Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Gespräch.
Gespräch.
A.
Wenn wir des Guten nicht geniessen, durch Denken; ist
es gleich verflossen.
B.
Ach es verfliesset ja nicht minder, hab ichs mit Denken gleich
genossen.
A.
Ob alles gleich, wie es die Wahrheit, als wie ein strengex
Strom verfleußt:

So stellet doch, durch Gottes Ordnung, sich immer etwas
neues ein,

Und lieget es an unserm Geist, daß er sich darauf stets befleißt,
Am neuen immer was zu finden, womit er kann vergnüget seyn.
B.
Dieß stehet nicht in seinem Willen, noch weniger in seiner
Macht;

Weil öfters etwas Böses kömmt, worin man nichts ergetzlichs
findet.
A.
Jch spreche nicht von Unglücksfällen, ich bin allein darauf
bedacht,

Des Guten besser zu gebrauchen, das sonsten ungefühlt ver-
schwindet;

Zumalen wir noch überdem erwogner Dinge flüchtges Rennen,
Durch die Erinnrung des Genußes, gewissermaßen hemmen
können.
Ueber-
Geſpraͤch.
Geſpraͤch.
A.
Wenn wir des Guten nicht genieſſen, durch Denken; iſt
es gleich verfloſſen.
B.
Ach es verflieſſet ja nicht minder, hab ichs mit Denken gleich
genoſſen.
A.
Ob alles gleich, wie es die Wahrheit, als wie ein ſtrengex
Strom verfleußt:

So ſtellet doch, durch Gottes Ordnung, ſich immer etwas
neues ein,

Und lieget es an unſerm Geiſt, daß er ſich darauf ſtets befleißt,
Am neuen immer was zu finden, womit er kann vergnuͤget ſeyn.
B.
Dieß ſtehet nicht in ſeinem Willen, noch weniger in ſeiner
Macht;

Weil oͤfters etwas Boͤſes koͤmmt, worin man nichts ergetzlichs
findet.
A.
Jch ſpreche nicht von Ungluͤcksfaͤllen, ich bin allein darauf
bedacht,

Des Guten beſſer zu gebrauchen, das ſonſten ungefuͤhlt ver-
ſchwindet;

Zumalen wir noch uͤberdem erwogner Dinge fluͤchtges Rennen,
Durch die Erinnrung des Genußes, gewiſſermaßen hemmen
koͤnnen.
Ueber-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0616" n="592"/>
        <fw place="top" type="header">Ge&#x017F;pra&#x0364;ch.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Ge&#x017F;pra&#x0364;ch.</hi> </hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">A.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>enn wir des Guten nicht genie&#x017F;&#x017F;en, durch Denken; i&#x017F;t</l><lb/>
            <l>es gleich verflo&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">B.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Ach es verflie&#x017F;&#x017F;et ja nicht minder, hab ichs mit Denken gleich<lb/><hi rendition="#et">geno&#x017F;&#x017F;en.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">A.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Ob alles gleich, wie es die Wahrheit, als wie ein &#x017F;trengex<lb/><hi rendition="#et">Strom verfleußt:</hi></l><lb/>
            <l>So &#x017F;tellet doch, durch Gottes Ordnung, &#x017F;ich immer etwas<lb/><hi rendition="#et">neues ein,</hi></l><lb/>
            <l>Und lieget es an un&#x017F;erm Gei&#x017F;t, daß er &#x017F;ich darauf &#x017F;tets befleißt,</l><lb/>
            <l>Am neuen immer was zu finden, womit er kann vergnu&#x0364;get &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">B.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Dieß &#x017F;tehet nicht in &#x017F;einem Willen, noch weniger in &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#et">Macht;</hi></l><lb/>
            <l>Weil o&#x0364;fters etwas Bo&#x0364;&#x017F;es ko&#x0364;mmt, worin man nichts ergetzlichs<lb/><hi rendition="#et">findet.</hi></l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">A.</hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Jch &#x017F;preche nicht von Unglu&#x0364;cksfa&#x0364;llen, ich bin allein darauf<lb/><hi rendition="#et">bedacht,</hi></l><lb/>
            <l>Des Guten be&#x017F;&#x017F;er zu gebrauchen, das &#x017F;on&#x017F;ten ungefu&#x0364;hlt ver-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chwindet;</hi></l><lb/>
            <l>Zumalen wir noch u&#x0364;berdem erwogner Dinge flu&#x0364;chtges Rennen,</l><lb/>
            <l>Durch die <hi rendition="#fr">Erinnrung</hi> des Genußes, gewi&#x017F;&#x017F;ermaßen hemmen<lb/><hi rendition="#et">ko&#x0364;nnen.</hi></l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Ueber-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[592/0616] Geſpraͤch. Geſpraͤch. A. Wenn wir des Guten nicht genieſſen, durch Denken; iſt es gleich verfloſſen. B. Ach es verflieſſet ja nicht minder, hab ichs mit Denken gleich genoſſen. A. Ob alles gleich, wie es die Wahrheit, als wie ein ſtrengex Strom verfleußt: So ſtellet doch, durch Gottes Ordnung, ſich immer etwas neues ein, Und lieget es an unſerm Geiſt, daß er ſich darauf ſtets befleißt, Am neuen immer was zu finden, womit er kann vergnuͤget ſeyn. B. Dieß ſtehet nicht in ſeinem Willen, noch weniger in ſeiner Macht; Weil oͤfters etwas Boͤſes koͤmmt, worin man nichts ergetzlichs findet. A. Jch ſpreche nicht von Ungluͤcksfaͤllen, ich bin allein darauf bedacht, Des Guten beſſer zu gebrauchen, das ſonſten ungefuͤhlt ver- ſchwindet; Zumalen wir noch uͤberdem erwogner Dinge fluͤchtges Rennen, Durch die Erinnrung des Genußes, gewiſſermaßen hemmen koͤnnen. Ueber-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/616
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/616>, abgerufen am 24.11.2024.