aber durch die Sehnen, die wahren Stricken
aͤhnlich ſeyn,
Wenn ſie durch ihrer Muskeln Kraft gedehnet werden und ge-
ſpannt,
Wie ſonſt gewiß geſchehen muͤßt, als wahre Stricke in der
Hand,
Kein Hinderniß verurſacht werde: So flechten ſie ſich kuͤnſt-
lich ein,
Jn eines andern großen Muskels (der auch am Ellenbo-
bogen feſt,)
Auch vierfach eingetheilte Sehnen,
Wovon ſich jede wieder theilt, und jenen einen Durchgang
laͤßt.
Noch mehr man findet kleine Rollen, in einem jeden Glied
formiret,
Wodurch die erſte Sehne denn die fordern Glieder ſo re-
gieret,
Daß ſonder Hinderniß der Sehnen, die Hand, im Biegen
hohl verbleibt,
Und ſie, was ſie ſonſt nicht vermoͤchte, ergreift, beklemmet,
wirkt und treibt,
Was ſie ſich vorgeſetzt zu treiben. Nun moͤgen wir uns ſel-
ber fragen,
Ob alles dieß von ungefaͤhr von ſelbſt ſich alſo zugetragen;
Ob wir nicht einen weiſen Endzweck zu erſt in dieſem Werk
entdecken,
Daß die zween Muskeln, wodurch ſich die Finger biegen,
oder ſtrecken,
So weit von unſrer Hand entfernt, indem, da ſie ſich ſehr
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(Wie wir, wenn wir mit unſrer Linken, den rechten Arm um-
ſpannend druͤcken,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/652>, abgerufen am 22.11.2024.
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